Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
angezogen vom Wasser.
»Das Haus war vorher da«, fuhr sie fort. »Es war das erste Haus, das auf der Insel gebaut wurde.«
»Heraufbeschworen von magischen Kräften im Mondlicht«, fügte Nell hinzu. »Ich habe das Buch gelesen.«
»Nun, egal ob Magie oder Mörtel, es ist da. Die Gärten
sind meine Freude, ein Geschenk an mich selbst, das ich unendlich genieße.« Sie machte eine umfassende Geste.
Nell schaute zurück zum Haus, blinzelnd. Die Rückseite war eine Fantasielandschaft aus Blumen, Anlagen, Lauben, Pfaden. Der Gegensatz zwischen den rauen, wilden Klippen und der zauberhaften Feenlandschaft des Gartens machte sie schwindelig.
»Mein Gott, Mia. Es ist erstaunlich, spektakulär. Wie ein Gemälde. Hältst du das etwa alles selbst in Ordnung?«
»Mmm. Ab und zu brauche ich allerdings schon mal eine helfende starke Hand, aber das meiste kann ich allein bewältigen. Der Garten ist für mich die reine Erholung«, sagte sie, auf dem Weg zu einer buschigen Hecke. »Und er belohnt mich.«
Es schien Dutzende von geheimen Plätzen, unerwarteten Ecken zu geben. Ein eisernes Gitter, halb begraben unter wuchernden Glyzinien, ein Strom weißer, leuchtender Blüten, die sich wie ein Satinband durch den Garten wanden, ein kleiner Teich, auf dem Wasserrosen schwammen, und Schilf, das die Skulptur einer Göttin umhüllte.
Es gab steinerne Feen und duftenden Lavendel, marmorne Drachen und rankende Kresse. Kräuter in voller Blüte tummelten sich in einem Steingarten und wurden abgelöst von Mooskissen, die mit winzigen Sternenblumen übersät waren.
»Kein Wunder, dass du dich hier nicht allein fühlst.«
»Genau.« Mia führte sie den gewundenen Weg hinunter zu einer Terrasse, die wie eine steinerne Insel in dem Blumenmeer lag. Der Tisch dort war ebenfalls aus Stein und stand vor einem lachenden, geflügelten Wasserspeier. »Wir werden jetzt unseren Champagner trinken, um die Sonnenwende zu feiern.«
»Ich bin noch nie einem Menschen wie dir begegnet.«
Mia holte die Flasche aus einem glänzenden Kupfereimer. »Das will ich doch hoffen. Ich bestehe darauf, einzigartig zu
sein.« Sie schenkte zwei Gläser voll, setzte sich, streckte ihre Beine aus und wackelte mit den lackierten Fußnägeln ihrer nackten Füße. »Wie bist du gestorben, Nell?«
»Ich bin über eine Klippe gefahren.« Sie ergriff ihr Glas und nahm einen großen Schluck. »Wir lebten in Kalifornien. Beverley Hills und Monterey. Es war zuerst wie im Märchen, als würde ich wie eine Prinzessin in einem Schloss wohnen. Es war schlicht umwerfend.«
Sie konnte nicht ruhig sitzen bleiben und wanderte auf der kleinen Steininsel hin und her, sog den Duft der Blumen ein. Sie hörte kleine Glöckchen, und als ihre Augen dem Geräusch folgten, sah sie, dass Mia die gleiche Windharfe aus Sternen hatte, die sie an ihrem ersten Tag auf der Insel gekauft hatte.
»Mein Vater war beim Militär. Wir sind ständig umgezogen, und das war ziemlich hart. Aber er war wunderbar. So gut aussehend, so tapfer und stark. Ich nehme an, dass er auch streng war, aber er war nie unfreundlich. Ich liebte es, mit ihm zusammen zu sein. Er konnte nicht ständig bei uns sein, und wir haben ihn sehr vermisst. Es war regelmäßig ein Fest, wenn er zurückkam, in seiner schicken Uniform, und wie seine Augen strahlten, wenn meine Mutter und ich auf ihn zukamen. Er wurde im Golfkrieg getötet. Ich vermisse ihn noch immer.«
Sie schloss ihre Augen, atmete tief durch. »Es war nicht leicht für meine Mutter, aber sie hat es geschafft, damit fertig zu werden, weiterzuleben. Das war die Zeit, in der sie mit ihrem Party-Service angefangen hat. Sie hat ihn ›Fiesta‹ genannt, nach Hemingway.«
»Sehr clever«, bestätigte Mia, »das hat Klasse.«
»Sie hatte von beidem etwas. Sie war eine begnadete Köchin und gleichzeitig eine gute Unterhalterin. Sie brachte mir bei … nun ja, es war etwas, was wir gern zusammen gemacht haben.«
»Ein gemeinsames Band«, kommentierte Mia. »Ein schönes und starkes Band.«
»Ja. Wir zogen um nach Chicago, und sie erwarb sich einen beachtlichen Ruf, während ich auf dem College war, mich nebenbei um die Buchhaltung kümmerte und einsprang, wann immer es mit meinem Studium zu vereinbaren war. Als ich einundzwanzig war, stieg ich voll mit ein. Wir expandierten, und die Liste unserer exquisiten Klientel wurde immer länger. So habe ich Evan kennen gelernt, auf einer Party in Chicago, die wir beliefert haben. Eine sehr wichtige Party für sehr wichtige
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