Im Licht der Sonne: Roman (German Edition)
Lippen. Heiß, wütend und verzehrend.
»Warum lügst du mich an?«
Sie war völlig außer Atem, und ihre Gedanken hatten sich wie Ameisen in alle Himmelsrichtungen verflüchtigt. »Hände weg!«
»Warum lügst du mich an?«, wiederholte er und drückte sie gegen die Kühlschranktür.
Distanziert?, dachte sie verwirrt. Hatte sie tatsächlich geglaubt, er sähe die Sache gelassen und distanziert? Im Moment war sein Blick jedenfalls so grimmig und durchbohrend, dass sie sich wunderte, dass er keine Löcher in ihrem Schädel hinterließ.
»Woher stammt dieser ganze Schwachsinn eigentlich?« Er schüttelte sie kurz. »Warum willst du mir wehtun?«
Und es tat wirklich weh. Ein tiefer, pochender Schmerz im Magen, ein langsames, ziehendes Stechen im Herzen.
»Ich will dich nicht verletzen, aber das werde ich tun, wenn du nicht aufhörst, dich mir aufzudrängen. Ich will dich nicht.«
»Du bist eine Lügnerin. Du hast mich umarmt, als du geschlafen hast.«
»Du kannst mich wohl kaum für das verantwortlich machen, was ich im Schlaf tue.«
»Du hast dich mir in der Dunkelheit zugewandt.« Seine Stimme war ruhig, erbarmungslos. Ein Teil von ihm fühlte sich, als ob er um sein Leben kämpfte. »Du hast dich mir hingegeben.«
»Sex ist …«
»Das war kein Sex.« Er beruhigte sich wieder, abrupt, weil er sich daran erinnerte, wie es gewesen war. Wie es für sie beide gewesen war. Seine Hände entkrampften sich, und
die Wut in seinen Augen verwandelte sich in Verzweiflung. »Meinst du, du kannst mich durch einen Trick dazu bringen, mich von dir abzuwenden und die Insel zu verlassen? Warum?«
»Ich will dich nicht hier haben.« Sie schob ihn brüsk von sich und ihre Stimme wurde schrill, überschlug sich fast. »Ich möchte dich nicht mehr in meiner Nähe haben.«
»Warum?«
»Weil ich dich liebe, du Vollidiot.«
18
Er strich sanft über ihre Arme, nahm dann ihre Hände in seine, als er sich vorbeugte, um seine Lippen auf ihre Stirn zu drücken. »Weißt du was, du kleine Idiotin? Ich liebe dich auch. Komm, setzen wir uns und reden in aller Ruhe darüber.«
»Was? Was?« Ripley wollte ihm ihre Hände entziehen, aber er verstärkte seinen Griff nur noch. »Lass mich zufrieden!«
»Nein.« Mac sagte es sehr sanft. »Nein, Ripley, ich werde dich nicht zufrieden lassen, und ich werde nicht weggehen. Und ich werde auch nicht aufhören, dich zu lieben. Du solltest das besser schlucken, und dann können wir uns mit dem befassen, was dir so große Angst gemacht hat, dass du willst, dass ich schleunigst von hier verschwinde.«
»Mac, wenn du mich wirklich liebst, dann wirst du jetzt deine Sachen packen und für eine Weile wieder nach New York zurückgehen.«
»So funktioniert es nicht. Nein«, wiederholte er, als sie den Mund öffnete, um ihm zu widersprechen.
»Sei nicht so verdammt …«
»Unnachgiebig ist ein Ausdruck, mit dem man mich gelegentlich
bezeichnet hat. Er ist eleganter, finde ich, als starrköpfig. In diesem Fall glaube ich jedoch, dass keiner von beiden zutrifft.« Er legte den Kopf schief. »Jedes Mal, wenn dir etwas einen Schreck einjagt und du Angst um jemanden hast, besteht deine instinktive Reaktion darin, dich abzuwenden. So hast du es mit deiner Gabe gemacht«, fuhr er über ihre Proteste hinweg fort. »So hast du es mit Mia gemacht. Aber ich werde nicht zulassen, dass du das auch mit mir machst. Mit uns. Ripley.« Er hob ihre ineinander verschränkten Hände und küsste sie auf die Fingerknöchel. »Ich liebe dich sosehr.«
»Tu’s nicht.« Ich halte das nicht mehr aus, dachte sie. Es bricht mir das Herz. »Warte.«
»Ich hasse es, ständig nein zu dir sagen zu müssen. Aber ich werde es später wieder gutmachen.« Und er beugte den Kopf und küsste sie, bis sie innerlich wachsweich wurde und dahin schmolz.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll, wie ich damit fertig werden soll.« Sie schloss die Augen. »Ich habe so was noch nie erlebt.«
»Ich auch nicht. Aber wir werden schon eine Lösung finden. Komm, wir setzen uns jetzt hin und fangen an.«
»Ich habe Zack gesagt, dass ich in zwanzig Minuten wieder zurück sein würde. Ich wusste ja nicht, dass ich so lange brauchen wurde, um …«
»Um mich abzuservieren.« Er grinste sie an. »Überraschung, Überraschung. Möchtest du ihn anrufen?«
Sie presste die Hände an ihre Schläfen. »Ich kann überhaupt nicht mehr klar denken. Ich … ach, was soll’s, er weiß ja, wo ich bin, falls er mich braucht.« Es schien, als wäre alles in
Weitere Kostenlose Bücher