Im Licht des Vergessens: Roman (German Edition)
Sessel zurück und grinste. Seine glasigen Augen waren ihm schon halb zugefallen. »Hier ist eine Göre, die gern mit dir sprechen will. Verdammt, was soll’s. Komm her zu mir.«
Als Phoebe vor ihm stand, reichte ihr Reuben das Telefon. Und rammte ihr die Waffe in den Bauch. »Aber sag ihm zuerst, was ich gerade tue.«
Schweiß floss in Bächen ihren Rücken herunter. Warum wirkten die Tabletten nicht? Hatte sich Carter schon aus dem Fenster gewunden?
»Mister? Er hält die Waffe gegen meinen Bauch, und ich habe wahnsinnige Angst. Es ist so heiß hier drin. Nein, wir sind nicht verletzt, aber es ist so heiß hier drin, dass uns schon halb schlecht ist. Wenn wir wenigstens die Klimaanlage anmachen könnten. Bitte, Mister, seien Sie so nett, und stellen Sie den Strom wieder an! Und noch etwas, Sir.« Sie umklammerte heftig das Telefon, als Reuben danach griff. Als er nur die Achseln zuckte und sich zurücklehnte, wurde ihr fast schwindelig vor Erleichterung. »Können Sie ihm bitte das Geld und das Auto geben, nach dem er verlangt hat?«
Reuben streckte die Hand nach dem Telefon aus und gab ihr einen bösartigen kleinen Stups mit der Waffe, damit sie es ihm reichte. »Hörst du das, Dave? Dieses Mädchen hier will, dass der Strom wieder angestellt wird. Sie will, dass ich das Geld und den Caddy bekomme. Verdammt noch mal, nein, ich habe ihnen nichts zu essen gegeben, und das wird auch so bleiben, bis der Strom wieder da ist. Aber jetzt werde ich erst mal ene, mene, muh spielen und … Wo steckt der Junge überhaupt? Wo ist der kleine Hosenscheißer?«
»Mr. Reuben, er ist gleich da drüben …« Sie streckte den Arm aus, wie um auf ihn zu zeigen, und stieß dabei die Flasche mit dem Wild Turkey um. »Oh, das tut mir leid. Das tut mir leid. Ich werd das sofort aufwischen. Ich …«
Sie bückte sich, während ihr Gesicht vor Schmerz brannte, da er ihr eine saftige Ohrfeige verpasst hatte. »Dumme Kuh!« Er erhob sich schwankend. Phoebe sah direkt in den Lauf seiner Waffe.
Wie eine Rachegöttin sprang Essie von der Couch auf und warf sich auf seinen Rücken. Er bäumte sich auf, und sie biss zu. Ihre Nägel gruben sich wie Rasierklingen in sein Gesicht, während beide schrien und fluchten. Phoebe kroch zurück und entging nur knapp einer Kugel, als Reuben unter Essies Angriff in die Knie ging.
»Helfen Sie uns! Helfen Sie uns jetzt !«, schrie Phoebe, bis ihre Lunge brannte. Sie griff nach der Flasche und holte schon damit aus, aber Reuben fiel zu Boden, mitten aufs Gesicht. Weinend und schreiend schlug Essie nach wie vor mit beiden Fäusten auf ihn ein, selbst noch, als die Tür eingetreten wurde und bewaffnete Männer hereingerannt kamen.
»Erschießen Sie uns nicht. Erschießen Sie uns nicht.« Weinend kroch Phoebe zu ihrer Mutter.
Irgendwann kam ihr das alles wie ein schlechter Traum vor. In diesem Traum hörte sie das Echo von Stimmen, und grelles Licht schmerzte in ihren Augen. Kaum, dass sie eingeschlafen war, träumte sie wirklich. Aber es war so ein schlimmer Albtraum, dass sie sich zwang, wieder wach zu werden.
Mama musste sich das Gesicht röntgen lassen, um sicherzustellen, dass ihr Wangenknochen nicht gebrochen war, außerdem musste sie genäht werden. Phoebe saß in dem kleinen Krankenhauszimmer. Sie wollte sich nicht hinlegen, wollte nicht wieder einschlafen und diesen Traum träumen, in dem die Waffe losging und die Kugel sie wie ein lebendiges Wesen verfolgte und tötete.
Carter schlief zusammengekrümmt auf dem schmalen Bett. Er hatte die Fäuste geballt, und sein Körper zuckte.
Ärzte und Schwestern kamen und gingen und stellten Fragen, aber sie wollte nur ihre Ruhe haben.
Sie sehnte sich nach ihrer Mutter. Sie sehnte sich so sehr nach ihr, dass es mehr wehtat als Reubens Ohrfeige.
Als ein Mann mit einer großen Tüte von McDonald’s hereinkam, verkrampfte sich ihr Magen angesichts des Dufts nach Hamburgern und Pommes vor lauter Hunger. Er lächelte sie an, warf einen Blick auf Carter und setzte sich dann zu Phoebe auf die Bettkante. »Ich dachte, du hast bestimmt Hunger. Vielleicht täusche ich mich ja auch, aber das Krankenhausessen würde ich an deiner Stelle lieber nicht anrühren. Ich heiße übrigens Dave.«
Sie wusste, dass sie ihn anstarrte, wusste, wie unhöflich das war. Aber sie hatte erwartet, dass Dave ein alter Mann war, auf jeden Fall älter. Er sah kaum älter aus als die Jungs von der High School, von denen Phoebe heimlich träumte. Er hatte hellbraunes, ziemlich
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