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Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ausdrückten  – religiöse Freiheit zu finden. Allerdings ging es sehr vielen schlicht darum, ihren Glauben und ihre Furcht auf andere zu übertragen. Und in Salem haben sie blindlings angeklagt und gemordet, denn keine einzige der neunzehn Seelen, die sie ausgelöscht haben, war eine Hexe.«
    »Vorurteile und Furcht sind nie scharfsichtig, sondern immer irrational.«
    »Das ist absolut zutreffend. Unter ihnen befanden sich
drei: Drei Frauen, die diesen Platz gewählt hatten, um dort zu leben und ihre Kunst auszuüben. Mächtige Frauen, die den Armen und den Kranken halfen. Sie wussten, diese drei, dass sie nicht länger dort bleiben konnten, weil sie früher oder später angeklagt und verurteilt worden wären. So wurde die Insel der Drei Schwestern erschaffen.«
    »Erschaffen?«
    »Es heißt, dass sie sich im Geheimen getroffen und einen Zauberbann gesprochen haben. Dadurch wurde ein Teil des Landes vom Festland abgetrennt. Wir leben auf dem, was sie damals abgetrennt und gerettet haben. Ein Heiligtum. Ein Hafen. Ist es nicht das, was Sie gesucht haben, Nell?«
    »Ich habe Arbeit gesucht.«
    »Und gefunden. Man nannte sie Luft und Erde und Feuer. Einige Jahre konnten sie in Ruhe und in Frieden leben. Und allein. Es war die Einsamkeit, die sie geschwächt hat. Diejenige, die Luft hieß, wünschte sich Liebe.«
    »Das wünschen wir uns alle«, sagte Nell ruhig.
    »Möglicherweise. Sie träumte von einem Märchenprinzen, golden und schön anzusehen, der sie entführen würde an einen wunderbaren Ort, wo sie glücklich sein und Kinder ihr Glück vervollständigen könnten. Sie war so sorglos wie alle Frauen, die sich nach Liebe sehnen. Er kam zu ihr, und sie sah nur, dass er golden und gut aussehend war. Sie ging mit ihm fort, verließ ihren Himmel. Sie versuchte, ihm eine gute und pflichterfüllte Gemahlin zu sein, gebar ihre Kinder, liebte sie. Aber es war nicht genug für ihn. Unter dem goldenen Äußeren lauerte das Dunkle. Sie begann, sich vor ihm zu fürchten, und er nährte diese Furcht. Und eines Nachts, überwältigt von seinen dunklen Begierden, seinen Abgründen, tötete er sie, weil sie das war, was sie war.«
    »Was für eine traurige Geschichte.« Nells Kehle war trocken, aber sie trank nicht.
    »Es gibt noch eine Fortsetzung, aber für den Moment
reicht es. Jede hatte eine traurige Geschichte und ein tragisches Ende. Und alle hinterließen Erben. Ein Kind, das wieder Kinder gebar, das Kinder gebar und so weiter. Es würde eine Zeit kommen – so sagt man –, in der eine Nachfahrin jeder der drei Schwestern auf der Insel wäre, alle drei zur selben Zeit. Jede müsste einen Weg finden, ein Versprechen einzulösen und das dreihundert Jahre alte Muster zu durchbrechen. Wenn nicht, würde die Insel im Meer versinken. Verschwinden wie Atlantis.«
    »Inseln versinken nicht einfach im Meer.«
    »Inseln werden für gewöhnlich auch nicht von drei Fauen geschaffen«, entgegnete Mia. »Wenn man an das eine glaubt, ist das andere nicht im Bereich des Unmöglichen.«
    »Sie glauben es.« Nell nickte. »Und dass Sie eine der Nachfahrinnen sind?«
    »Ja. So wie Sie.«
    »Ich bin niemand.«
    »Jetzt spricht er aus Ihnen, nicht Sie selbst. Tut mir Leid.« Auf der Stelle zerknirscht, ergriff Mia Nells Hand, als diese sich erheben wollte. »Ich habe Ihnen versprochen, nicht herumzuschnüffeln, und ich werde mein Versprechen halten. Aber es ärgert mich einfach, wenn Sie sagen, dass Sie niemand sind. Mitzubekommen, dass Sie es auch noch glauben. Vergessen Sie meinetwegen alles, wenn es Ihnen im Moment hilft, aber vergessen Sie niemals, wer und was Sie sind. Sie sind eine intelligente Frau, die fähig ist, ihr eigenes Leben zu leben. Mit einer Begabung – um nicht Magie zu sagen – fürs Kochen«, sagte sie lächelnd. »Ich bewundere Sie.«
    »Entschuldigung.« Zögernd setzte Nell sich wieder, griff nach ihrem Weinglas. »Ich bin absolut sprachlos.«
    »Sie hatten den Mut, sich allein auf den Weg zu machen. An einen Ihnen völlig fremden Ort zu kommen und sich hier niederzulassen.«
    »Mut hat damit nicht das Geringste zu tun.«
    »Sie irren sich. Er hat Sie nicht zerbrochen.«
    »Doch, das hat er.« Ungewollt füllten sich Nells Augen mit Tränen. »Ich habe nur die Stücke aufgesammelt und bin geflüchtet.«
    »Die Stücke aufgesammelt, geflohen und sie wieder zusammengesetzt. Können Sie nicht stolz darauf sein?«
    »Ich kann nicht einmal in Worte fassen, wie schrecklich es war.«
    »Das müssen Sie auch nicht.

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