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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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nötig waren, um zwanzig Leute zu verpflegen. In diesem Jahr brachte sie Brot, Maisauflauf, eingelegtes Gemüse und Erdbeertorte mit. Das sei ihr Beitrag, sagte sie, wenn Talmadge ihr Geld dafür geben wollte. Er versuchte es jedes Jahr wieder, und jedes Jahr wieder lehnte sie es ab. Außerdem hatte sie noch ein Geschenk für das Mädchen; das Kleid, das sie Talmadge schon vorher mitgegeben hatte, zählte nicht. Das Schenken auf diese Weise aufzuteilen, war ihre Art, sicherzustellen, dass sie das Mädchen nicht verwöhnte. Das zweite Geschenk würde sie ihr erst nach dem Essen geben, wenn auch Talmadge und Clee ihr etwas schenkten.
    Die Männer waren zwei Tage zuvor angekommen. Am Morgen hatte der Cowboy sie daran erinnert, dass das Mädchen Geburtstag habe; sie würden früher als sonst mit der Arbeit aufhören und an dem Festessen oben auf dem Rasen vor der Hütte teilnehmen. Sie arbeiteten bis zwölf Uhr und wanderten dann zum oberen Teich hinauf, um sich zu waschen. Hinterher zogen sie ihre feinen Stadtkleider an, sofern sie welche hatten, oder bemühten sich zumindest, einigermaßen ordentlich auszusehen. Es gab lauter Kindereien mit Blumen in Knopflöchern und Kränzen aus Gras und Rohrkolben. (Einige davon bekam später Angelene, die so viele wie möglich selbst anlegte, sodass mancher Knoten sich löste; dann ging sie mit ihrem gewohnten hochkonzentrierten Ausdruck in die Hocke und sammelte alles wieder ein.) Bis man sie rief, liefen einige der Männer herum, unterhielten sich oder beobachteten die Pferde, während andere ein Nickerchen machten und wieder andere es nicht lassen konnten, schnell noch leichtere Arbeiten an den Bäumen zu erledigen. Aber alle warteten auf das Essen vor dem Aprikosengarten. Endlich war es so weit; das Mädchen trat an den Rand des Hangs und winkte sie mit ungewohnt forscher Geste herbei, und sie kamen alle zum Rasen, wo manche auf Stühlen Platz fanden, manche im Gras, und die Übrigen standen. Wortlos nahmen sie die Teller entgegen, die Caroline Middey oder das Mädchen ihnen brachten. Sie nahmen auch ein zweites oder gar drittes Mal, aber nur, wenn es ihnen angeboten wurde. Talmadge saß in einem der Birkenholzsessel auf dem Rasen nahe der Veranda, Clee in dem anderen neben ihm, der Cowboy auf einem der Walnussstühle aus der Hütte; und Caroline Middey und das Mädchen hockten mit ihren Tellern im Schoß auf den Verandastufen.
    Und wie ist es nun … wie alt noch gleich … vierzehn zu sein?, fragte Caroline Middey.
    Angelene sah sie lächelnd an.
    Was?, fragte Caroline Middey.
    Nicht anders als vorher, sagte Angelene. Oder jedenfalls merke ich nichts.
    Vierzehn, sinnierte Caroline Middey. Das ist ein wichtiges Alter.
    Ja? Angelene lächelte noch immer, weil sie glaubte, Caroline wolle sie auf den Arm nehmen.
    Natürlich, sagte Caroline Middey. Sie biss von ihrem Brot ab und kaute.
    Du bist schon fast eine junge Frau. Manche Mädchen sind in deinem Alter noch Kinder. Spielen mit ihren Puppen, sprechen mit ihrer Kinderstimme. Manchen von ihnen kann man das nachsehen. Aber wir finden, dass du eine junge Dame bist, schon seit einiger Zeit. Du bist in vielerlei Hinsicht deinem Alter voraus, Liebes. Das habe ich dir schon mal gesagt, weißt du noch?
    Angelene nickte abwesend und tunkte mit einem Stück Brot einen Rest Suppe aus ihrem Teller auf. Talmadge wusste nicht, worauf Caroline Middey hinauswollte. Vom Frausein des Mädchens zu reden, erschien ihm verfrüht. Er schaute in den Aprikosengarten.
    Fühlst du dich wie eine junge Frau?, hakte Caroline Middey nach.
    Ich … sagte Angelene kauend. Sie schluckte und spähte in die Bäume.
    Also, bitte, sagte Caroline Middey. Was ich meine, ist, ob du bereit bist, kindische Dinge hinter dir zu lassen. Bist du bereit, deine Verantwortung als junge Frau zu übernehmen, insbesondere als junge Frau auf einem Gehöft?
    Angelene sah auf einmal mit nachdenklicher Miene Talmadge an.
    Er hatte den Eindruck, dass Caroline Middey etwas im Schilde führte. Aber wenn es so war, hatte sie ihn nicht eingeweiht; es musste wohl mit ihrem Geschenk zu tun haben.
    Caroline Middey blickte jetzt ironisch lächelnd in ihren Schoß.
    Ich meine nur, fuhr sie fort, letztes Jahr habe ich dir doch diese Pfeifen geschenkt …
    Angelene lachte. Caroline Middey hatte Vogelpfeifen für sie gekauft, und nach ihrem Geburtstag hatte sie zwei Wochen lang voller Begeisterung die Vögel der Gegend durcheinandergebracht, indem sie unter den Bäumen stehend deren

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