Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
den Tisch mit dem guten Service und mit Leinenservietten. So vergnügt, wie sie in der Küche hantierte, schien ihr das genauso viel Freude zu bereiten wie ihm.
»Jetzt geh Duncan nicht auf die Nerven, Carly. Er hat noch nicht mal seinen Kaffee ausgetrunken.«
»Schmeckt übrigens himmlisch«, sagte Duncan.
»Wieso bekomme ich heute keine Cornflakes?«, wollte Carly wissen.
»Weil Ava Omelett macht. Aber wenn du Cornflakes willst, kannst du gern welche haben.«
»Och nö.«
Duncan versetzte Carly einen sanften Stoß zwischen die Rippen. Trotz ihres Schmollmunds sah sie bildhübsch aus in ihrer gelben Rüschenbluse und der blauen Hose. »Wartet ein harter Arbeitstag auf dich?«
Sie verdrehte die Augen. »Ich geh doch noch in die Schule . Außerdem schreiben wir heute eine Mathearbeit. Ich versteh nicht, warum wir die ganze Zeit teilen und malnehmen müssen. Das sind doch nur Zahlen. Die machen doch nichts.«
»Du magst keine Zahlen? Ich liebe Zahlen. Zahlen sind wunderschön.«
Carly schnaubte. »Ich brauch keine Zahlen. Ich werde Schauspielerin.«
»Aber wenn du Schauspielerin bist, wie willst du dann einen Überblick über deine Einsätze behalten, ohne zählen zu können?«
»Zählen kann doch jeder.«
»Aber nur, weil es diese wunderbaren Zahlen gibt. Außerdem musst du ausrechnen können, wie viel Geld du verdienst, damit du dir die Villa in Malibu kaufen kannst. Und zwar nachdem du die Kosten für deinen Agenten und deine Leibwächter abgezogen hast, damit dich die Paparazzi nicht verfolgen. Du musst dir das richtige Umfeld zulegen, Schätzchen, und Mathe lernen, damit du deine Stylistin anrufen kannst, wenn es Zeit für die Oscarverleihung ist.«
Carly überlegte. »Vielleicht bin ich die Stylistin. Dann muss ich mich nur mit Kleidern auskennen. Und damit kenn ich mich schon aus.«
»Wie hoch ist deine Provision?«
Diesmal erntete er ein Stirnrunzeln, ohne dass sie die Augen verdrehte. »Wie meinst du das?«
»Das ist das, was du verdienst, wenn du Jennifer Aniston einkleidest. Du bekommst einen Prozentsatz von dem, was sie kostet. Sagen wir mal, sie kostet fünftausend, und du bekommst zehn Prozent. Außerdem braucht sie noch Schuhe und eine Handtasche. Wie hoch ist also deine Provision? Dafür musst du Mathe können.«
Ihre Augen waren nur noch zwei schmale Schlitze. »Ich bekomme jedes Mal Geld dafür, wenn die sich etwas kaufen? Ich bekomme jedes Mal Geld dafür?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass das so funktioniert.«
Plötzlich war ihr Interesse geweckt und der Schmollmund wie weggeblasen. »Ich kann aber nicht Prozentrechnen.«
»Aber ich. Hast du ein Blatt Papier?«
Als Phoebe hereinkam, saß ihre Familie um den Tisch. Lockere Omeletts, in Streifen geschnittener French Toast, für den Ava so berühmt war, und knuspriger Bacon machten so richtig Appetit.
Duncan ließ es sich schmecken, während er gleichzeitig schrieb. »Sie braucht Ohrringe! Sie braucht unbedingt noch Ohrringe.«
»Gut. Wie viel kosten diese Bammeldinger?«
»Eine Million Dollar!«
»Du bist eine ziemlich anspruchsvolle Stylistin!« Er sah kurz auf und lächelte. »Guten Morgen!«
»Mama, wir machen Prozentrechnen, damit ich weiß, wie viel ich verdiene, wenn ich Stylistin bin. Ich hab schon eine Provision von sechstausend Dollar verdient!«
»Jennifer Aniston wird einen Oscar bekommen«, erklärte Ava. »Dafür braucht sie natürlich ein entsprechendes Outfit.«
»Natürlich.«
Phoebe ging um den Tisch herum, um sich die Liste anzusehen, die Duncan notiert hatte. »Die macht ja eine richtige Einkaufsorgie.«
»Zahlen machen Spaß!«
Phoebe sah ihre Tochter erstaunt an. »Ich glaube, ich befinde mich gerade in einem Paralleluniversum, wo Zahlen Spaß machen und es an einem ganz normalen Dienstagmorgen Omelett gibt.«
»Setz dich«, befahl ihr Essie. »Wir haben deines im Ofen warm gehalten.«
Phoebe sah auf die Uhr. »Ein bisschen Zeit habe ich noch. Zahlen machen Spaß«, wiederholte sie, während sie auf der anderen Seite ihrer Tochter Platz nahm. »Wieso haben sie eigentlich keinen Spaß gemacht, als ich kleine Häschen und Kätzchen daraus gemacht habe, um dir das Malnehmen beizubringen?«
»Zahlen machen mehr Spaß, wenn sie Geld bedeuten.«
Phoebe griff kopfschüttelnd nach ihrem Kaffee. »Pass bloß auf, Duncan. Sie ist unglaublich gierig.«
»Wenn sie noch so ein paar Kunden wie Jen findet, lass ich mich bald von ihr aushalten.« Und dann flüsterte er ihr zu: »Erstaunlich, wie
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