Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Licht des Blutmondes

Im Licht des Blutmondes

Titel: Im Licht des Blutmondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Peters
Vom Netzwerk:
jüngste Kind, das sich im Augenblick bei ihnen aufhielt, war vor kurzem sechs geworden, Joleen, das erste Kind, das zu ihnen gekommen war, gehörte mit zu den ältesten. Das Älteste war ein Junge von vierzehn Jahren. Er sollte bald als Bluthure eingeführt werden. Es war seine Wahl gewesen, und sie hatten es nach einer langen Besprechung akzeptiert.
    Sein Blick streifte Joleen, die still in einem der Sessel in der Eingangshalle saß und in einem Buch las. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen. Es war offensichtlich, dass auch dieses Buch eines von Zacharias‘ Geschenken an sie war. Sein Cousin hatte gleich am Tag ihrer Ankunft einen Narren an ihr gefressen. Auch sie schien ihm durchaus zugetan. In welche Richtung sich diese unbewusste Bindung entwickeln würde, wusste noch keiner von ihnen, auch wenn Cirrus der festen Überzeugung war, dass Zacharias sie eines Tages zu seiner Blutsklavin machen würde.
    Zumindest war diese Bindung zwischen den beiden ein Grund für Cirrus und auch für ihn selbst, sich Joleen gegenüber distanziert zu verhalten.
    Scheinbar spürte Joleen seinen Blick. Sie ließ ihr Buch sinken und sah ihn an. Ihre Blicke trafen sich. Sie lächelte ihm unsicher zu und er nickte knapp. Danach drehte er sich von ihr weg und steuerte den Flügel der Bluthuren an. Ihn dürstete es nach Blut.
     
    Als er den Gang entlangging, kam ihm Martina, seine Gefährtin entgegen, mit einem kleinen, wissenden Lächeln auf ihren vollen Lippen. Sie blieb stehen und wartete, bis er zu ihr aufgeschlossen hatte.
    „Auf der Suche nach ein wenig Zerstreuung, Geliebter?“, hauchte sie und schmiegte sich mit ihrem Körper so eng an ihn, dass er ihre Brüste durch den dünnen Stoff ihrer Bluse spüren konnte.
    „Ich bin auf dem Weg zu den Bluthuren. Willst du mich begleiten?“, erwiderte er und legte die Hände auf ihren Hintern, um ihren Unterleib gegen seinen zu pressen. Er rieb sich an ihr, bis sie leise aufstöhnte, und trat dann von ihr zurück.
    „Ich kann nicht, ich muss noch etwas für den Unterricht für Morgen erledigen“, antwortete sie. Nikolas wusste, dass sie ihn belog. Dennoch sagte er nichts. Er dachte an Fayn und Zacharias, die immer wieder darauf hinwiesen, dass Martina ein doppeltes Spiel zu spielen schien. Damals, vor vier Jahren, hatten sie zum ersten Mal ihre Bedenken geäußert. Er wollte ihnen nicht zuhören, doch dann hatte Martina sich immer mehr von ihm distanziert. Sie gehorchte ihm und befolgte direkte Befehle, die sie von ihm erhielt immer sofort. Doch er wusste, dass sie ihm etwas verheimlichte. Die Nächte, in denen sie sich gemeinsam eine Bluthure teilten, waren schon lange vorbei. Nikolas spürte, dass sich ihnen etwas Dunkles und Gefährliches näherte. Etwas in ihm flüsterte, dass Martina der Auslöser dafür sein würde. Noch versuchte er, diese Stimme zu ignorieren.
    „Wir sehen uns dann später.“ Martina ging, ohne auf seine Erwiderung zu warten. Nikolas bog ab und schlug den Weg in die Bibliothek ein. Er wusste, dass er dort Zacharias vorfinden würde.
    Als er eintrat, sah Zacharias von dem Buch auf, dass er gerade las. Nikolas unterdrückte ein Lächeln, als er registrierte, dass Joleen es nur einige Minuten zuvor ebenfalls so gemacht hatte. Zacharias legte das Buch beiseite.
    „Niko. Hast du mich gesucht?“, fragte Zacharias und deutete auf den Sessel vor sich. Nikolas ging zu ihm und setzte sich.
    „Gewissermaßen. Martina verlässt das Anwesen, und ich dachte, du willst ihr vielleicht folgen. Ich würde es ja selbst tun, aber ich muss mich nähren“, erklärte er ohne Umschweife. Zacharias‘ Augen weiteten sich überrascht.
    „Glaubst du, dass sie etwas plant?“, fragte Zacharias sehr ernst.
    „Ich weiß es nicht“, gestand Nikolas. „Aber ich habe eingesehen, dass Fayn und du nicht unrecht habt. Etwas stimmt nicht, und ich will wissen, was es ist.“
    Zacharias seufzte.
    „Ich will es ebenso gerne wissen wie du, doch ich sollte mich nicht in die Öffentlichkeit begeben. Ich habe mich zu lange nicht mehr genährt“, gestand Zacharias und lächelte entschuldigend. „Wir sollten Fayn bitten.“ Nikolas sah seinen Cousin eindringlich an. Seine Haut wirkte blass, beinahe durchscheinend. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe und seine Lippen waren trocken.
    „Wie lange hast du dich nicht genährt?“, fragte Nikolas erschrocken. Ihm wurde bewusst, wie schlecht sein Vetter aussah.
    „Das letzte Mal vor zehn Tagen. Es behagt mir im Augenblick nicht, mich

Weitere Kostenlose Bücher