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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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verschiedene Stimmen imitierte. Kurze Zeit hatte sie ihren Spaß daran gehabt, den Pfeifen danach aber keine Beachtung mehr geschenkt. Es war ein Kindergeschenk, dachte er, und sie war schon im letzten Jahr eigentlich kein Kind mehr gewesen.
    Also, dieses Jahr habe ich dir etwas anderes mitgebracht, und du sollst wissen, dass es ein Geschenk für eine junge Frau ist, eine ernsthafte junge Frau, die ein Gehöft zu führen hat. Und sie stellte ihren Teller neben sich auf die Stufen und stand mühsam auf; Talmadge und Clee erhoben sich beide, um ihr zu helfen, doch sie winkte ab und ging in die Hütte. Angelene blickte wieder in die Bäume. Als Caroline Middey zurückkam, hatte sie ein Paket unter dem Arm. Sie setzte sich und gab es dem Mädchen.
    Ist es schon so weit?, fragte Talmadge. Normalerweise machten sie die Bescherung erst, nachdem Kuchen und Kaffee serviert worden waren, um die Vorfreude zu verlängern. Nun war es Caroline Middey, die errötete.
    Ich konnte es einfach nicht abwarten …
    Moment, dann hole ich auch meins, sagte Talmadge und stand auf. Clee und der Cowboy schlossen sich an.
    Ich koche schon mal Kaffee, sagte Caroline Middey, und das Mädchen folgte ihr, um ihr zu helfen.
    Clee berührte Talmadge am Ellbogen, und der Cowboy sagte, Clee habe ihm etwas zu zeigen. Die drei gingen über den Rasen, wo die anderen Männer satt und zufrieden rauchten, plauderten oder dösten. Einige waren schon ins Lager zurückgekehrt, um richtig zu schlafen, und dorthin begaben sich auch die drei jetzt. Clee verschwand in einem kleinen Zelt und kam mit einem Gewehr wieder heraus. Er reichte es Talmadge.
    Für das Mädchen, sagte der Cowboy.
    Es war Dellas Gewehr. Talmadge blickte zu Clee, der ihn aufmerksam beobachtete und vor Freude beinahe feixte. Talmadge hielt das Gewehr eine Weile regungslos in den Händen, während er die verschiedenen Holzschattierungen, die er schon fast vergessen hatte, und die kunstvollen Schnitzereien an Kolben und Lauf betrachtete. Er rieb mit dem Finger über die Schnitzerei: Rosen, Efeuranken. Es war, dachte er – genau wie vor vielen Jahren, als er es zum ersten Mal in den Händen hielt –, außergewöhnlich und sehr schön. Eifersucht wallte in ihm auf, weil Clee es wiedergefunden hatte, löste sich jedoch genauso schnell wieder auf, wie sie gekommen war. Er gab Clee das Gewehr zurück, der ihn erwartungsvoll anschaute.
    Es ist sehr schön, sagte Talmadge. Und da ihm klar war, dass Clee es dem Mädchen gleich schenken wollte, fügte er hinzu: Es wird ihr sehr gefallen.
    Doch Clee schüttelte den Kopf und sah den Cowboy an, der für ihn sagte: Er möchte, dass du es ihr gibst. Es ist ein bedeutungsvolles Geschenk …
    Ja, sagte Talmadge nach kurzem Schweigen. Er wollte eigentlich einwenden, dass Clee es ihr selbst geben solle, weil er es schließlich gefunden habe. Aber dann dachte er an das in Packpapier gewickelte Buch mit Schnittmustern, das in der obersten Schublade seiner Kommode lag, und machte sich Vorwürfe. Warum hatte
er
sich nicht etwas so Großartiges für das Mädchen einfallen lassen – immerhin wünschte sie sich schon seit zwei Jahren ein eigenes Gewehr –, etwas, das Gewicht und Bedeutung hatte?
    Der Cowboy sagte:
    Er möchte lieber, dass du es ihr gibst. Er hat es für dich mitgebracht. Wenn du es ihr nicht geben möchtest, bringt er es wieder zurück und tauscht es bei der nächsten Auktion ein …
    Nein, ich nehme es, sagte Talmadge. Wie viel?
    Sie einigten sich auf einen Preis.
    Als sie den Hang hinaufkamen, sahen sie, dass die Männer sich zu Kaffee und Kuchen vor der Veranda versammelten. Talmadge versteckte das Gewehr in den unteren Ästen eines Aprikosenbaumes, bevor sie sich zu ihnen gesellten.
    Das Mädchen machte zuerst Caroline Middeys Geschenk auf. Es waren Werkzeuge zum Gerben von Tierhaut und zur Feuersteinbearbeitung. Sie stammten nicht aus dem Katalog, erklärte sie Angelene, sondern es seien Gerätschaften, die sie über die Jahre selbst benutzt habe oder noch heute benutze und auf die sie schwöre. Wenn du eine gute Steinbearbeiterin werden willst, sagte sie – Talmadge schien es, als hätten die beiden schon öfter darüber gesprochen, denn die Augen des Mädchens leuchteten vor Freude und Zufriedenheit –, dann musst du hiermit anfangen, und ich zeige dir bald, wie alles geht. Das Mädchen stand auf und umarmte die ältere Frau, und Talmadge dachte bei sich: Seit wann wollte das Mädchen lernen, wie man Steine bearbeitete? Dann

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