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Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht der Sterne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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geschlossenen Augen. »Ich war bisher nicht in der Lage, mit irgendjemand darüber zu sprechen. Ich dachte nicht, dass ich das jemals könnte.«
    »Möchtest du mir den Rest erzählen?«
    »Ich bin nicht sicher. Ich habe es tief in mir vergraben. Hier«, sagte sie und schlug sich mit der Faust auf die Brust.
    »Wenn du es erzählen willst, komm heute Abend in mein Haus. Ich werde dir meine Gärten zeigen. Meine Klippen. In der Zwischenzeit versuche, dich zu erholen, geh spazieren oder schlaf ein bisschen.«
    »Mia, ich würde gern im Café das zu Ende machen, was ich begonnen habe. Nicht weil ich immer noch durcheinander oder beunruhigt bin, sondern einfach, weil ich es gern beenden würde.«
    »In Ordnung.«
     
    Die Fahrt entlang der Küste war atemberaubend. Die kurvige Straße mit ihren plötzlichen, unerwarteten Serpentinen, das ständige Geräusch der Brandung, der überraschend einfallende Wind. Die Erinnerungen, die dadurch wachgerufen wurden, hätten sie beunruhigen müssen, sie als zitterndes Nervenbündel zurücklassen müssen. Stattdessen fühlte sich Nell, als sie ihre alte Rostlaube beschleunigte, freudig erregt. Als würde sie hinter jeder Serpentine überflüssiges Gewicht abwerfen.
    Der Anblick des hohen weißen Turmes vor dem Sommerhimmel und des Steinhauses, das aussah, als würde es neben ihm brüten, war atemberaubend. Es sah aus wie aus einem Märchen entsprungen. Alt und verlässlich und herrlich geheimnisvoll.
    Das Gemälde, das sie auf dem Festland gesehen hatte, war ihnen nicht annähernd gerecht geworden. Öl und Leinwand
konnten nicht das Geräusch des Windes, die Beschaffenheit der Felsen, das Knarren der Bäume wiedergeben.
    Und, dachte sie, als sie um die letzte Kurve fuhr, auf dem Gemälde war keine Mia, die zwischen zwei üppigen Reihen von Blumen stand in einem exotischen blauen Kleid mit ihrem schier kilometerlangen Haar, das im Wind flatterte.
    Nell parkte ihr Auto hinter Mias glänzendem silbernem Cabrio.
    »Ich hoffe, du verstehst das jetzt nicht falsch«, rief Nell ihr zur Begrüßung zu.
    »Ich verstehe immer alles richtig.«
    »Ich dachte nämlich gerade, wenn ich ein Mann wäre, würde ich dir alles versprechen.«
    Als Mia nur lachte, lehnte Nell ihren Kopf zurück und versuchte, das ganze Haus auf einmal zu erfassen – die alten Natursteine, die verzierten Giebel, den romantischen Witwen-ausguck.
    »Es ist wundervoll. Es passt zu dir.«
    »Das tut es ganz sicher.«
    »Aber es ist so weit entfernt von allem, von jedem. Fühlst du dich nicht einsam hier?«
    »Ich genieße meine eigene Gesellschaft. Hast du Höhenangst?«
    »Nein.« Nell gab ein kleines Lachen von sich. »Nein, habe ich nicht.«
    »Wirf einen Blick auf die Landzunge. Eine spektakuläre Aussicht.«
    Nell folgte ihr auf dem Weg zwischen Haus und Leuchtturm zu der zerklüfteten Spitze der Klippen, die in die See ragten. Sogar hier gab es Blumen, kleine zähe Blüten, die sich ihren Weg durch die Felsspalten kämpften oder auf den vereinzelten verwilderten Graskissen blühten.
    Unter ihnen schäumte und donnerte die See, die sich selbst mit aller Kraft gegen die Felsen schmiss, wieder zurückwich,
nur um einen neuen Anlauf zu nehmen. Hinter dem Toben lag die tiefe blaue Unendlichkeit des Meeres.
    »Als ich ein kleines Mädchen war, habe ich hier gesessen und einfach nur gestaunt. Manchmal tue ich das heute noch.«
    Nell drehte ihren Kopf, um Mias Profil zu betrachten. »Bist du hier aufgewachsen?«
    »Ja. In diesem Haus. Es ist von Anfang an meins gewesen. Meine Eltern hatten von jeher eine Vorliebe für die See, und nun segeln sie gemeinsam um die Welt. Im Moment sind sie im Süd-Pazifik, glaube ich. Wir waren immer mehr ein Paar mit Kind als eine Familie. Wir haben uns wechselseitig nie richtig aneinander gewöhnt, trotzdem sind wir gut miteinander ausgekommen.«
    Mit einem kleinen Schulterzucken wendete sie sich um. »Der Leuchtturm steht hier seit ungefähr dreihundert Jahren und lenkt mit seinem Licht Schiffe und Seeleute. Trotzdem sind Schiffe untergegangen, und man sagt – wie man es von solchen Orten kennt –, dass in Nächten, in denen der Wind richtig steht, die verzweifelten Schreie der Ertrunkenen zu hören sind.«
    »Das ist nicht gerade eine gemütliche Gute-Nacht-Geschichte.«
    »Nein. Die See ist auch weiß Gott nicht immer freundlich.«
    Trotzdem fühlte sie sich ihr zugehörig, war von ihr angezogen, dazu bestimmt, ihre Launen zu ertragen – ihren Charme als auch ihre Gewalt. Feuer,

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