Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
mit belebender Wärme erfüllte, und widmete sich dann wieder ihren Blumenarrangements. »Sie sind mit dieser Geschichte und diesem Vermächtnis aufgewachsen. Können Sie da so einfach dagegen aufbegehren?«
»Könnten Sie das denn akzeptieren?«, fragte er. »Könnten Sie alle Bildung und Vernunft einfach abschütteln und akzeptieren, dass Sie zu mir gehören, nur weil eine alte Sage das erzählt?«
»Normalerweise wohl nicht.« Nach einem prüfenden Blick durch das Wohnzimmer, stellte sie zwei mit Heideblumen gefüllte Flaschen auf den schmalen Kaminsims. »Die Vorstellung hätte mich fasziniert, amüsiert und vielleicht auch angeregt. Aber dann hätte ich die Sache mit einem Lachen abgetan. Ja, so wäre es wohl gewesen.« Sie drehte sich um und sah ihn an. »Bis ich Sie geküsst habe und spürte, welche Kraft da in mir, in Ihnen aufloderte.«
»Begehren ist nichts Besonderes.«
»Das stimmt, und wäre es nur Begehren gewesen, hätten wir beide entsprechend reagiert. Wäre das alles gewesen, wären Sie jetzt nicht so wütend auf sich selbst und auf mich.«
»Sie scheint die ganze Sache ja nicht sonderlich aus der Ruhe zu bringen.«
»Ich weiß.« Sie lächelte, konnte nicht anders. »Ist das nicht sonderbar? Aber auch ich bin ja ein Sonderling. Das sagen alle. Lena, der Fisch auf dem Trockenen, der Elefant im Porzellanladen, die naive Traumtänzerin. Hier hingegen fühle ich mich nicht seltsam oder fehl am Platz. Deshalb fällt es mir leicht, gelassen zu bleiben.«
Und so ungezwungen, wie sie durch das Cottage spazierte und ihre Blumen arrangierte, wirkte sie auch keineswegs fehl am Platz, dachte er. »Ich glaube nicht an Magie.«
»Und ich habe mein Leben lang danach gesucht.« Sie nahm eine Heideblüte, hielt sie ihm entgegen. »Deshalb werde ich Ihnen jetzt ein Versprechen geben.«
»Sie schulden mir keine Versprechen. Sie schulden mir gar nichts.«
»Ich gebe es freiwillig. Ich möchte Sie nicht mit alten Sagen oder Magie an mich binden. Sobald ich die Insel verlassen kann, werde ich, wenn das Ihr Wunsch ist, abreisen.«
»Warum?«
»Ich habe mich in Sie verliebt, und Liebe klammert nicht.«
Ungeschickt nahm er die Heideblüte und steckte sie ihr ins Haar. »Allena, es bedarf eines klaren Blicks, um die Sprache des Herzens richtig zu deuten. Mir fehlt der klare
Blick. Ich würde Sie verletzen.« Er strich über ihre Wange. »Und das möchte ich nicht.«
»Keine Bange, ich bin ziemlich robust. Ich bin noch nie verliebt gewesen, Conal, und werde womöglich alles falsch machen. Aber im Augenblick fühle ich mich sehr wohl damit, und das genügt.«
Diese schicksalhafte Haltung widerstrebte ihm. »Ich fühle mich zu Ihnen hingezogen. Ich möchte Sie berühren, Ihren Körper spüren. Das mag für Sie nicht genug sein und für mich letzten Endes auch nicht. Deshalb sollten wir lieber Abstand davon nehmen.«
Er ging zur Tür und nahm seinen Regenmantel vom Kleiderhaken. »Ich muss arbeiten«, sagte er und ging in den Regen hinaus.
Er hat Unrecht, dachte sie. Selbst die körperliche Vereinigung würde erfüllender sein als alles, was sie bisher erlebt hatte. Für sie beide.
Als er zurückkehrte, war das Gewitter zu einem fernen Grollen abgeklungen und die Abenddämmerung senkte sich weich und dunstig über das Land. Das Erste, was er beim Eintreten bemerkte, war der Duft. Ein heißes, würziges Aroma, das ihn daran erinnerte, dass er nichts im Magen hatte.
Dann entdeckte er im Wohnzimmer die kleinen Veränderungen. Lediglich ein paar winzige Details: der Tisch ein wenig verrückt, die Kissen glatt gestrichen. Vorher war ihm der Staub nicht aufgefallen, doch jetzt bemerkte er dessen Fehlen sowie den schwachen Geruch nach Polierwachs.
Sie hatte Torf nachgelegt, und der weiche Feuerschein zusammen mit dem Licht der Kerzen, die sie gefunden und aufgestellt hatte, verbreiteten eine heimelige Atmosphäre. Sie hatte auch Musik aufgelegt und summte leise dazu mit, während sie in der Küche hantierte.
Noch während er den Regenmantel aufhängte, merkte er, wie die Anspannung, die er während der Arbeit verspürt hatte, von ihm abfiel.
»Ich habe eine Suppe gekocht«, rief sie ihm zu. »Leider konnte ich in Ihrer Küche nur einige Kräuter und ein paar wenige Zutaten aufstöbern. Erwarten Sie also nicht zu viel.«
»Es riecht gut. Vielen Dank für Ihre Mühe.«
»Nun, irgendetwas müssen wir ja essen, oder?«
»Bei meinen Kochkünsten würden Sie vermutlich lieber hungern.« Sie hatte bereits den
Weitere Kostenlose Bücher