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Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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niemand anders. Niemand hat etwas Außergewöhnliches gefühlt.«
    »Die meisten Menschen erwarten nichts Außergewöhnliches, und deshalb erleben sie auch nichts Derartiges.«
    »Wenn das ein Rätsel ist, kann ich es nicht lösen.« Ungeduldig stand Nell auf. »Sie waren nicht überrascht, ein bisschen irritiert, aber nicht überrascht.«
    Mia lehnte sich zurück und zog interessiert eine Augenbraue hoch. »Sehr richtig. Sie haben eine gute Menschenkenntnis.«
    »Überlebensnotwendige Begabung.«
    Die Amüsiertheit in Mias Augen wich ruhiger Sympathie. »Eine stark entwickelte Begabung. Was ist passiert? Ich nehme
an, man könnte es eine Verbindung nennen. Was passiert, wenn drei positive Ladungen zur selben Zeit am selben Ort sind?«
    Mit einem unsicheren Lachen schüttelte Nell ihren Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Ich auch nicht. Aber es wird interessant sein, das herauszufinden. Vielleicht ist es eine Art Selbsterkenntnis, glauben Sie nicht? Sie habe ich jedenfalls erkannt.«
    Nell wurde heiß und kalt. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Nicht, wer Sie sind oder wer Sie waren«, beruhigte Mia freundlich. »Aber was. Sie können mir vertrauen, dass ich das für mich behalte, ebenso wie Ihre Privatangelegenheiten. Ich interessiere mich nicht für Ihre Vergangenheit, Nell. Ich bin mehr an Ihrer Zukunft interessiert.«
    Nell öffnete ihren Mund. Sie war nahe daran, sehr nahe, alles zu erzählen. Alles, wovor sie weggelaufen war, alles, was sie gejagt hatte. Aber das hätte bedeutet, dass sie ihr Schicksal in die Hände eines anderen Menschen legen würde. Und das war etwas, was sie niemals wieder tun würde.
    »Morgen werde ich eine Gemüsesuppe kochen und Hühnchen-, Zucchini und Ricotta-Sandwiches anbieten. Um von etwas Unkompliziertem und Neutralem zu reden.«
    »Jeder Anfang ist gleich gut. Genießen Sie den Nachmittag.« Mia wartete, bis Nell schon fast den Flur erreicht hatte. »Nell? Solange Sie sich fürchten, wird er der Gewinner sein.«
    Nells Augen, überbordend vor Gefühlen, trafen auf Mias. »Ich pfeife auf Gewinner.« Sie ging schnell hinaus und schloss die Tür hinter sich.

3
    Nell fand den Fluss und die wilde Akelei – wie zarte Sonnentropfen im grünen Schatten. Auf dem weichen Waldboden setzte sie sich ans Ufer, lauschte dem gurgelnden Wasser, den singenden Vögeln – und fand ihren Frieden wieder.
    Dies war ihr Ort. Dessen war sie sich so sicher, wie sie sich noch nie in ihrem Leben etwas sicher gewesen war. Sie gehörte hierher wie sonst nirgendwo.
    Schon als Kind hatte sie sich deplatziert gefühlt. Nicht bei ihren Eltern, dachte sie und umfasste mit ihren Fingern das Medaillon. Niemals bei ihnen. Aber ihr Zuhause war überall da, wo ihr Vater stationiert war, bis er erneut versetzt wurde. Es gab keinen speziellen Platz in ihrer Kindheit, an den sie sich erinnern konnte, keine Blumen oder Düfte.
    Ihre Mutter hatte die große Begabung, es überall heimelig zu machen, wo und wie lange sie irgendwo waren. Aber das war nicht das Gleiche wie der alltägliche gewohnte Blick aus einem Schlafzimmer. Und diese Sehnsucht hatte Nell immer mit sich herumgetragen.
    Ihr Fehler war, dass sie geglaubt hatte, dass Evan diese Sehnsucht stillen könnte, obgleich sie hätte wissen müssen, dass es etwas war, was sie selber herausfinden müsste.
    Vielleicht hatte sie es jetzt gefunden. Hier und jetzt an diesem Ort.
    Das muss Mia gemeint haben, sagte sie sich selbst. Selbsterkenntnis. Sie gehörten beide auf die Insel. Vielleicht auf irgendeine wunderbare Weise gehörten sie beide hierher. Es war ganz einfach.
    Allerdings, Mia war eine intuitive Frau und eine seltsam mächtige dazu. Sie fühlte Geheimnisse. Nell konnte nur hoffen, dass sie ihr Wort hielt und nicht herumschnüffelte. Wenn irgendjemand anfing, ihre Papiere zu überprüfen, müsste sie verschwinden. Egal, wie sehr sie hierher gehörte, sie könnte dann nicht bleiben.
    Aber es würde nicht passieren.
    Nell erhob sich, reckte ihre Arme in die schwachen Sonnenstrahlen und drehte sich langsam im Kreis. Sie würde es nicht zulassen, dass es passierte. Sie würde Mia trauen. Sie würde für sie arbeiten, in dem kleinen gelben Cottage leben und jeden Morgen mit einem überwältigenden, beglückenden Gefühl von Freiheit aufwachen.
    Nach einiger Zeit, dachte sie, als sie langsam zurück zu ihrem Haus ging, könnten sie und Mia eventuell richtige Freundinnen werden. Es wäre faszinierend, eine Freundin zu haben, die derartig lebhaft und klug

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