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Im Licht der roten Erde

Im Licht der roten Erde

Titel: Im Licht der roten Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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wendete, doch ein dicker, niedriger Ast verstellte ihnen den Weg. Als er in die andere Richtung lenkte, versanken die Räder in feinem, nassem Sand. Billy legte den Rückwärtsgang ein, doch trotz seines starken Allradantriebs blieb der OKA stecken. Sie stiegen aus, um ihre Lage einzuschätzen.
    »Wir haben zwei Probleme«, stellte Billy fest. »Es ist unmöglich, zurück-, und zu schwierig, vorwärtszufahren.« Er watete durch den Schlamm nach hinten, öffnete eine Klappe und nahm verschiedene Gerätschaften heraus.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Susan zu Veronica.
    Alan wirkte unbeeindruckt. »Aufregend, nicht?«
    »Ich könnte gut ohne diese Art von Aufregung leben«, erwiderte Veronica.
    Billy reichte Mick eine Kette. »Legen Sie die hier um den Baum. Und leuchten Sie mit der Taschenlampe rüber!«
    Im tanzenden Strahl von Beth’ und Susans Taschenlampen sowie dem Licht der Autoscheinwerfer stellte Billy die automatische Winde an, nachdem Mick die Kette zweimal um den massiven Baumstamm geschlungen hatte.
    »Was erwartet uns denn, wenn wir aus dem Schlamm raus sind?«, rief der Richter.
    »Lassen Sie uns mal nachsehen.« Billy nahm Beth’ Taschenlampe, Alan die von Susan. Rasch zogen sie ihre Stiefel und Socken aus. Billy brach zwei Zweige von einem Ast ab, mit denen sie den Morast vor sich abtasteten, und sie wateten durch den Schlamm, bis sie festeren Boden unter den Füßen verspürten. Der Strahl der Taschenlampe zuckte durch die Bäume.
    »Sieht nicht so aus, als könnten wir da durchfahren«, bemerkte Alistair.
    »Warum setzen wir nicht einfach zurück und kehren um?«, fragte Veronica.
    »Die Winde ist vorne, Schlaubergerin«, sagte Mick.
    Doch Billy löste das Problem, indem er eine Kettensäge nahm und eine Schneise durch die kleinen Bäume schlug. Die Winde schleppte sie langsam auf festeren Untergrund, und Billy kurvte in einem weiten Bogen um das Schlammloch und zurück auf die Hauptpiste, während Beth im starken Licht der Scheinwerfer nach ihren Orientierungspunkten Ausschau hielt. Diesmal machte sie keinen Fehler, und zwei Stunden später rollten sie über eine plattgedrückte Graspiste ins Lager der Barradja.
    Die Grenze des dreihundert Quadratkilometer großen Marrenyikka, das den Barradja zugewiesen worden war, war nirgendwo markiert. Plötzlich tauchten vor ihnen der einladende Schein eines großen Lagerfeuers und schwache elektrische Lichter in niedrigen Gebäuden auf.
    »Was würde ich nicht für eine gute Tasse Tee geben … oder etwas Stärkeres«, seufzte Veronica.
    Beth blickte über die Schulter. »Im Lager gibt es keinen Alkohol. Wenn jemand etwas daheihat …?« Keiner machte den Mund auf. »… dann sollte er es außer Sichtweite verwahren. Ardjani und die Ältesten sind da unerbittlich. Sie möchten nicht, dass ihre Leute Probleme mit
grog
bekommen. Alkohol zu trinken, so sagt er, ist nicht die richtige Art zu leben.«
    »Wohin soll ich fahren?«, fragte Billy, der an ein paar verstreut wachsenden Bäumen vorbeirollte.
    »Zum Feuer«, sagte Beth.
    Die eindrucksvolle Gestalt Rusty Kinawallis erschien im Licht der Scheinwerfer. Er wedelte mit einer Baseballkappe der Chicago Bulls, um ihnen zu bedeuten, dass sie anhalten sollten.
    »Tag, Freund. Warum habt ihr so lange gebraucht?«
    »Ein paar Verzögerungen unterwegs. Wo soll ich parken?«
    »He, Rusty, noch was zu essen übrig?«, rief Beth.
    »Nö.« Er grinste breit und rieb sich die Wampe. »Wir haben euer Abendessen aufgefuttert. Ihr wart ja nicht da.« Er stellte sich in die offene Tür des OKA und leitete sie zu einer etwa zweihundert Meter vom Hauptlager entfernten Lichtung, die von Niaoulibäumen und Buschwerk eingekreist war und somit einen perfekten Zeltplatz abgab. Die Gruppe kletterte aus dem Fahrzeug.
    Beth stellte sie einander vor. »Das ist Rusty«, sagte sie laut. »Ältester und Schlüsselspieler in der hiesigen Football-Liga.« Ein weiterer Mann tauchte auf, gefolgt von mehreren Kindern und Hunden, und Beth fügte hinzu: »Und das hier ist Digger Manjarrie. Ebenfalls Ältester.«
    Rusty nickte ihnen zu, und Digger hob grüßend die Hand.
    »Wenn jemand auf die Toilette muss, die ist da drüben.«
    »Auf welchen Baum zeigt er?«, flüsterte Veronica.
    »Nicht auf die Bäume, obwohl du da natürlich auch hinmachen kannst, wenn du möchtest. Aber pass auf den bösartigen Bullen auf, der sich dort herumtreibt.«
    »Sie machen Witze! Oder?«
    »Ach, er wird dir schon nichts tun. Er ist von einer der Stationen

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