Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Phillipa. Sie kam bei einem Autodiebstahl ums Leben. Ihre fünfjährige Tochter war mit im Auto und wurde von den beiden Autodieben als Geisel benutzt. Sie wurden bis zu einer Garage auf der Westside verfolgt und schafften es, da irgendwie reinzukommen. Die Verhandlungen waren erfolgreich, das Kind wurde freigelassen, und die Autodiebe ergaben sich. Delrays Bruder war in der Army und tat zum Zeitpunkt des Todes seiner Schwester Dienst in Deutschland. Er lebt heute in Savannah, genau wie Delrays Mann. Delrays Bruder, Ricardo Sanchez, ist bei der berittenen Polizei.«
»Den kenne ich.« Der Officer hob die Hand. »Ich kenne Rick Sanchez. Er ist ein netter Kerl.«
»Ich hoffe, Sie haben recht, trotzdem muss er verhört werden.«
Das gefiel ihm ganz und gar nicht, merkte sie. Polizisten mögen es nicht, wenn man einen von ihnen ins Visier nimmt. »Ich werd selbst mit ihm reden«, beschloss sie spontan. »Dann haben wir noch Brentine, Angela, die bei einem versuchten Bankraub getötet wurde. Sie wurde schon in der Anfangsphase verletzt, und alle unsere Bemühungen, ihr medizinische Hilfe zukommen zu lassen, scheiterten. Sie starb auf dem Weg ins Krankenhaus, nachdem wir vier Stunden über ihre Freilassung verhandelt hatten. Ihr Mann, Brentine, Joshua, war damals auf Geschäftsreise in New York. Neunzehn Monate nach dem Tod seiner ersten Frau hat er wieder geheiratet und ist inzwischen geschieden. Er war nie beim Militär oder bei der Polizei. Angela Brentine besitzt keine lebenden männlichen Verwandten mehr.«
»Dieser Fall hat ziemlich Schlagzeilen gemacht«, erinnerte Sykes sich. »Nicht nur weil der Bankraub blutig endete, sondern auch wegen Brentines Frau. Er gehört zum Geldadel Savannahs, war ein angesehener Mann. Es gab Gerüchte, dass ihn ihr Tod vor einer teuren Scheidung bewahrt hat.«
»Ich werde schon bald mit Brentine sprechen. Officer Landow? Ich möchte, dass Sie noch einmal Reeanna Curtis vernehmen, die von der Geiselnahme in der Hitch Street. Vielleicht erinnert sie sich ja doch noch an irgendein Detail vor, während und nach ihrer Evakuierung. Reden Sie auch mit ihren Nachbarn. Nehmen Sie einen weiteren Officer Ihrer Wahl mit. Ich werde die Ermittlungen autorisieren. Detective Sykes, ich möchte, dass Sie Kontakt zu Mitgliedern des damaligen Spezialeinsatzkommandos aufnehmen. Ich glaube, dass sie auf Sie … entspannter reagieren als auf mich. Ich will niemandem Schwierigkeiten machen. Ich würde nur gern wissen, ob jemand einen Officer – in Uniform oder auch nur mit Dienstausweis – gesehen hat, den er nicht gleich erkannt hat. Falls man sich nicht als kooperativ erweist, schlage ich vor, dass Sie ein paar Fotos vom Tatort in Bonaventure herumzeigen. Und zwar nachdem Roy Squire in der Luft zerfetzt wurde.«
»Ich kümmere mich drum, Lieutenant.«
»Danke.« Sie nickte, weil sie sah, dass Dave hereinkam. »Lass uns loslegen.«
Als Dave auf ihr Büro zeigte, ging sie vor ihm hinein. »Du hast ziemlich viel erreicht in der kurzen Zeit, Phoebe. Hast du auch irgendwann mal geschlafen?«
»Ein bisschen. Willst du die Wahrheit wissen? Ich sah immer wieder diese Bilder vor mir, als ich eindöste. Roy, der an das Grab gekettet ist, die Explosion. Wenn ich wach und beschäftigt bin, geht es mir besser. Wenn ich etwas tue, habe ich nicht so viel Angst, als wenn ich mich ausruhe.«
»Und deine Familie?«
»Keine Ahnung. Wie lange kann ich sie in diesem Haus festhalten? Meiner Mutter macht das ja nichts aus«, sagte sie mit einem müden Lachen, das leicht verbittert klang. »Aber was ist mit den anderen? Ich weiß es einfach nicht. Ich werde losziehen, mit Zeugen reden und überprüfen, wer Beziehungen zu diesen vier weiblichen Opfern hatte. Irgendetwas wird sich schon ergeben, da bin ich mir sicher.«
»Nimm einen von den Männern mit.«
»Das kann ich mir nicht leisten. Wir sind auch so schon äußerst dünn besetzt, wenn man bedenkt, dass mein Haus bewacht wird und Josie und Carter zur Arbeit begleitet und ebenfalls bewacht werden müssen.«
Allein beim Gedanken daran wurde sie ganz krank. »Und mir ist auch klar, dass das nicht ewig so weitergehen kann. Ich weiß, dass wir kein Personal für unbegrenztes Babysitting haben.«
»Aber für heute ist alles geregelt, denken wir erst mal an heute. Und wie kommen Ava … und die anderen mit der Situation zurecht?«
»Allen, darunter auch Ava, geht es den Umständen entsprechend gut. Du kannst sie ja mal anrufen oder bei ihr vorbeischauen. Dann ist
Weitere Kostenlose Bücher