Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
sicher, dass eine Kugel darin steckt.«
Sie seufzte laut. »Ich werde mich morgen darum kümmern. Aber jetzt komm erst mal mit rein, und wasch dir die Hände.«
Er würde mit reinkommen, dachte Duncan, aber es gab Wichtigeres, als sich die Hände zu waschen, nur weil er ein totes Kaninchen angefasst hatte.
Er folgte ihr und trat an die Küchenspüle. »Hast du Bier da?«, fragte er.
»Nein. Ja. Keine Ahnung.«
Nachdem er seine Hände abgetrocknet hatte, ging er direkt zum Kühlschrank und machte ihn auf. Überwiegend Sachen, die Frauen gerne essen, dachte er. Viel Obst, frisches Gemüse, jede Menge Joghurt und fettarme Milch. Wer war nur auf die Idee mit der fettarmen Milch gekommen? Egal.
Er konnte kein Bier entdecken und nahm stattdessen eine geöffnete Flasche kalifornischen Chardonnay heraus. »Gläser?«
»Oh.« Sie fuhr sich durchs Haar und wandte sich dem Küchenschrank zu. Sie holte nur deshalb Gläser heraus, weil sich das so gehörte, dachte er. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn er sich verabschiedet hätte. Damit sie nachdenken und verstehen konnte, was in ihr vorging.
Pech für sie, beschloss er. Das war nun mal nicht seine Art.
Er schenkte sich selbst ein und setzte sich an den kleinen Tisch.
Aus Höflichkeit setzte sie sich zu ihm. »Ich bin dir wirklich dankbar, dass du dich darum gekümmert hast«, hob sie an. »Ich hasse mich dafür, dass ich zu zimperlich bin, um das selbst zu erledigen.«
»Wer hat sich um die Ratte gekümmert?«
»Na ja, ich selbst – allerdings nicht ohne viel peinliches Gequietsche. Bei der Schlange habe ich Carter angerufen. Die ging einfach über meine Kräfte.«
»Hast du Anzeige erstattet?«
Sie seufzte. »Ich dachte, irgendeine Katze hätte den Nager in unserem Garten liegen lassen. Ich hab nicht weiter drüber nachgedacht. Bei der Schlange vermutete ich erst dasselbe, aber Carter sah, dass sie erschlagen worden war. Daraufhin habe ich mit der Mutter eines berüchtigten Rabauken aus der Nachbarschaft gesprochen. Aber der war es nicht und kann es auch jetzt nicht gewesen sein. Also gut, ich werde das Ding morgen mit aufs Revier nehmen, Anzeige erstatten und es untersuchen lassen.«
»Hat sonst noch jemand was gegen dich außer Meeks?«
Sie genehmigte sich einen Schluck Wein. »Du bist ganz schön schlau.«
»Darauf zu kommen war nicht besonders schwer, Phoebe. Sieht ganz so aus, als müsste mal jemand ein ernstes Wörtchen mit Arnie reden.«
Nicht nur schlau, begriff sie. Wütend. »Du willst doch gar nicht mit ihm reden, außerdem möchte ich nicht, dass du dich da einmischst«, sagte sie bestimmt. »Ich finde, deine Reaktion … Ehrlich gesagt, weiß ich nicht recht, wie ich deine Reaktion finden soll, aber darüber können wir uns ein andermal unterhalten. Wenn mit Arnie geredet werden muss, dann inoffiziell offiziell, wenn du verstehst, was ich meine. Aber wenn du dich auf ihn stürzt, als seist du mein …«
»Wir werden wohl einen neuen Begriff dafür finden müssen«, sagte Duncan trocken, »da du etwas gegen das Wort ›Freund‹ zu haben scheinst.«
»Wie dem auch sei, das würde ihm nur den Rücken stärken und mich schwach aussehen lassen. Ich kann es mir aber nicht leisten, Schwäche zu zeigen. Ich kann ihm die Befriedigung unmöglich gönnen, dass es ihm tatsächlich gelungen ist, mich damit zu erschrecken.«
»Aber es ist ihm gelungen.«
»Ich wünschte, es wäre anders. Ich glaube …«
»Du glaubst was?«
Sie trank noch mehr Wein. Sie war es nicht gewohnt, mit anderen über ihren Job zu sprechen. Kein schwieriger Job. Das Wichtigste war, dafür zu sorgen, dass das Haus sicher war. »Ich glaube, dass jemand das Haus beobachtet. Ich habe ihn schon ein paarmal bemerkt, besser gesagt, gehört. Er pfeift.«
»Wie bitte? Er pfeift?«
»Ich weiß, das klingt komisch. Aber ich glaube, jemand treibt sich hier herum. Er ist am Haus vorbeigelaufen und hat jedes Mal diese Melodie gepfiffen. Wenn es Meeks ist – und ich habe ihn nicht gut genug erkennen können, um das bestätigen zu können -, geht er ein ziemliches Risiko ein, um es mir heimzuzahlen. Aber vielleicht hat er ja einen Freund auf mich angesetzt oder jemanden dafür bezahlt. Trotzdem wäre es dumm von ihm und ziemlich riskant.«
»Er hat einen ganz schönen Tritt in den Hintern bekommen. Das könnte ihm das Risiko wert sein. Solche Sachen können eskalieren, stimmt’s?«
»Ja, natürlich.« Sie sah vor ihrem inneren Auge, wie sie ihre Familie für die Nacht in Sicherheit
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