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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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war. Das hätte zu ihr gepasst, er konnte sich gut vorstellen, dass sie genau so etwas tat.
    Doch was die Schürze zu bedeuten hatte – wenn sie denn überhaupt etwas bedeutete –, würde er nie erfahren.
     
    Später an dem Abend, als Clee mit einem Stück Stoff – Elsbeths Haube – in der fest geschlossenen Faust aus dem Wald gekommen war, saßen er und Talmadge zusammen auf der dunklen Veranda, und Clee wollte ihm, obwohl er es nicht konnte, von seinem Leben erzählen. Dass er mit vielen von den Männern blutsverwandt war und doch keine unmittelbare Familie hatte. Sein Vater und zwei seiner Brüder waren in den 1850 er Jahren in Kriegen gestorben. Seine Mutter hatte sich um die übrigen Geschwister gekümmert – wie viele gab es, wie viele Brüder und Schwestern hatte er einmal gehabt? –, und obwohl die anderen ihm sagten, er sei zu jung, um sich an seine Mutter zu erinnern oder daran, was ihr zugestoßen sei, erinnerte er sich doch: Die Tipiwände hatten gezittert wie bei starkem Wind, und seine Mutter, die ihm gegenüberhockte – sie versuchte gerade, ein Feuer zu entfachen –, hatte in ihren Bewegungen innegehalten, ihn mit großen Augen angesehen, gelauscht. Und dann rissen die Tierhäute, Clee konnte den Himmel hinter dem Kopf des Mannes sehen, und ein behaarter Arm packte Clees Mutter um die Taille. Sie wurde aus dem Tipi gesogen, in den Himmel hinein. Urplötzlich, nur ein Wimpernschlag, und sie war verschwunden. Und obwohl es ein Akt der Gewalt unter vielen war, die sich an diesem Tag in ihrem Dorf ereigneten, mit etlichen Toten und brennenden Tipis und Lagerhäusern, erinnerte er sich an eine Art Frieden danach: nur der Himmel und die flappenden Tierhäute.
    Als Baby habe er Geräusche gemacht, sagte man ihm. Aber nach dem Überfall sei er verstummt. Seine Stimme war davongetragen worden, hatte seiner Mutter oder einem anderen Element jenes Tages Treue geschworen, und solange diese Elemente nicht wieder an ihren Platz zurückkehrten, blieb auch seine Stimme weg, fern von ihm selbst.
    Nach der Zerstörung des Dorfes verschwanden seine Brüder – diejenigen, die nach dem Fortgang der anderen noch übrig geblieben waren – für immer. Wie viele Schwestern er gehabt hatte, wusste er nicht. Als er Elsbeths Haube fand, war seine eigene Familie schon länger als sein halbes Leben fort.
    Die anderen Männer glaubten, Elsbeth sei weggelaufen oder im Wald umgekommen. Das war nicht so außergewöhnlich. Aber Clee suchte mit einer ruhigen, für jemanden seines Alters erstaunlichen Entschlossenheit weiter. Er wollte sie mittels seiner Fähigkeiten aufspüren, aber es war unmöglich. Vielleicht wäre es einmal möglich gewesen, doch jetzt nicht mehr. Wieder und wieder kreiste er um die Stelle, wo er die Haube gefunden hatte. Als die Männer ihr Lager fern von dort aufschlugen, suchte er trotzdem in weitem Umkreis weiter und hielt ständig nach ihr Ausschau. Die Männer beobachteten ihn skeptisch, ließen ihn aber gewähren und spotteten nicht, denn irgendwie verstanden sie seine Unruhe. Er hörte nie ganz auf, nach Elsbeth zu suchen, auch nicht, als er vergaß, wie sie genau ausgesehen hatte. Ihre Augenfarbe war besonders gewesen, die Form ihrer Nase. Alles andere verblasste für ihn mit der Zeit. Wenn er sie sah, würde er sie erkennen, dachte er, um sich Trost und Mut zuzusprechen.
    Dank dieser kurzen Obsession festigte sich Clees und Talmadges Verbindung. Wenn die Männer mit den Pferden durchkamen, saßen Talmadge und Clee abends auf der Veranda, die aufs freie Land hinausging, mit Blick auf das Feld, wo die anderen Männer lagerten, ihre Feuer wie ferne Sterne. Clee und Talmadge rauchten Tabak, und Talmadge sprach nicht viel. Manchmal hatten sie nach so einem Abend den Eindruck, einer von ihnen oder auch beide – und wer regte sich zuerst, hatten sie geschlafen? –, dass Wesentliches zwischen ihnen gesagt worden war. Talmadge wusste wenig über Clees Vergangenheit, und Clee hatte die Gestalt von Talmadges Schwester vergessen, ihr Gesicht, doch die jungen Männer erschienen einander regelmäßig im Traum, und dann war es, als würde ihnen die Brust entkorkt, oder sie wanderten zusammen, wandten sich hin und wieder einander zu, sahen sich direkt an und sprachen Bände.
     
    Als Talmadge vierzig wurde, waren die Obstgärten auf beinahe zehn Hektar angewachsen. Es war mehr als das, was er ursprünglich mit seiner Mutter geplant hatte – und dann mit seiner Schwester. Auf dem Hügel oberhalb

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