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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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ihr Interesse zu verbergen: Du nimmst doch nicht wieder das Maultier, oder?
    Ich denke, diesmal fahre ich mit dem Zug.
    Sie schwiegen beide einen Moment.
    Kommt der Richter her, um dich …
    Nein.
    Dann fahre ich dich hin, sagte sie.
    Caroline Middey seufzte, stand auf und ging hinein. Als sie zurückkam, trug sie einen Schal um den Hals und hatte in jeder Hand ein in Packpapier gewickeltes Paket. Das in ihrer Rechten hielt sie in die Höhe.
    Hier ist das, was du haben wolltest. Ich hab die Sachen ganz gut ausbessern können. Hätte natürlich geholfen zu wissen, wie groß sie jetzt ist. Wahrscheinlich nicht viel größer als damals, aber ihre Figur wird sich verändert haben. Ich hab mein Bestes getan. Wenn sie überhaupt nicht passen, bring sie wieder mit, dann ändere ich sie.
    Talmadge nickte.
    Und das hier – Caroline Middey hielt das andere Paket hoch – ist für unsere Angelene. Sag ihr, es ist ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk. Sie lächelte in sich hinein, als sie es ihm gab. Oh, es wird ihr gefallen, sagte sie.
    Er hatte jetzt in jeder Hand ein Paket. Das für Della war unförmiger und schwerer als das für Angelene.
    Wenn du zurück bist, sagte Caroline Middey, komm vorbei, und wir besprechen Angelenes Geburtstag. Und, sagte sie und sah ihn offen an, natürlich will ich dann auch von deiner Reise hören.
     
    Bei Abenddämmerung war er wieder auf der Plantage. Als er mit den Paketen in die Hütte kam, saß Angelene am Tisch im vorderen Zimmer, ein aufgeschlagenes Heft vor sich, daneben eine Laterne und ein Tintenfass, Löschpapier, Läppchen. Sie machte ihre Schreibübungen. Jetzt blickte sie auf und runzelte die Stirn, berührte zerstreut die alte Zigarrenkiste, in der sie ihre Utensilien aufbewahrte. Sie hatte einen Tintenfleck auf der Wange. Er trat hinter sie, legte ihr die Hand auf die Schulter und schaute auf ihr Heft. Nach einer Weile sagte er: Hast du schon etwas gegessen?
    Sie schüttelte den Kopf.
    Hast du Hunger?
    Nein.
    Ich könnte uns doch etwas machen …
    Sie beugte sich über die Seite.
    Ich möchte hiermit fertig werden …
    Er ging ins Schlafzimmer und legte die Pakete neben den Anzug, den er am Morgen zuvor herausgeholt hatte, und die anderen Mitbringsel für Della aufs Bett. Er nahm sein Rasierzeug aus der obersten Schublade der Kommode und legte es dazu. All dies musste er einpacken.
    Angelene stand jetzt im Türrahmen. Sie beäugte die Sachen auf dem Bett.
    Das ist alles für sie?
    Talmadge dachte daran, was Caroline Middey gesagt hatte – dass sie vielleicht eifersüchtig war.
    Bevor er antworten konnte, drehte Angelene sich um und ging.
    Sollte er ihr folgen? Er setzte sich aufs Bett.
    Kurz darauf kam sie wieder und lehnte sich gegen den Türrahmen. Als sie sprach, wurde ihm klar, dass sie sich die Worte zurechtgelegt hatte – im letzten Moment zitterte ihre Stimme.
    Das könnte sie sich doch alles selbst besorgen. Dann: Was ist los mit ihr? Ist sie krank?
    Erst jetzt begriff er, dass es Dinge waren, die man einem Kranken mitbringen würde.
    Nein, sie ist nicht krank. Sie ist in einer Haftanstalt.
    Angelene schwieg.
    Einer Haftanstalt?
    Ja.
    Wie meinst du das? Arbeitet sie da?
    Er blickte in eine Ecke des Zimmers. Nein …
    Oh, sagte sie nach einigen Sekunden. Dann: Das hast du mir gar nicht erzählt.
    Nein, sagte er. Ich hab damit gewartet. Ich hätte es dir früher erzählen sollen. Aber ich wusste nicht …
    Sie starrte noch immer auf das Bett, auf die Sachen, die dort lagen.
    Er hob das Paket von Caroline Middey hoch.
    Das ist für dich. Von Caroline.
    Sie nahm es, blieb aber so stehen wie zuvor.
    Willst du es nicht aufmachen?
    Jetzt?
    Sie drückte das Paket an ihre Brust. Ihr Gesicht verkrampfte sich, und sie sah ihn verwirrt an.
    Wird sie bei uns wohnen? Wenn sie rauskommt?
    Talmadge betrachtete die Sachen auf dem Bett, als läge dort eine Antwort. Er sah die Zeitschriften. Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass Della vielleicht gar nicht lesen konnte. Aber die Bilder könnte sie sich trotzdem anschauen, dachte er.
    Ich weiß nicht. Ich habe sie noch nicht gefragt. Als ich da war, in der Haftanstalt – er zwang sich, Angelene anzusehen, sie wie eine Erwachsene zu behandeln –, habe ich sie nicht gesehen.
    Angelene starrte ihn an.
    Was?
    Ich bin hingegangen, aber sie haben mich nicht zu ihr gelassen. Sie hatten sie weggesperrt.
    In der Haftanstalt? Und trotzdem konntest du sie nicht sehen?
    Talmadge schüttelte den Kopf.
    Aber – dieses Mal wirst du sie

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