Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Hund Lulu gegen Mitternacht Gassi ging.«
»Verstehe.«
»Ich musste den Widerling noch heute Nacht laufen lassen. Haben Sie sich je gefragt, warum sich Leute Hunde anschaffen, wenn sie sie dann in aller Herrgottsfrühe ausführen müssen, damit sie die Petunien gießen können?«
»Allerdings. Vor allem in letzter Zeit.«
Er grinste amüsiert. »Die Kleine wünscht sich einen Welpen?«
»Sie sind ein äußerst scharfsichtiger Polizist, Bull. Ja, das tut sie in der Tat.«
»Wie dem auch sei. Die besagte Hündin tat, was sie tun musste, und währenddessen hat Lulus Frauchen Arnie gesehen …« Sykes schlug sein Notizbuch auf und blätterte darin. »In diesem Moment kam der eitle Gockel gerade mit stolzgeschwellter Brust aus Mayleen Hathaways Haustür.«
»Damit ist er aus der Sache raus.«
»Zu schade aber auch. Aber diese Mayleen hat er echt verdient. Sie hat Brüste wie eine Göttin, ein erdnussgroßes Gehirn und ist wütend wie ein Pitbull.« Er lächelte kurz. »Die wird ihm ganz schön die Hölle heißmachen. Und wenn seine Ehefrau dasselbe tut, ist er im Moment wirklich nicht zu beneiden.«
»Ich bin rachsüchtig genug, um Ihnen unter vier Augen zu gestehen, dass mich das diebisch freut.«
»Ich werd mich noch mal mit der Spurensicherung in Verbindung setzen und nachfragen, ob die noch irgendwas am Auto des Opfers gefunden haben. Wenn dieser Mistkerl auch nur ein Haar verloren hat, werden sie es finden, Lieutenant.«
»Vielleicht können Sie das unterwegs erledigen. Ich habe da ein paar Adressen, die ich aufsuchen möchte. Und dabei könnte ich Sie gut gebrauchen. Die restlichen Befragungen und Ermittlungen können wir dann vom Telefon aus machen. Ich erklär Ihnen alles, sobald wir im Auto sitzen.«
Sie griff nach ihrer Tasche und stellte sie gleich wieder ab, als sie sah, wie Sergeant Meeks in den Konferenzraum ging. »Noch eine Minute, Detective.«
Er blickte sich um und verzog grimmig das Gesicht. »Ich warte so lange, bis Sie wieder zurück sind.«
»Wirklich, es dauert nur eine Minute.«
Sein Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er warten und sie die ganze Zeit über im Auge behalten würde. Sykes und Meeks musterten sich im Türrahmen wie zwei Kampfhunde, die gleich aufeinander losgelassen werden. Sie hatten eine ganz ähnliche Statur, bemerkte sie, und waren wahrscheinlich beide nicht zimperlich, wenn es darum ging, das eigene Revier zu verteidigen.
Nur wie sie das taten, unterschied sich grundlegend.
Ohne den Blick von Meeks abzuwenden, sagte Sykes: »Ich warte in meinem Büro auf Sie, Lieutenant.«
»Danke, Detective. Sergeant?«
»Lieutenant.«
Sie behielt ihren neutralen Gesichtsausdruck bei, während Sergeant Meeks energisch die Tür hinter sich schloss.
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
»Sie wurden verletzt«, hob er an, »und deshalb ist mein Sohn seinen Job los. Seine Frau und sein Sohn sind deswegen ganz verzweifelt.«
»Ich bedaure sehr, dass Ihre Schwiegertochter und Ihr Enkel verzweifelt sind, weil Ihr Sohn mich krankenhausreif geprügelt hat, Sergeant Meeks.« Ihre Stimme war südstaatenzuckersüß, doch darunter eiskalt. »Meine Familie war und ist auch sehr verzweifelt wegen dieses Vorfalls. Vor allem meine siebenjährige Tochter.«
»Von den Umständen Ihrer Verletzung einmal abgesehen, trägt man als Polizistin immer ein gewisses Risiko. Als Mutter eines kleinen Kindes sollte man das eigentlich wissen, bevor man zur Polizei geht.«
»Verstehe. Jetzt weiß ich auch, woher Ihr Sohn sein Frauenbild hat. Wollen Sie sonst noch etwas mit mir besprechen, Sergeant? Denn was auch immer Sie von meiner Berufswahl halten, ich habe hier noch einiges zu erledigen.«
Nichts von der Wut, die jetzt bestimmt in ihm hochkam, spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. Und genau diese Selbstbeherrschung, dachte Phoebe, fehlte seinem Sohn leider.
»Sie werden in Zukunft etwas vorsichtiger ermitteln müssen.«
»Ist das nur eine weitere Meinungsäußerung oder eine Drohung?«
»Ich drohe nicht«, sagte Meeks gelassen. »Sie haben ein paar blaue Flecken davongetragen, die gut verheilt zu sein scheinen. Aber mein Sohn ist seinen Job und seinen guten Ruf für immer los.«
»Aber er sitzt auch nicht im Gefängnis.«
»Ist es das, was Sie wollen? Haben Sie deshalb einen Beamten an seinen Arbeitsplatz geschickt, um ihn zu verhören? Sie haben die Polizei direkt zu ihm nach Hause geschickt, um ihn zu einem Verhör abholen zu lassen, und zwar vor den Augen seiner Familie und Nachbarn. Sie
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