Im Licht von Apfelbäumen | Roman
Mann, und Talmadge musterte ihn. Er war jünger, als Talmadge gedacht hätte; beim Betreten des Ladens hatte er ihm kaum Beachtung geschenkt, hatte nur wahrgenommen, dass er eine Kopie des Besitzers war, und ihn für dessen Sohn gehalten – oder konnte es sein Enkel sein? Jedenfalls erinnerte Talmadge sich nicht, ihn schon einmal gesehen zu haben. Der Junge war nicht älter als siebzehn, und sein Haar hatte die Farbe eines gerade geschlüpften Kükens. Nein, sagte Talmadge und wandte sich wieder dem Regal zu. Für jemand anders. Der junge Mann zeigte ihm die Hauswirtschafts- und Modezeitschriften. Talmadge nahm sie in die Hand, blätterte darin. Sie waren natürlich nicht das Richtige. Er legte sie wieder weg und nahm zwei Pferdezeitschriften sowie eine Westernzeitschrift heraus. Er wusste nicht, was ihr gefiel, aber hier war immerhin manches dabei, das sie interessieren könnte.
Später, als er bei Caroline Middey war, erzählte er ihr, Angelene habe am Morgen nicht mit zur Stadt kommen wollen; sie habe ihm im letzten Moment, als er schon den Wagen belud, gesagt, sie wolle noch diverse Arbeiten auf der Plantage erledigen.
Caroline Middey schwieg zunächst. Sie setzten sich auf die Veranda und aßen Brot und Käse, ein paar Kirschtomaten. Sie war kurz davor, etwas zu sagen, beherrschte sich aber und stand auf, um Kaffee zu machen; kam wieder, setzte sich. Sie schenkten sich Kaffee ein. Dann fragte Caroline Middey ihn noch einmal, warum das Mädchen nicht habe mitkommen wollen.
Sie hatte Arbeiten zu erledigen? Aber solltest du dann nicht dort sein und ihr helfen?
Talmadge hob den Becher an den Mund. Natürlich durchschauten sie beide die Ausrede des Mädchens, aber Talmadge mochte nicht darüber reden. Er sagte: Sie wollte uns einen Vorsprung verschaffen. Ich habe ihr gesagt, wir könnten noch warten, aber davon wollte sie nichts wissen …
Caroline Middey klaubte ein paar Brotkrümel von ihrem Kleid. Ohne ihn anzusehen, sagte sie: Sie ist doch nicht eifersüchtig, oder?
Eifersüchtig? Noch während er das Wort aussprach, wuchs ein Gedanke in seinem Kopf heran.
Caroline Middey sah ihn an.
Du rennst überall in der Stadt herum und kaufst Geschenke – ich weiß nicht, da kann ein Mädchen schon mal eifersüchtig werden. Dann: Ich will damit sagen, dass du lieber ein besonders schönes Geschenk für sie haben solltest. Zu ihrem Geburtstag, fügte sie hinzu, als er nicht auf ihre Äußerung reagierte.
Talmadge blickte auf die Straße jenseits des Feldes. Tatsächlich hatte er vergessen, dass das Mädchen schon bald Geburtstag hatte.
Ach, Talmadge!
Er räusperte sich.
Mir fällt schon was ein.
Das will ich dir auch geraten haben, sagte Caroline Middey. Und kurz darauf, zögernd: Wirst du ihr von ihrer Mutter erzählen? Du hast doch immer gesagt, wenn sie dieses Alter erreicht, würdest du es tun, oder? Meiner Meinung nach ist sie so weit, sie war schon vor einem Jahr so weit, sie ist jetzt eine junge Frau; es wäre richtig, es ihr zu sagen …
Schwere Wolken waren seit seiner Ankunft heraufgezogen. Die Landschaft verdunkelte sich; ein kalter Wind blies über die Veranda. Dann schoben sich die Wolken vor die Sonne, alles wurde sanftgolden, und ein feiner Regen fiel.
Caroline Middey spähte hinaus.
Fährst du bei diesem Wetter noch nach Hause? Oder willst du hier übernachten?
Bei diesem Wetter? Kein Problem.
Wie willst du eigentlich nach Chelan kommen? Doch nicht wieder mit dem Wagen, oder?
Er schüttelte den Kopf.
Mit dem Zug, sagte er. Das hatte ihm der Richter vorgeschlagen. Talmadge war in der Woche zuvor bei ihm gewesen, um ihn von seinem Vorhaben zu unterrichten, und da hatte er ihm zu bedenken gegeben, der Zug sei für einen Mann in seiner Situation doch vielleicht praktischer, komfortabler als Maultier und Wagen. Auch er fand wohl, Talmadge werde allmählich alt, dachte Talmadge.
Fährt das Mädchen mit?
Talmadge schüttelte erneut den Kopf.
Sie möchte nicht mit dem Zug fahren?, fragte Caroline Middey ungläubig. Weiß sie überhaupt davon? Hast du ihr gesagt, dass du nicht den Wagen nimmst?
Ja. Sie bringt mich zum Bahnhof.
Er hatte Angelene nichts von seinem Plan erzählt, noch einmal zu Della zu fahren, aber sie hatte es erraten. Am Tag zuvor, als er seinen Anzug aus dem Schrank holte und sich umdrehte, hatte sie plötzlich in der Tür gestanden und ihn angesehen.
Fährst du noch mal zu ihr?
Er legte den Anzug über seinen Arm.
Ja …
Sie nickte kurz. Dann, als versuchte sie,
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