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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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Untergeschoss gewesen, war zusammen mit den anderen Mädchen die morsche Treppe hinaufgestiegen, zum Licht. Das Bild von Jane, die neben ihr mit den Augen blinzelte.
Dir passiert heute nichts.
Und:
Vergiss nicht: Wenn er versucht … Du brauchst nur …
    Das Zusammensein mit den Männern war eine dicke Trennwand, die sie überwinden mussten, um zu erfahren, was dahinterlag. Und was lag dahinter? Was lag dahinter, Jane? Eine Bleibe, für sie und für ihre Kinder. Jane hatte ihr allerdings nie gesagt, was sie tun sollte, wenn sie, Della, auf sich allein gestellt wäre. Wenn Jane plötzlich verschwinden würde. Wenn Della keine Kinder hätte – wenn auch die Kinder verschwinden würden.
    Sie richtete sich im Gras auf und schaute mit einem leichten Schwindel zur Hütte. Dieser Tage fühlte sie sich entweder gelangweilt oder rastlos, aber sie war im Grunde keins von beidem. Sie wartete. Nur worauf, das wusste sie nicht.

    Sie kletterte auf den Baum.
    Clee war der Erste, der sich auf sein Pferd schwang – einen anmutigen Falben, fast siebzehn Hand hoch – und mit einem Ruck losritt, mitten in die Herde hinein. Die anderen Pferde sprangen von ihm weg und rollten mit den Augen. Legten die Ohren an wie ein Haufen verängstigter Kühe. Er ritt zwischen ihnen umher, brachte sein Pferd dazu, sich um die eigene Achse zu drehen, während er die Tiere begutachtete, dicht an sie heranritt, die Hand ausstreckte, um ihr Fell zu berühren – das mochten sie gar nicht –, und hatte sich bald für eins entschieden. Im Nu prägte er sich die Beschaffenheit des Kopfes ein – Ohren, Augen, Länge der Schnauze, Kieferform – sowie Breite und Masse der Schultern. Er deutete darauf, zeigte noch ein zweites Mal hin, und der Cowboy stieg auf sein Pferd – er ritt mit leicht aus dem Sattel gehobenem Gesäß – und lenkte es in die Herde, schwang das am Sattelknopf befestigte Lasso und fing das wilde Pferd binnen Sekunden ein. Dann zog er es hinter sich her – Clee war inzwischen zur Lichtung zurückgeritten und wartete dort. Der Cowboy machte ein fanatisch entschlossenes Gesicht; als das Pferd buckelte, verhärteten sich seine Züge. Er zog die Augenbrauen zusammen und schlug dem Pferd mit dem Zügel auf die Flanke, was nicht sofort Wirkung zeigte, nach ein paar weiteren Hieben aber doch. Das Pferd schnaubte und machte Ausfallschritte, aber es fügte sich. Das andere, auf dem der Cowboy saß, drehte sich vorsichtig auf den Hinterbeinen, das Kinn starr in die Luft gereckt.
    Durch das Peitschen für Sekunden gebändigt, wurde das Wildpferd nun von einigen Männern in unglaublicher Geschwindigkeit gezäumt. Der Cowboy, das Seil straff in der Hand, ritt parallel zu ihm, beugte sich hinüber und flüsterte eindringliche Befehle in das pelzige Ohr. Von der anderen Seite stürmte jemand herbei und warf ihm einen Sattel auf den Rücken, und sogleich steckte der Cowboy den Riemen unter den Bauch des Pferdes. Mit einer fließenden Bewegung griff der andere danach, bekam ihn zu fassen, schnallte ihn fest und wich zurück. Auf die gleiche Art wurden dem Pferd Zaumzeug, Gebiss und Zügel angelegt. Als alles saß, ließ der Cowboy es frei, indem er es mit dem Fuß wegdrückte, worauf sein eigenes Pferd leicht ins Stolpern geriet und das gerade gezäumte buckelte und um den Mann in der Mitte herumtrabte, der es an einem wie eine große Halskette um seine Brust hängenden Seil hielt.
    Clee, der all diese Vorbereitungen beobachtet hatte, spuckte jetzt in die Hände, rieb sie sich, ging in die Hocke, nahm ein bisschen Erde, rieb sich die Hände erneut. Dann trat er vor, unentwegt das Pferd fixierend, das sich um sich selber drehte und wütend wieherte. Der Mann, der das Seil hielt, übergab es Clee und wich zurück. Clee wickelte sich die Seilenden um die Hände und handhabte das Pferd wie einen ungebärdigen Papierdrachen. Er arbeitete sich näher und näher heran, taxierte es, stemmte sich mit seinem Gewicht dagegen. Das Pferd war kampflustig, doch nach etwa zwanzig Minuten erlahmte es ein wenig. Clee wartete, wehrte noch zwei, drei heftigere Ausbrüche ab. Dann, als das Pferd ruhiger wurde, ging er kühn vorwärts, und das Pferd schreckte überrascht, gereizt, zurück; doch Clee stand schon mit seinem ganzen Gewicht im Steigbügel und schwang sich auf den Rücken des Pferdes, worauf es mehrere Sätze machte wie ein flussaufwärts springender Fisch. Clee kam mühelos damit zurecht, ordnete währenddessen die Zügel in seiner Hand und schob

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