Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
hervorragend stehen. Größe achtunddreißig?«
»Ja. Aber ich brauche wirklich dringend eine gute Küchenmaschine.«
Unschlüssig befingerte sie den Stoff der Hose, die Mia aus dem Ständer gezogen hatte. »Sie ist so weich.«
»Probier sie hiermit.« Eine blitzschnelle Suche hatte das zu Tage gefördert, was Mia als das perfekte Oberteil betrachtete: ein eng anliegendes, weißes Bustier. »Vergiss nicht, den Büstenhalter abzunehmen. Du hast kleine Füße. Ebenfalls achtunddreißig, stimmt’s?«
»Ja, tatsächlich.« Nell schielte vorsichtig auf die Preisschilder. Trotz Ausverkauf war es mehr, als sie seit Monaten für sich selbst ausgegeben hatte. Sie versuchte zu protestieren, als Mia sie hinter einen Umkleidevorhang bugsierte.
»Anprobieren heißt noch nicht kaufen«, beruhigte sie sich selbst, während sie sich bis auf ihre praktische weiße Baumwollunterwäsche auszog.
Mia hatte Recht mit dem Pink, dachte sie, als sie in die Hosen schlüpfte. Die leuchtende Farbe verbesserte auf der Stelle ihre Laune. Aber das Bustier, nun, das war eine andere Sache. Es hatte etwas … Frivoles, dieses eng anliegende Teil ohne Büstenhalter zu tragen. Und der Rücken – sie drehte sich um und schaute über ihre Schulter. Genaugenommen gab es keinen Rücken.
Evan hätte ihr niemals erlaubt, etwas so Freizügiges und Aufreizendes zu tragen. Bei diesem Gedanken schloss Nell die Augen und verwünschte sich selbst.
»Okay. Noch einmal von vorn«, befahl sie sich.
»Wie kommst du da drinnen zurecht?«
»Gut. Mia, es ist ein entzückendes Outfit, aber ich glaube nicht …«
Bevor sie ihren Satz beenden konnte, hatte Mia den Vorhang aufgerissen und stand da, die Sandalen in der einen Hand, die Finger der anderen prüfend an ihren Lippen. »Perfekt. Sexy wie das ›Mädchen-von-nebenan‹, zwanglos, schick. Nun noch die Schuhe. Ich habe diese kleine Tasche gefunden, passt genau. Ich komme gleich wieder.«
Es war wie bei einem Feldzug, den ein alter General führte, dachte Nell. Und sie, ein Fußsoldat, hatte seine Befehle gefälligst auszuführen.
Zwanzig Minuten später waren ihre alten Sachen, die Jeans, das T-Shirt und die Slipper, in einer eleganten Einkaufstüte gelandet. Ihren übrig gebliebenen Verdienst hatte sie in einer winzigen kleinen Umhängetasche verstaut, die sie quer über den Körper trug, und die die frische Brise leicht auf und ab wippen ließ gegen ihre Beine, die in den neuen Hosen steckten.
»Wie fühlst du dich?«
»Ich habe ein schlechtes Gewissen, und ich fühle mich großartig.« Nell wackelte mit den Zehen in ihren neuen Sandalen.
»Dann ist ja gut. Nun müssen wir nur noch passende Ohrringe kaufen.«
Nell hatte jeden Widerstand aufgegeben. Unabhängigkeitstag, erinnerte sie sich. Sie verliebte sich auf der Stelle in die rosa Quarztropfen.
»Was haben Ohrringe nur an sich, dass man sich so zufrieden fühlt?«
»Körperschmuck zeigt, dass wir unseren Körper wahrnehmen und von anderen erwarten, dass sie ihn ebenfalls wahrnehmen. Lass uns einen kleinen Strandspaziergang machen, um zu überprüfen, ob wir alles richtig gemacht haben.«
Nell betastete die blassrosa Steine, die an ihren Ohren baumelten.
»Kann ich dich was fragen?«
»Nur zu.«
»Ich bin jetzt seit einem Monat hier, und in der ganzen Zeit habe ich dich nie mit jemandem zusammen gesehen. Keine Verabredung, meine ich. Kein Mann.«
»Im Moment bin ich an keinem interessiert.« Mia schirmte ihre Augen mit der Hand ab und warf einen prüfenden
Blick über den Strand. »Es gab einen. Früher. Aber das war ein anderer Abschnitt meines Lebens.«
»Hast du ihn geliebt?«
»Ja, habe ich. Sehr sogar.«
»Es tut mir Leid. Ich hätte nicht nachbohren sollen.«
»Es ist kein Geheimnis«, sagte Mia leichthin. »Und die Wunde ist längst verheilt. Ich bin gern allein, bin gern Herrin meines Schicksals und der kleinen alltäglichen Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten. Beziehungen erfordern ein gewisses Maß an Uneigennützigkeit. Ich bin ein selbstsüchtiger Mensch von Natur aus.«
»Das stimmt nicht.«
»Großzügigkeit hat ihre Grenzen.« Mia setzte sich in Bewegung, hielt ihr Gesicht in die leichte Brise. »Und ist nicht gleichbedeutend mit Selbstlosigkeit. Ich tue nur, was mir gefällt, was meinen eigenen Interessen entgegenkommt. Ich habe nicht vor, mich dafür zu entschuldigen.«
»Ich bin sehr vertraut mit Selbstsüchtigkeit. Du magst zwar tun, was dir gefällt, Mia, aber du verletzt niemand absichtlich. Ich habe
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