Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Ort. Es war ein Märchen, und sie befand sich mitten darin. Heute Morgen war sie mit dem vagen Gefühl aufgewacht, als sei alles nur ein Traum gewesen. Doch dann hatte sie die Augen geöffnet und in dieses dunstige Morgenlicht geblickt, hatte den Rauch des verglühenden Feuers gerochen und den würzigen Duft der Heideblüten, die sie in einen Krug neben das Bett gestellt hatte.
Es war ein Traum. Der wunderbarste und realste Traum, den sie je gehabt hatte. Und sie würde ihn sich bewahren.
Er wollte das nicht, wollte sie nicht. Doch das konnte sich ändern. Sie hatte zwei Tage Zeit, um sein Herz zu gewinnen. Wie konnte sein Herz nur verschlossen bleiben, wenn ihres so übervoll war? Nie hätte sie erwartet, dass Liebe so stark ist. So strahlend und hell.
Sie brauchte die Hoffnung und das Vertrauen, dass er innerhalb dieser beiden Tage aufwachen und dasselbe fühlen würde wie sie.
Liebe war so groß, entdeckte sie, dass sie das Innere ganz mit Licht erfüllte. Es gab keinen Raum mehr für Schatten, für Zweifel.
Sie war verliebt in den Mann, in den Ort, in die Verheißung. Doch dieses Gefühl war mehr als nur ein Blitzschlag aus heiterem Himmel, obwohl es dasselbe elektrisierende Moment in sich trug. Es war auch verbunden mit einer gelassenen Zuversicht, einer inneren Gelöstheit und Gewissheit. Und dies wünschte sie sich auch für ihn.
Sie gelobte sich, zum ersten Mal in ihrem Leben nicht zu versagen. Nicht zu scheitern.
Die Augen geschlossen, berührte sie den Sternanhänger zwischen ihren Brüsten. »Ich werde es vollbringen«, flüsterte sie, um dann mit einem glücklichen Seufzer das Frühstück zuzubereiten.
Verblüfft sah er sich im Badezimmer um. Er hätte nicht zu sagen vermocht, in welchem Zustand das Bad vorher gewesen war, aber sicher nicht so blitzblank wie jetzt. Und er wusste auch nicht, ob frische Handtücher bereitgelegen hatten. Wahrscheinlich nicht. Der Blumenstrauß auf dem Fenstersims hingegen war vorher gewiss nicht da gewesen.
Die Dusche hatte getropft, daran konnte er sich erinnern. Er hatte immer vorgehabt, das zu beheben.
Auf jeden Fall war es sehr viel angenehmer, sich in einer Umgebung zu duschen und zu rasieren, wo Fliesen und Wanne funkelten und die Luft vage nach Zitronen und Blumen duftete.
Deshalb wischte er nach dem Duschen das verspritzte Wasser auch auf und hängte sein Handtuch zum Trocknen auf, statt es einfach auf den Boden zu werfen.
Auch im Schlafzimmer war ihre Handschrift zu erkennen. Das Bett war ordentlich gemacht, die Kissen waren aufgeschüttelt. Die Fenster waren weit geöffnet, um Licht und Luft hereinzulassen. Das machte ihm bewusst, dass er viel zu lange in Staub und Dunkelheit gelebt hatte.
Er trat ins Wohnzimmer ein. Sie hantierte hinter der Küchentheke und sang. Eine hübsche Stimme. Und die Düfte, die zu ihm herüberwehten, waren die Düfte seiner Kindheit. Geröstetes Brot, brutzelnder Speck.
Ungläubig schüttelte er den Kopf, als er das Rumpeln der schleudernden Waschmachine vernahm.
»Wie lange sind Sie schon wach?«, fragte er.
»Seit Sonnenaufgang.« Sie stellte eine Kanne Tee auf die Theke. »Der Morgen war so herrlich, dass ich einfach nicht mehr weiterschlafen wollte. Und dann habe ich ein wenig herumgepusselt.«
»Darin scheinen Sie sehr talentiert zu sein.«
»Mein Vater nennt das nervöse Energie. Ach, übrigens, ich habe Hugh hinausgelassen. Sobald ich aufgestanden war, hat er gegen die Tür gerummst, als sei er es gewöhnt, morgens hinauszurennen.«
»Ja. Er stromert morgens gern herum. Das ist wohl Herumpusseln auf Hundeart.«
Lachend schob sie die Eier vom Tiegel auf einen Teller. »Hugh ist ein wunderbarer Gefährte. Ich habe mich sehr sicher und geborgen gefühlt, als er sich gestern Nacht am Fußende des Bettes eingerollt hat.«
»Kaum taucht ein hübsches Gesicht auf, schon lässt er mich links liegen.« Er setzte sich. »Essen Sie nichts?«
»Ich habe bereits gefrühstückt. So, jetzt werde ich die Wäsche aufhängen, damit Sie in Ruhe essen können. Mein Vater hasst es, wenn man ihn beim Frühstück vollquasselt.«
»Ich bin nicht Ihr Vater. Leisten Sie mir doch Gesellschaft. Bitte.« Er beobachtete, wie sie Platz nahm und die Finger ineinander verschränkte, als sei sie nervös. Welchen Grund konnte das haben? »Allena, glauben Sie, ich würde von Ihnen erwarten, dass Sie mich auf diese Art umsorgen? Für mich kochen, mich bedienen, putzen?«
»Nein, natürlich nicht.« Die Munterkeit war aus ihrer Stimme
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