Im Licht der Träume: Drei Romane in einem Band (German Edition)
»Aber so wird es auch gehen.«
»Allena.«
»Hmm?« Sie sah sich um. In seinem Blick lag etwas, das ihr Schwindel verursachte. »Ja?« Als sie sich vollends zu ihm umdrehte, schwang ihr Anhänger mit und funkelte im Sonnenlicht auf.
Der Stern schien Conal direkt in die Augen zu blitzen, ihn zu verhöhnen. Sofort ging er innerlich auf Abstand. O nein, er würde nicht von Liebe sprechen.
»Wo sind deine Schuhe?«
»Meine Schuhe?« In seiner Stimme lag so viel Zärtlichkeit, dass ihre Augen brannten, als sie zu ihren bloßen Füßen hinunterblickte. »Ich muss sie liegen gelassen haben. Wie dumm von mir.«
»Du wanderst barfuß durch den Tau, schöne Allena?«
Ihre Kehle schnürte sich zusammen, erstickte alle Worte. Vom Aufruhr ihrer Gefühle überwältigt, schlang sie die Arme um ihn und vergrub das Gesicht an seiner Schulter.
»Allena.« Er presste die Lippen auf ihr Haar und wünschte, um ihrer beider willen, er könnte diese letzte Kette, die sein Herz gefangen hielt, zerreißen. »Was soll ich nur mit dir tun?«
Liebe mich. Liebe mich einfach nur. Mit dem Rest werde ich allein fertig. »Ich kann dich glücklich machen. Wenn du mich lässt, kann ich dich glücklich machen.«
»Und was ist mit dir? Es gibt nicht nur mich, sondern auch dich. Wie kannst du alles, was ich dir erzählt habe, so
unbekümmert glauben und akzeptieren und sogar willens sein, dein Leben dafür grundlegend zu verändern?« Er schob sie zurück, tippte mit der Fingerspitze auf den Anhänger. »Wie kannst du diesen Anhänger so unbekümmert akzeptieren?«
»Weil er zu mir gehört.« Sie stieß einen zitternden Atemzug aus, holte Luft und fügte mit kräftigerer Stimme hinzu: »Bis er zu jemand anderem gehören wird.«
Wieder etwas gefasster, holte sie aus dem Schrank einen Schöpflöffel und gab damit Teig in die Pfanne. »Du denkst, ich sei naiv und leichtgläubig und so liebesbedürftig, dass ich alles glauben würde, was eine Chance auf Liebe in sich birgt, nicht wahr?«
»Ich denke, du hast ein weiches Herz.«
»Und ein formbares?« Sie warf ihm einen kühlen Blick zu, der ihn ebenso überraschte wie ihr Nicken. »Du hast wahrscheinlich Recht. Wenn man versucht, sich immer wieder so anzupassen, dass die Menschen, die man liebt, diese Liebe erwidern, dann bleibt das Herz weich und formbar. Irgendwann werde ich das hoffentlich bewältigt haben, aber bis es so weit ist, will ich ein Herz haben, auf dem andere Menschen einen Abdruck hinterlassen.«
Ein geduldiges Herz, dachte sie, aber der Blitz sollte sie treffen, wenn es ein feiges war.
Geschickt wendete sie den Pfannkuchen. »Was hat dein Herz verhärtet, Conal?«
»Du zielst sehr genau, wenn du dich erst einmal dazu entschlossen hast, einen Pfeil abzuschießen.«
»Vielleicht habe ich noch nicht oft genug in den Köcher gegriffen.« Aber das würde sie jetzt tun. Mit ruhigen, bedächtigen
Bewegungen ließ sie den Pfannkuchen auf eine Servierplatte gleiten und gab neuen Teig in die Pfanne. »Warum sprichst du nie von deiner Mutter?«
Wieder ins Schwarze getroffen, dachte er, und beobachtete schweigend, wie sie den Tisch für ihn deckte.
»Ich habe ein Recht, etwas über deine Mutter zu erfahren.«
»Ja, das stimmt.«
Sie stellte Honig, Zimt und Zucker auf den Tisch und schenkte Tee ein. »Setz dich. Dein Frühstück wird kalt.«
Mit einem schiefen Grinsen kam er ihrer Aufforderung nach. Sie war ihm ein Rätsel. Wie hatte er nur jemals glauben können, er habe dieses Rätsel gelöst? Er wartete, bis sie ihren Pfannkuchen herausgebacken hatte und sich zu ihm an den Tisch setzte.
»Meine Mutter stammte aus dem nächsten Dorf«, begann er. »Ihr Vater war Fischer und ihre Mutter starb im Kindbett, als meine Mutter ein kleines Mädchen war. Das Baby ist ebenfalls gestorben, so dass meine Mutter die jüngste und einzige Tochter war, die, wie sie mir erzählte, von ihrem Vater und ihren Brüdern maßlos verhätschelt wurde.«
»Du hast Verwandte im Dorf?«
»Ja. Drei Onkel mit ihren Familien. Einige der jüngeren Leute sind allerdings auf das Festland oder ins Ausland gegangen. Mein Vater hingegen war ein Einzelkind.«
Sie träufelte Honig auf ihren Pfannkuchen und gab das Glas an Conal weiter. Er hat Familie, dachte sie, und bleibt trotzdem ganz für sich. »Demnach hast du hier auch Cousins und Cousinen?«
»Ja, etliche. Wir haben als Kinder miteinander gespielt. Und von ihnen habe ich auch erfahren, welches Blut in meinen Adern fließt. Ich hielt es für eine
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