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Im Licht des Blutmondes

Im Licht des Blutmondes

Titel: Im Licht des Blutmondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Peters
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„Ich bin immer noch dagegen, dass Martina sie ebenfalls unterrichten darf. Das Kind hat es so schon schwer genug. Und ich glaube auch nicht, dass sie es nötig hätte.“
    „Ich bin deiner Meinung“, erwiderte Cirrus. „Aber du weißt, dass der Rest unserer Familie das anders sieht. Wir haben uns dem Mehrheitsentscheid zu beugen, ob es uns nun beliebt oder nicht. Alle Kinder unterliegen den gleichen Regeln und haben die gleichen Pflichten.“
    „Ich weiß“, seufzte Zacharias tief. Cirrus wusste, dass dies bei seinem Bruder ein Ausdruck von Frustration war. „Es ist nur …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Joleen scheint sich jetzt schon nur am Rande der anderen Kinder zu bewegen. Entgegen unserer Erwartungen hat sie keinerlei Freundschaften geschlossen. Die anderen Kinder begegnen ihr eher mit Verachtung, weil sie sich so oft in unserer Nähe aufhält oder aber unsere Nähe sucht.“
    „Das ist mir auch aufgefallen. Dennoch, Joleen scheint damit, wie es ist, zufrieden zu sein“, sinnierte Cirrus lächelnd.
    „Nicht ganz, aber das ist mir erst heute Nacht klar geworden, als ich sie weinend in ihrem Badezimmer vorgefunden habe“, antwortete Zacharias. Cirrus hob fragend eine Augenbraue. „Man hat ihr heimlich Kaugummi auf ihr Kopfkissen gelegt, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das so den Tatsachen entspricht. Als ich sie gefunden habe, hat sie gerade versucht, ihn selbst zu entfernen, weil sie niemanden damit behelligen wollte.“
    „Du glaubst, sie hat dich belogen?“ Zacharias schüttelte abwehrend seinen Kopf.
    „Nein, ich weiß, dass sie das nicht machen würde. Aber ich denke oder kann mir zumindest vorstellen, dass eines der Kinder ihn in ihre Haare getan hat, bevor sie schlafen ging. Joleen ist erst acht, da nimmt sie natürlich die nahe liegendste Lösung. Als sie den Kaugummi in ihrem Haar bemerkt hat, dachte sie, er hätte auf ihren Kopfkissen gelegen“, erklärte Zacharias.
    „Und was hast du vor zu tun?“ Diese Information beunruhigte Cirrus. Wenn Joleen so sehr unter den anderen Kindern litt, wieso erzählte sie niemandem davon?
    „Nichts, solange Joleen nicht direkt etwas sagt. Ich werde sie ihren Kampf allein austragen lassen. Allerdings werde ich ein Auge auf die Sache haben“, erklärte Zacharias und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Morgen werde ich mit ihr in die Stadt fahren, um einen Friseur aufzusuchen. Mir blieb leider nichts anderes übrig, als den Kaugummi herauszuschneiden.“
    „Wieso lässt du keinen kommen?“ Sie hatten ihre Bediensteten, die ihr Haus in solchen Fällen aufsuchten.
    „Weil ich glaube, dass ihr eine Nacht Pause recht gut tun wird. Dass ich ihre Haare abschneiden musste, hat ihr gar nicht gefallen.“ Ein amüsiertes Lächeln umspielte Zacharias‘ Lippen. „Wenn wir in der Stadt sind, versuche ich, ein wenig mehr über die Situation mit den anderen Kindern herauszufinden. Wenn das nicht klappt, sollten wir vielleicht überlegen, sie einen Tag zu beobachten, um die Gruppendynamik zu durchschauen.“
    „Kein schlechter Vorschlag. Was glaubst du, wieso sie nicht schon vorher etwas gesagt hat?“
    „Ich habe keine Antwort darauf Ci. Nur Vermutungen“, antwortete Zacharias schulterzuckend.
    „Dann teile diese mit mir!“, forderte Cirrus seinen Bruder auf und nahm einen tiefen Schluck aus dem Kelch.
    „Ich denke, sie will uns nicht damit behelligen. Du weißt selbst, wie sehr sie stets darum bemüht ist, uns alles recht zu machen. Außerdem will sie, glaube ich, dass Christin und Tony in ihrem monatlichen Berichten nur Gutes über sie erzählen, weil sie weiß, dass ihre Mutter dabei ebenfalls anwesend ist.“
    „Du vermutest also, dass sie immer noch nach der Liebe ihrer Mutter hungert?“ Zacharias‘ Schilderung verwunderte Cirrus. Was Joleen anging, so hatte sein Bruder in den letzten Jahren ein untrügliches Gespür entwickelt.
    „Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung, Bruder.“ Zacharias schmunzelte und nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Kelch.
    „Dann solltest du die Tatsache, dass Martina mehr Zeit mit den Kindern verbringen wird, als Chance für die beiden sehen“, erklärte Cirrus. „Verletzen kann sie sie nicht, dafür hat sie von Nikolas entsprechende Befehle erhalten. Vielleicht ist dies die Möglichkeit für die beiden, sich wieder näher zu kommen.“ Ein nachdenklicher Ausdruck trat in Zacharias‘ Augen.
    „So habe ich das noch nicht betrachtet“, gab er zu und

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