Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
verursacht hatten.
Er brachte sie zum Lachen, lockerte sie so behutsam auf. Bevor sie sich versah, gab sie ebenfalls einige Küchenfehden zum Besten, die sie in Restaurants, in denen sie gearbeitet hatte, erlebt hatte.
»Temperament und scharfe Geräte sind eine gefährliche Kombination. Ich hatte mal einen Chefkoch, der mich mit einem elektrischen Schneebesen bedroht hat.«
Weil es dunkel wurde, zündete er die große rote Kerze an, die sie auf den Tisch gestellt hatte. »Ich hatte keine Ahnung, dass so viel Gefahren und Intrigen hinter diesen Schwingtüren lauern.«
»Und sexuelle Spannungen«, fügte sie hinzu und wickelte Linguine um ihre Gabel. »Schmelzende Blicke über Dutzenden von Schmortöpfen, gebrochene Herzen ertrunken in geschlagener Sahne. Es ist ein heißes Pflaster.«
»Essen hat viel mit Lust zu tun. Geschmack, Aussehen, Geruch. Dieser Thunfisch zum Beispiel bringt mich ziemlich in Stimmung.«
»So, so. Die Speisen behagen dem geneigten Publikum.«
»Es schmeckt fantastisch.« Kerzenlicht steht ihr gut, dachte er. Es erzeugte kleine goldene Lichter in diesen tiefen blauen Teichen. »Denken Sie sich so etwas aus, oder sammeln Sie Rezepte?«
»Beides, ich experimentiere gern. Als meine Mutter …« Sie verstummte, aber Zack griff ruhig nach der Weinflasche und füllte ihre Gläser nach. »Sie kochte gern«, sagte Nell schlicht.
»Meine Mutter – nun, sagen wir einfach, dass die Küche nicht ihr bevorzugter Raum war. Ich war zwanzig, bevor ich mitbekam, dass ein Kotelett nicht notwendigerweise zurücksprang, wenn man es fallen ließ. Sie hatte die meiste Zeit ihres Lebens auf einer Insel gelebt, aber so weit es sie betraf,
wuchs Thunfisch in der Dose. Dafür war sie ein Zahlengenie.«
»Zahlen?«
»Finanzbeamtin – pensioniert mittlerweile. Sie und mein Dad haben sich eine dieser Riesenbüchsen auf Rädern gekauft und sich vor ungefähr einem Jahr auf den Weg gemacht, Amerika zu entdecken. Es geht ihnen rundherum gut.«
»Das ist schön.« Und das war auch die unüberhörbare Zuneigung in seiner Stimme. »Vermissen Sie sie?«
»Ja. Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass ich die Kochkünste meiner Mutter vermisse, aber ich vermisse ihre Gesellschaft. Mein Vater saß gern auf der hinteren Veranda und spielte Banjo. Das vermisse ich auch.«
»Banjo.« Es klang so … zauberhaft. »Spielen Sie auch?«
»Nein. Ich konnte meine Finger nie dazu bringen, zu gehorchen.«
»Mein Vater spielte Klavier. Er spielte häufig …« Sie unterbrach sich wieder, sortierte ihre Gedanken, indem sie aufstand. »Ich konnte meine Finger auch nie dazu bringen, zu gehorchen. Es gibt Erdbeerkuchen zum Nachtisch. Schaffen Sie das noch?«
»Ich kann möglicherweise noch einen Bissen runterwürgen, um nicht unhöflich zu sein. Ich helfe Ihnen.«
»Nein.« Sie wedelte ihn zurück, bevor er aufstehen konnte. »Ich mach das schon. Ich muss nur …« Sie musterte ihn, als sie seinen Teller abräumte, und entdeckte Diego, der sich, hingegossen auf Zacks Schoß, gerade genüsslich die Pfoten leckte. »Sie haben diesem Tier doch nicht etwa etwas vom Tisch zu naschen gegeben?«
»Ich?« Die Unschuld in Person, griff Zack nach seinem Weinglas. »Ich weiß wirklich nicht, was Sie auf diese Idee bringt.«
»Er wird nicht nur verwöhnt, sondern auch noch krank.«
Sie wollte sich schon runterbeugen, um die Katze zu greifen, was sie sich aber angesichts von Diegos aktuellem Aufenthaltsort noch einmal anders überlegte. »Setzen Sie ihn runter, damit er eine Weile rumlaufen und seinen Thunfisch verdauen kann, bevor ich ihn reinhole.«
»Jawohl, Ma’am.«
Sie stellte die Kaffeemaschine an und wollte gerade den Kuchen aufschneiden, als er, beladen mit Geschirr, hereinkam.
»Danke. Aber Gäste räumen bei mir nicht ab.«
»Aber bei uns.« Er betrachtete den Kuchen, ein Gedicht in Weiß und Rot. Dann wieder sie. »Meine Süße, ich kann nur sagen, das ist ein Kunstwerk.«
»Aussehen ist bereits die halbe Miete«, sagte sie erfreut und begann zu schneiden. Sie hörte sofort damit auf, als er seine Hand über ihre legte, beruhigte sich dann aber wieder einigermaßen, weil er ihre Hand nur führte, um die Kuchenstücke zu vergrößern.
»Ich bin ein großer Bewunderer der Künste.«
»Dann wird Diego bald nicht mehr der Einzige sein, der krank wird.« Aber sie schnitt ihm ein doppelt so großes Stück ab wie ihr eigenes. »Ich bringe jetzt den Kaffee.«
»Ich muss Ihnen noch etwas mitteilen«, begann er,
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