Im Licht der Sterne: Roman (German Edition)
auf Besenstielen fliegenden Ungeheuer. Wir sind normale Leute – Hausfrauen, Klempner, Geschäftsfrauen. Wie wir leben, ist unsere persönliche Entscheidung.«
»Gibt es Hexenzirkel?«
»Das ist eine weitere persönliche Entscheidung. Ich bin nie ein großer Freund von Gruppen gewesen. Und die meisten, die Gruppen bilden oder die Kunst studieren, interessieren sich hauptsächlich für die Vergangenheit oder suchen Antworten. Das ist nicht verkehrt, aber sich selbst als Hexe zu bezeichnen und Rituale zu zelebrieren ist das eine, eine Hexe zu sein, ist etwas völlig anderes.«
»Wie erkennst du den Unterschied?«
»Wie soll ich dir das erklären, Nell?« Sie lehnte sich vor und schnitt sorgfältig vertrocknete Blüten ab. »Es ist in dir, brennt in dir. Ein Lied in deinem Kopf, ein Flüstern in deinen Ohren. Du kennst diese Dinge so gut wie ich. Du hast sie nur noch nicht als das erkannt, was sie sind.«
Die Blüten wanderten zum Unkraut in einen Eimer.
»Wenn du einen Apfel schälst, hast du dann nie gedacht, du hättest einen Wunsch frei oder hättest Glück, wenn du es schaffen würdest, ohne abzusetzen? Oder hast du nie eine Münze in einen Brunnen geworfen und deine Finger gekreuzt? Lauter kleine Beschwörungsformeln«, sagte Mia und richtete sich wieder auf. »Alte Traditionen.«
»Es kann doch nicht so einfach sein.«
»So einfach wie der Wunsch nach umfassender Liebe, so gefährlich wie ein Blitzstrahl. Macht hat zwei Seiten, beinhaltet sowohl Risiko als auch Freude.«
Sie nahm eine der vertrockneten Blüten in die Hand und umfasste sie vorsichtig mit der Hand. Dann öffnete sie sie wieder und zeigte Nell eine hellgelbe Blüte.
Entzückt und fasziniert drehte Nell sie in ihren Fingern. »Wenn du so etwas kannst, warum lässt du dann überhaupt welche verblühen?«
»Es gibt einen natürlichen Zyklus. Den muss man respektieren. Wechsel ist notwendig.« Sie ergriff ihren Garteneimer und trug ihn zu einem Komposthaufen. »Ohne das gäbe es keinen Fortschritt, keine Erneuerung, keine Erwartung.«
»Die eine Blume verblüht und macht anderen Platz.«
»Die Kunst besteht zu großen Teilen aus Philosophie. Möchtest du gern etwas Praktisches versuchen?«
»Ich?«
»Ja, einen einfachen Zauber. Einen Luftwirbel zum Beispiel, wenn ich so darüber nachdenke. Nebenbei, es ist ein warmer Tag, und eine kleine Brise wäre sehr angenehm.«
»Du möchtest, dass ich …«, Nell beschrieb mit ihrem Finger einen Kreis, »die Luft in Bewegung versetze?«
»Es ist reine Technik. Du musst dich konzentrieren. Fühlen, wie die Luft über dein Gesicht streicht, deinen Körper. Du musst es dir ganz bewusst machen, wie sie rüttelt, sich dreht. Du kannst sie hören, kannst ihre Musik hören.«
»Mia.«
»Nein. Löse dich von deinen Zweifeln und vertraue der Vorsehung. Konzentriere dich. Es ist eine einfache Aufgabe. Es umhüllt dich rundherum«, murmelte sie und behielt Nell im Auge, als sie auf sie zutrat. »Du musst sie nur bewegen. Nimm sie in die Hände«, sagte sie, erhob gleichzeitig ihre eigenen, »und sprich diese Worte: Luft ist Atem und Atem ist Luft. Bewege sie, weil sie dich ruft. Eine leichte Brise kommt herein. Wie du es willst, Nell, so soll es sein. Dies ist eine von dreien.«
Hypnotisiert wiederholte Nell die Worte. Fühlte, wie etwas über ihr Gesicht strich. Wiederholte sie ein zweites Mal und sah, wie Mias Haar sich bewegte. Beim dritten Mal fiel Mia mit ein.
Der Wind umwirbelte sie, ein kleines privates Windkarussell, kühl und wohlriechend mit einem zufriedenen zarten Summen. Das gleiche Summen war in ihr, als Nell sich drehte, um und um drehte, und ihre kurzen Haare in der Luft tanzten.
»Es fühlt sich wundervoll an! Du hast das gemacht.«
»Ich habe dem Ganzen nur den letzten Schubs gegeben.« Mia lachte, als ihr Kleid sich aufblähte. »Aber du hast es in Gang gesetzt. Sehr gut für das erste Mal. Stelle es jetzt wieder ein. Benutze dein Bewusstsein. Stell dir vor, wie es sich wieder beruhigt. Genau, so ist es richtig. Gut. Du hast eine starke Vorstellungskraft.«
»Die hatte ich immer schon«, sagte Nell atemlos. »Dinge, die ich gerne hätte oder die ich gern erinnerte, weißt du. Dies hier ist so ähnlich. Oha, mir ist schwindelig.« Sie setzte sich
auf die Erde. »Ich habe ein Kribbeln gefühlt, nicht unangenehm. Fast als würdest du – nun ja – an Sex denken.«
»Magie ist sexy.« Mia ließ sich neben sie fallen. »Besonders, wenn du weißt, dass du die Macht hast. Spielt
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