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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bevor ich Überstunden aufschreibe.«
    »Um neun Uhr elf haben Sie auf Zeugen reagiert, die Schüsse in der Kanzlei des Anwalts Jasper C. Hughes gehört haben wollen. Stimmt das so?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Sie sind zum Tatort gefahren, kamen dabei immer mehr in Rage und haben sich dem bewussten Gebäude genähert. Währenddessen hat Sie eine darin befindliche Person informiert, dass sie bewaffnet ist und zwei Geiseln in ihrer Gewalt hat. Stimmt das?«
    »Wenn Sie den ganzen Bericht mit mir durchgehen wollen, ist das reine Zeitverschwendung.«
    »Haben Sie zu diesem Zeitpunkt Verstärkung oder einen Verhandler angefordert?«
    »Nein. Ich hatte die Lage unter Kontrolle. Bis Sie kamen.«
    »Sie haben sich mithilfe des Megafons als Polizist zu erkennen gegeben.«
    »Ich bin in Deckung gegangen und habe mich selbstverständlich vorgestellt, wie es die Vorschriften verlangen. Ich hab dem Typen gesagt, dass er die Waffe weglegen und rauskommen soll. Er hat sich geweigert.«
    Phoebe lehnte sich zurück. »Stimmt. Wir verschwenden hier nur unsere Zeit. Der Bericht liegt hier, einschließlich der Zeugenaussagen, der Aussagen beider Geiseln und der Aussagen der Beamten, die später zum Tatort kamen. Ihm ist zu entnehmen, dass Sie die Vorschriften nicht befolgt, keinen Verhandler angefordert, keine der Richtlinien im Falle einer Geiselnahme beachtet und den Geiselnehmer stattdessen bedroht und verhöhnt haben, sodass er immer aufgebrachter wurde.«
    »Ein Typ, der in einer Kanzlei um sich schießt, ist bereits aufgebracht.«
    »In diesem Punkt muss ich Ihnen recht geben. Aber Sie haben nie versucht, ihn zu beruhigen.« Obwohl ihre Augen zornig funkelten, blieb ihre Stimme kühl und gelassen. »Sie haben ihm gesagt, dass seine Probleme Sie nicht interessieren und dass er ins Gefängnis muss.«
    Er schenkte ihr wieder dieses überhebliche Grinsen. »Soweit ich weiß, darf man als Verhandler nicht lügen.«
    »Ihnen wird das Grinsen schon noch vergehen, Officer. Sie haben ihn ständig nur provoziert.« Sie hielt ein Blatt des Berichts hoch. »›Dann holte Officer Meeks den Geiselnehmer ans Telefon und ließ ihn wissen, dass es das Beste für ihn sei, sich die Waffe an den Kopf zu halten und abzudrücken.‹«
    »Umgekehrte Psychologie. Ich hatte die Lage unter Kontrolle, bis Sie ans Telefon gegangen sind. Die Geiseln haben es geschafft, oder etwa nicht? Keine Verluste.«
    »Es waren drei Menschen in dieser Kanzlei. Nur zwei haben sie lebend verlassen.«
    »Nur zwei davon waren wichtig.«
    »Ihrer Meinung nach vielleicht, weshalb Sie sich sicherlich auch dazu berechtigt fühlten, den Geiselnehmer einen ›verdammten Versager‹ zu nennen. Im Übrigen haben Sie sich nicht einmal nach dem Zustand der Geiseln erkundigt und ausnahmslos Schritte unternommen, die ihr Leben gefährdet haben. Dazu gehört auch, dass Sie dem bewaffneten Geiselnehmer gesagt haben, er hätte doch sowieso nicht den Mumm , die Geiseln zu erschießen.«
    »Wenn Sie vorhaben, jemand anders die Schuld für Ihr Versagen in die Schuhe zu schieben, dann …«
    »An meinem Verhalten gibt es nicht das Geringste auszusetzen, Officer, aber an Ihrem durchaus. Sie sind die nächsten dreißig Tage vom Dienst suspendiert.«
    Er erhob sich aus seinem Stuhl. »Das können Sie nicht machen.«
    »Der Vorfall wird untersucht. Bis ein Ergebnis vorliegt, fordere ich Sie auf, sich innerhalb der nächsten zweiundsiebzig Stunden beim Polizeipsychiater zu melden und sich einem Test zu unterziehen.«
    Wieder wurde sein Gesicht unangenehm rot, wie damals im Unterricht.
    »So können Sie nicht mit mir umspringen.«
    »Sie können gern eine Beschwerde gegen Ihre Dienstsuspendierung einlegen. Aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass Captain McVee sämtliche Aussagen in Kopie vorliegen und er bereits von meinem Entschluss informiert wurde.«
    »Der tanzt doch sowieso nur nach Ihrer Pfeife, weil Sie ihm einen blasen.«
    Sie erhob sich langsam. »Was haben Sie da eben zu mir gesagt?«
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass hier niemand weiß, dass Sie sich hochgebumst haben! Wir werden noch sehen, wer hier vom Dienst suspendiert wird, wenn ich mit dir fertig bin, du Schlampe!«
    »Sie sind für die nächsten dreißig Tage vom Dienst suspendiert und bekommen einen Vermerk wegen Gehorsamsverweigerung. Und jetzt sehen Sie zu, dass Sie hier rauskommen, bevor Sie alles noch schlimmer machen, Officer.«
    Er machte einen Schritt auf ihren Schreibtisch zu, stützte die Hände darauf ab und

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