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Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)

Titel: Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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es gleich Pizza geben.«
    »Und eine DVD und Popcorn!«
    »Das habe ich auch schon gehört. Aber vorher will ich mich aus meinen Arbeitsklamotten schälen und mir was Gemütliches anziehen.«
    Oben ließ sich Phoebe auf ihr Bett sinken. Wird eine Mutter ihr Kind jemals davor bewahren können, dieselben Fehler zu machen? Wegen eines Vorfalls, der gut zwanzig Jahre zurücklag, mussten sie nun alle in diesem Haus leben. Nur wegen dieser einen schwülen Sommernacht, als sie zwölf Jahre alt gewesen war, waren ihre Leben aneinandergekettet? Alles was sie tat oder auch nur sagte, würde das Leben ihrer Tochter für immer beeinflussen. So wie das Leben ihrer Mutter ihres beeinflusst hatte.
    Mama hatte getan, was sie konnte, dachte Phoebe. Aber hatte sie sich und ihre Kinder diesem Mann anvertraut? Sie konnte sich noch genau an alles erinnern, so, als sei es erst gestern gewesen.
     
    Im Zimmer war es stickig heiß, und sie roch seinen Schweiß. Inzwischen trank er den Whiskey direkt aus der Flasche, die Mama im obersten Küchenregal aufbewahrte, und der Whiskeygestank machte die abgestandene Luft noch unerträglicher.
    Phoebe konnte nur hoffen, dass er genug trinken würde, um bewusstlos zu werden, bevor er den.45er-Colt benutzte, mit dem er so wild herumfuchtelte wie ein böser kleiner Junge mit einem spitzen Stock.
    Halt die Augen auf – du bist nicht aufmerksam genug.
    Er hatte schon wild drauflosgeballert, aber nur auf Lampen und Nippes. Und er hatte ein paar Löcher in die Wand geschossen. Er hatte die Waffe auch an Mamas Kopf gehalten, geschrien und geflucht, während er sie an ihren langen roten Haaren quer durchs Zimmer schleifte.
    Aber er hatte Mama nicht erschossen, noch nicht, und seine Drohung bisher nicht wahr gemacht, ihrem kleinen Bruder Carter oder ihr eine Kugel durch den Kopf zu jagen.
    Aber er konnte es tun, und er machte ihnen klar, dass er Ernst machen würde, falls sie es wagten, ihm verdammt noch mal zu widersprechen . Sie spürte ein schreckliches Gefühl von Angst und Hilflosigkeit.
    Obwohl alle Rollläden heruntergelassen und die Vorhänge zugezogen waren, wusste sie, dass draußen die Polizei stand. Er, Reuben, telefonierte mit einem der Polizisten. Sie wünschte, sie wüsste, was gesprochen wurde, weil er sich danach meist beruhigte.
    Wenn sie genau wüsste, womit sie ihn beruhigten, könnte sie es vielleicht auch sagen, in den Gesprächspausen, wenn er es leid war, mit ihnen zu telefonieren, und auflegte, bevor er sich wieder so in Rage brachte, dass sie ihn erneut beruhigen mussten.
    Er nannte die Person am anderen Ende der Leitung Dave, so, als ob sie Freunde wären, und einmal hatte er ihm einen langen Vortrag übers Angeln gehalten.
    Jetzt lief er gerade wieder auf und ab, trank und fluchte. Diese furchtbaren Gesprächspausen. Phoebe zuckte nicht einmal mehr mit der Wimper, wenn er mit dem Lauf auf das Sofa zielte, auf dem Carter und sie sich aneinanderschmiegten. Sie war einfach zu müde.
    Er war kurz nach dem Abendessen eingedrungen, die Sonne hatte noch geschienen. Inzwischen war sie schon lange untergegangen. Es kam ihr schon so lang her vor, dass sie bestimmt bald wieder aufgehen würde. Reuben hatte die hübsche kleine Uhr mit dem Perlmuttzifferblatt kaputtgeschossen, die ein Hochzeitsgeschenk für Mama und Daddy gewesen war. Die auf dem Klapptisch. Deshalb wusste Phoebe nicht, wie viele Stunden vergangen waren, seitdem sie um fünf nach sieben ihren Geist aufgegeben hatte.
    Mama liebte diese Uhr. Und genau deswegen hatte sie Reuben kaputtgeschossen.
    Als das Telefon erneut klingelte, knallte er die Flasche auf den kleinen Tisch und riss den Hörer von der Gabel. »Dave, du Mistkerl. Ich hab dir doch gesagt, du sollst den Strom wieder anstellen. Und jetzt erzähl mir nicht, du bist noch dabei.«
    Er fuchtelte mit der Waffe herum, und Phoebe konnte hören, wie Carter der Atem stockte. Sie strich über sein Knie, um ihn zu beruhigen, damit er still blieb.
    Sosehr Mama die Uhr auch liebte, Carter liebte sie noch viel mehr. Und Reuben wusste das. Insofern konnte man davon ausgehen, dass Reuben Carter demnächst auch wehtun würde.
    »Erzähl mir nicht, dass wir schon eine Lösung finden werden. Du hockst schließlich nicht hier drin und schwitzt wie ein Schwein im Schein einer gottverdammten Petroleumlampe. Entweder du sorgst dafür, dass Klimaanlage und Licht wieder funktionieren, und zwar ein bisschen plötzlich, oder einem der Kinder geht’s an den Kragen. Essie, beweg deinen dürren,

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