Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Haar eine Kaskade aus Feuer, ihre Augen blau wie erhitzter Stahl.
Hier würde sie sich ihm stellen.
»Hast du den Donner gerufen und den Sturm herbeigepfiffen, Alasdair? Was für eine Effekthascherei.«
In einem Wirbel aus Rauch, begleitet von stechendem Schwefelgestank, erschien er vor ihr. Diesmal in fester Gestalt, sein Fleisch so real wie ihres. Er trug das scharlachfarbene Ornat, die Farbe des Blutes und der Macht. Sein von goldenen Haaren umrahmtes Gesicht war schön, das Gesicht eines Engels, wären da nicht diese dunklen, vernichtenden Augen gewesen.
»Und welch eindrucksvoller, wenn auch übertriebener Auftritt«, sagte Bryna heiter, obwohl ihr Herz erschauderte.
»Dein Problem, mein Liebling, ist, dass du die wahren Freuden der Macht nicht zu schätzen weißt. Dich mit deinen typisch weiblichen Zauberkunststückchen und Tränken zufrieden gibst, wenn ganze Reiche dir auf Verdeih und Verderb ausgeliefert sind.«
»Ich fühle mich meinem Schwur und meinen Gaben verpflichtet, Alasdair. Im Gegensatz zu dir.«
»Meinen einzigen Schwur habe ich an mich geleistet. Du wirst mir gehören, Bryna, mit Körper und Seele. Und du wirst mir das geben, was ich am meisten begehre.« Er stieß eine Hand in die Höhe, und die Mauern erbebten. »Wo ist die Kugel?«
»Außerhalb deines Zugriffs, Alasdair, wo sie auch bleiben wird. Wie ich will, so sei es.« Sie machte eine kurze, scharfe Handbewegung, schoss einen weißen Lichtstrahl in die Luft, der lodernd zu seinen Füßen landete. Eine alberne Geste, das wusste sie, aber sie musste ihn beeindrucken.
Nachsichtig lächelnd legte er den Kopf zur Seite. »Netter Trick. Der Mond steigt der Mitternacht entgegen, Bryna. Die Zeit des Wartens ist vorbei. Dein Krieger hat dich abermals verlassen.«
Er trat näher, sorgsam darauf bedacht, den Rand des Kreises nicht zu erproben, und seine Stimme wurde weich, lockend. »Warum nicht annehmen – sogar freudig annehmen –, was ich dir anbiete? Ein Leben voller Macht und Herrlichkeit. Reichtümer jenseits aller Vorstellungskraft. Du musst nur einwilligen, meine Hand nehmen, und wir werden gemeinsam herrschen.«
»Ich möchte nicht Teil deines Reiches sein, und lieber würde ich mich zu einer Schlange legen, als mich von dir berühren zu lassen.«
Düsteres blaues Licht glomm an seinen Fingerspitzen auf, ein Zeichen seines Zorns. »Du hast meine Berührung in deinen Träumen gefühlt. Und wirst sie wieder fühlen. Sanft kann ich sein oder hart, doch niemals wirst du eine andere
Hand auf dir spüren außer der meinen. Er ist für dich verloren, Bryna. Und du bist mir ausgeliefert.«
»Er ist sicher vor dir.« Stolz warf sie den Kopf zurück. »Also habe ich bereits gesiegt.« Sie hob beide Hände und setzte gebündelte Kraft frei, die ihn nach hinten fliegen ließ. »Verschwinde von diesem Ort.« Ihre Stimme erfüllte die große Halle, ließ die Luft vibirieren wie ein Glockenschlag. »Oder erleide den Tod der Sterblichen.«
Er wischte sich mit der Hand über den blutenden Mund, rasend vor Zorn.
Auf seinen tückischen Schrei hin, bildete sich zu seinen Füßen ein Schatten, der die Gestalt eines Wolfes annahm, eines Wolfes mit schwarzem struppigem Fell, roten Augen und gebleckten Fängen. Mit bösem Knurren setzte er zum Sprung an, schoss direkt auf Brynas Kehle zu.
Cal jagte die Klippe hinauf, trieb sein Pferd wild zur Eile an. Die Burg erstrahlte in gleißendem Licht, ihre Mauern waren wieder hoch und massig, die Türmchen gleich silbernen Pfeilen, die auf den von Wolken verfolgten Mond zielten. Von jähem Wissen durchdrungen, schob er die Hand unter seinen Umhang und zog die Kugel heraus, die dort gewartet hatte.
Sie schwelte rot wie Blut, ein blutrotes Wolkenmeer, aus dem Feuerfunken hervorblitzten. Kraft seines Willens gebot er dem Aufruhr Einhalt und ließ die Kugel klar werden, zwang sich, in sie zu blicken, während er höher hinaufstürmte, dem Kamm der Klippe entgegen.
Die Bilder kamen rasch, überlappten sich, lösten einander mit fiebriger Eile ab. Bryna, wie sie weint, als sie ihn beim
Schlafen betrachtet. Sie beide in der dunklen Kammer, wie sie die Kugel halten und Bryna ihren Zauberspruch flüstert.
Du wirst sicher sein, du wirst frei sein. Es gibt nichts, mein Geliebter, das du nicht von mir erbitten könntest. Folge dem Hirsch, dessen Fell weiß ist. Wenn dein Herz nicht offen ist, komm nicht zurück in der Nacht. Dieses Geschenk und dieseVerpflichtung vertraue ich dir an. Die Kugel der Hoffnung
Weitere Kostenlose Bücher