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Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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versuchte, den Traum abzuschütteln.
    Die Katze saß geduldig da und beobachtete ihn aus weiten, unergründlichen Augen. Vor Schmerzen winselnd, schob er sich auf die Ellbogen hoch und stellte fest, dass er außerhalb der Ruinen auf dem Boden lag.
    Verschwunden waren die hohen Silberspeere und die brennenden Fackeln, die die große Halle erleuchtet hatten.
Die Burg sah genauso aus wie damals, als er sie das erste Mal erspäht hatte. Ein Relikt vergangener Zeiten, eine Stätte, durch die der Wind strich und wo sich Gras und Wildblumen mühsam durch den felsigen Grund emporkämpften.
    Doch in der Luft hing noch der Geruch nach Rauch und Blut.
    »Bryna.« Panisch rappelte er sich auf. Und wäre fast über sie gestolpert.
    Sie lag ausgestreckt auf dem Boden, einen Arm zur Seite geworfen. Ihr Gesicht war bleich, mit blauen Flecken, ihr weißes Gewand zerrissen und angesengt. Er fiel neben ihr auf die Knie, von der Angst übermannt, er würde keinen Pulsschlag mehr finden, keinen Lebensfunken. Doch er ertastete ihn an ihrem Hals, und zitternd vor Erleichterung küsste er sie zart auf den Mund.
    »Bryna«, murmelte er. »Bryna.«
    Sie regte sich, ihre Wimpern flatterten, ihre Lippen bewegten sich unter seinem Mund. »Calin. Du bist zurückgekommen. Du hast für mich gekämpft.«
    »Das hättest du doch wissen müssen.« Er setzte sie auf, damit sie sich an ihn lehnen konnte, und legte die Wange auf ihren Scheitel. »Wie konntest du mich nur ausschließen? Wie konntest du mich nur wegschicken?«
    »Ich habe das getan, was mir das Beste erschien. Als die Stunde der Entscheidung nahte, konnte ich dich nicht gefährden.«
    »Er hat dich verletzt.« Mit Schaudern entsann er sich, wie sie aus dem schützenden Kreis gesprungen und niedergeworfen worden war.
    »Nur kleine Wunden, die sind bald verheilt.« Sie drehte sich zu ihm um, umfasste sein Gesicht. Auch dort waren blaue Flecken, Schnitte und Brandwunden. »Komm.« Behutsam strich sie mit den Händen über die Verletzungen, nahm sie weg. Dann kniete sie sich mit konzentrierter Miene vor ihn hin, musterte seinen Körper und strich über die Stellen, die der Umhang nicht geschützt hatte, bis alle Wunden verschwunden waren. »So. Keine Schmerzen«, murmelte sie. »Es ist gut.«
    »Du bist auch verletzt.« Er stand auf und hob sie hoch.
    »Sich selbst kann man auf diese Weise nicht heilen. Aber ich habe alles, was ich brauche, in meinem Küchenschrank.«
    »Wir waren nicht allein hier, oder? Ich meine danach?«
    »Nein.« Oh, sie war so müde, so unendlich müde. »Die Familie hat aufgepasst. Die weiße Flasche«, bemerkte sie, als er sie in die Küche trug und auf einem Stuhl absetzte. »Die viereckige, und die kleine grüne Flasche mit dem runden Stöpsel.«
    »Du hast mir einiges zu erklären, Bryna.« Er stellte die Flaschen auf den Tisch und holte ein Glas. »Wenn du wieder bei Kräften bist.«
    »Ja, wir müssen uns unterhalten.« Mit geübter Hand und erfahrenem Blick träufelte sie die Mittel in das Glas, wartete, bis sie sich vermischt hatten und die Flüssigkeit klar wie Wasser wurde. »Aber wenn du nichts dagegen hast, Calin, würde ich vorher gern ein Bad nehmen und mich umziehen.«
    »Dann zaubere dir dein Bad«, entgegnete er schroff. »Ich möchte die Angelegenheit jetzt klären.«
    »Zaubern wäre natürlich möglich, aber ich ziehe den Luxus eines echten Bades vor. Ich bitte dich um eine Stunde.« Sie stand auf, umfasste das Glas mit beiden Händen. »Nur eine Stunde, Calin.«
    »Warte.« Er legte die Hand auf ihren Arm. »Du hast mir erzählt, du könntest mich nicht belügen. Das sei verboten.«
    »Und ich habe dich nie belogen. Aber ich habe mich hart an der Grenze bewegt, indem ich dir manches verschwieg. Eine Stunde«, bat sie so innig, dass er weich wurde. »Bitte.«
    Er ließ sie gehen und brühte sich einen Tee auf, um sich die Wartezeit verkürzen. Sein Umhang war verschwunden, und der Pullover, den sie für ihn gewebt hatte, stank nach Rauch und Blut. Er streifte ihn ab, warf ihn über eine Stuhllehne und blickte auf, als die Katze hereinglitt.
    »Wie soll ich mich ihr gegenüber verhalten?« Nachdenklich sah Cal die Katze an, die seinen Blick aus sanften blauen Augen erwiderte. »Hast du irgendeinen Vorschlag? Du kennst sie gut, nicht wahr?«
    Froh über die Gesellschaft, kauerte er sich neben die Katze und streichelte das seidige schwarze Fell. »Gehörst du auch zu denen, die ihre Gestalt ändern können?« Den Finger unter ihr Kinn gelegt, musterte

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