Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
beugte sich vor. »Ich mache alles noch schlimmer, und zwar für Sie, worauf Sie sich verlassen können.«
Sie spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. »Wegtreten! Ihre Dienstmarke und Ihre Waffe, Officer.«
Seine Hand bewegte sich zu seiner Waffe, seine Finger glitten darüber hinweg, und Phoebe sah etwas in seinen Augen, was ihr sagte, dass er mehr war als nur ein arrogantes Arschloch.
Das kurze Klopfen an der Tür ließ sie unmerklich zusammenzucken. Sykes steckte seinen Kopf herein. »Tut mir leid, wenn ich störe, Lieutenant. Aber haben Sie kurz Zeit für mich?«
»Ich habe Zeit. Officer Meeks? Ich habe Ihnen einen Befehl erteilt.«
Er legte seine Waffe ab und warf sie zusammen mit seiner Dienstmarke auf den Schreibtisch. Als er sich umdrehte und hinausspazierte, gönnte sich Phoebe ein Aufatmen.
»Alles in Ordnung, Lieutenant?«
»Ja, ja. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Gar nicht. Die Situation schien hier ein wenig zu eskalieren, das ist alles.«
»Verstehe. Ja. Danke.« Sie hätte sich jetzt am liebsten in ihren Sessel fallen lassen, zwang sich aber, stehen zu bleiben. »Detective? Sie sind doch schon eine ganze Weile hier.«
»Seit zwölf Jahren.«
»Sind Sie dann auch über den Büroklatsch informiert?«
»Klar.«
»Detective, glaubt man hier wirklich, dass Captain McVee und ich eine sexuelle Beziehung haben?«
Er sah sie so überrascht an, dass sich der Knoten in ihrem Magen sofort auflöste. »Meine Güte, Lieutenant, wie kommen Sie denn darauf!« Sykes schloss die Tür hinter sich. »Hat Ihnen das dieses Arschloch gesagt?«
»Ja. Aber bitte erzählen Sie das nicht weiter. Diese Geschichte sollte dieses Büro nicht verlassen.«
»Wenn Sie es wünschen.« Sykes wies mit dem Kinn auf Arnies Dienstmarke und dessen Waffe. »Möchten Sie wissen, was ich wirklich denke?«
»Ja.«
»Ohne seine Beziehungen hätte er den Job nie bekommen. Chefin, der Typ ist eine tickende Zeitbombe. Sehen Sie sich gut vor.«
»Ja, das werde ich. Danke.«
Sykes ging zur Tür, legte seine Hand auf die Klinke und blieb kurz stehen. »Ich glaube, ein paar Leute hier halten Sie für Captains Liebling. Es wurde ziemlich gemurrt, als Sie vom FBI hierherkamen. Ich habe auch gemurrt. Aber das war schell wieder vorbei, zumindest bei den meisten. Sie sind eine gute Chefin, Lieutenant. Und das ist das Einzige, was hier zählt.«
»Danke.«
Nachdem er den Raum verlassen hatte, ließ sie sich erschöpft in ihren Stuhl sinken.
5
Phoebe fand es wunderbar, nach einem wirklich furchtbaren Tag nach Hause zu kommen und zwei Dutzend Lilien vorzufinden. Essie hatte sie ziemlich eindrucksvoll in der großen Waterford-Vase von Kusine Bess arrangiert, wobei sie drei für Phoebes Schlafzimmer herausgenommen hatte.
»Du kannst natürlich auch den ganzen Strauß mit auf dein Zimmer nehmen, aber ich dachte …«
»Nein, ist schon in Ordnung. Das sieht hübsch aus.« Phoebe beugte sich vor, um an den Blumen zu schnuppern, die elegant und üppig auf dem Beistelltisch im Wohnzimmer standen. »Hier haben wir alle was davon.«
»Ich hab das Briefchen nicht gelesen.« Essie gab es ihr. »Und ich muss zugeben, dass es mir sehr schwergefallen ist, meine Neugier zu unterdrücken. Auch wenn ich weiß, von wem die Blumen sind.«
»Ich nehme an, sie sind von ihm.« Phoebe klopfte mit dem kleinen Umschlag auf ihre Handfläche.
»Meine Güte, Phoebe, jetzt lies ihn doch endlich!« Ava stand hinter Carly und massierte die Schultern des Mädchens. »Wir sterben hier noch vor Neugierde. Ich war drauf und dran, ihn deiner Mutter zu entreißen.«
Wenn ein Mann Blumen in einem Haus abgeben lässt, in dem vier Frauen wohnen, sind sie wohl für alle vier bestimmt, dachte Phoebe. Sie öffnete den Umschlag und las.
»Bis Samstag. Duncan.«
»Und das ist alles?« Ava klang schwer enttäuscht. »Ein Dichter ist er nicht gerade, was?«
»Ich würde sagen, er lässt die Blumen für sich sprechen«, verbesserte Essie sie. »Das ist poetisch genug.«
»Mama, ist er dein Freund?«
»Er ist nur ein Mann, mit dem ich morgen essen gehe«, antwortete Phoebe.
»Sherrilynns große Schwester hat nämlich einen Freund, und wegen dem muss sie ständig heulen. Sie liegt auf ihrem Bett und heult die ganze Zeit, sagt Sherrilynn.«
Phoebe nahm Carlys Gesicht in ihre Hände. »Ich selbst heule nicht besonders gern.«
»Als du neulich Roy angerufen hast, hast du geweint.«
»Aber nur ein bisschen. Ich geh jetzt nach oben und zieh mich um. Wie ich hörte, soll
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