Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
irgendwo einen Bazillus eingehandelt, redete sich Harding beruhigend ein. Er hatte in den letzten Monaten einfach zu hart gearbeitet, war zu viel gereist. Hatte die Zeitzonen zu oft überquert. Er würde sich ein oder zwei Tage Pause gönnen und ausruhen, damit sich sein erschöpfter Organismus wieder von den Strapazen erholen konnte.
Ermutigt von dieser Idee, legte er seinen Sicherheitsgurt an und ließ den Motor seines Wagens an. Und fuhr über die Rampe der Fähre auf Three Sisters Island hinauf.
Der Wind verwandelte sich in einen ausgewachsenen Sturm mit orkanartigen Böen, Schneeschauern und Eisregen. Am zweiten Tag des Unwetters tauchte Mac aus seiner Arbeit auf und sah sich gründlich im Haus um. Es waren weitere Kartons mit Büchern angekommen, die er sich hatte nachschicken lassen, und außerdem Ersatzteile für einige seiner Geräte. Im Moment hatte er die Einzelteile eines Sensors über den gesamten kleinen Küchentisch verstreut. Auf der Anrichte stand ein Monitor, der verrückt gespielt und den Mac daraufhin aufgeschraubt hatte, sodass jetzt seine Eingeweide herausquollen.
Die Küche roch noch immer nach den Eiern, die er an diesem Morgen hatte verbrennen lassen – und die er, wie er zugeben musste, eigentlich gar nicht erst hätte braten dürfen, wenn er mit seinen Gedanken ganz woanders war.
Er hatte auch ein Glas zerbrochen. Und hatte eine nette kleine Schnittwunde unter der Ferse, weil er sich in seiner Schusseligkeit wieder einmal hatte ablenken lassen, bevor er dazu gekommen war, die vielen scharfkantigen Scherben zusammenzufegen. Er hatte inzwischen das gesamte Cottage in ein Labor verwandelt – was an sich ja nicht schlecht war. Aber ohne einen Laborassistenten, der hinter ihm aufräumte, hatte er es leider auch in ein Chaos verwandelt.
Es störte ihn zwar nicht weiter, in einem solchen Katastrophengebiet zu arbeiten, aber als ständiger Wohnsitz würde es sich ganz sicher nicht eignen.
Wenn das Cottage zu klein war, um ihn und seine zahlreichen Arbeitsgeräte aufnehmen zu können, dann war es mit Sicherheit auch zu klein für eine …
Für Ripley, dachte er hastig. Er war noch nicht so ganz bereit, den Ausdruck Ehefrau zu gebrauchen, noch nicht einmal in Gedanken.
Es war nicht etwa so, dass er sie nicht heiraten wollte, denn das wollte er auf jeden Fall. Und er scheute vor diesem
Ausdruck auch nicht etwa deshalb zurück, weil er Zweifel daran gehabt hätte, dass sie ihn heiraten würde. Nein. Er würde auf diesem Gebiet ganz einfach abwarten, bis sie endlich nachgab. Denn er war davon überzeugt, dass seine Geduld und Beharrlichkeit es noch jederzeit mit ihrer Halsstarrigkeit aufnehmen konnten.
Aber so weit sind wir im Moment noch nicht, sagte er sich, immer eins nach dem anderen.
Wenn ein Mann sich auf Dauer irgendwo häuslich niederlassen wollte, dann musste er erst einmal einen dafür geeigneten Ort finden. Und sosehr es ihm das kleine gelbe Cottage auch angetan hatte, es würde leider nicht seinen Zweck erfüllen. Und abgesehen davon zweifelte er auch ernsthaft daran, dass Mia es überhaupt verkaufen würde.
Mac stand von seinem Stuhl auf und schaffte es nicht nur, auf eine heruntergefallene Schraube zu treten, sondern auch noch exakt mit der Stelle seines nackten Fußes draufzutreten, an der er die frische Schnittwunde von der Glasscherbe hatte. Er verbrachte einige Zeit damit, ausgiebig zu fluchen, und humpelte dann hinaus, um die Schuhe zu finden, von denen er geglaubt hatte, er hätte sie bereits angezogen.
Er fand ein Paar im Eingang zum Schlafzimmer wo sie sich offensichtlich selbst deponiert hatten, um voller Hinterlist darauf zu warten, dass er über sie stolperte.
Mac bückte sich, hob die Schuhe auf und warf dabei einen Blick ins Schlafzimmer. Und zuckte peinlich berührt zusammen. Er hauste normalerweise nicht wie ein Chaot. Okay, gestand er sich ein, er hatte normalerweise nicht die Absicht, wie ein Chaot zu hausen. Es passierte ganz einfach.
Er vergaß die Schuhe wieder und krempelte sich die Ärmel auf. Er würde jetzt erst einmal das heillose Durcheinander im Schlafzimmer aufräumen und die manuelle Arbeit
dazu benutzen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Denn er musste dringend über ein geeignetes Haus nachdenken.
Es müsste relativ groß sein, damit seine Geräte nicht ständig im Weg sein würden – oder jedenfalls nicht mehr als absolut unumgänglich. Außerdem würde er auch ein Büro brauchen.
Nicht ganz sicher, wann er das letzte Mal
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