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Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Im Licht von Apfelbäumen | Roman

Titel: Im Licht von Apfelbäumen | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Coplin
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gar nicht so schlimm aus, sagte Caroline Middey.

    Della wachte erschrocken, lethargisch und schwitzend in einem schmalen Bett mit hoher Rückenlehne auf, die Füße dicht an einem laut bullernden Ofen. Ihr war heiß, und als sie sich aufzusetzen versuchte, tat ihr der Kopf weh. Sie lehnte sich wieder in die vielen Kissen zurück.
    Sieh mal da, sagte eine Frau – eine Nonne, wie Della an ihrer bescheidenen Tracht erkannte –, die jetzt einen Hocker ans Bett zog, sich setzte und Dellas Hand nahm, nicht um sie zu halten, wie Della zuerst verwirrt und verlegen dachte, sondern um ihr den Puls zu fühlen. Die Nonne lächelte kurz und richtete den Blick auf irgendeinen Punkt im Zimmer, während sie die Kraft von Dellas Blutstrom zu bestimmen versuchte.
    Du bleibst am Leben, sagte sie schließlich und legte Dellas Arm wieder auf die Decke. Tätschelte ihr die Hand und stand auf. Die Berührung der Frau strich über Dellas Haut wie der Nachhall einer Glocke.
     
    Sie lag in dem hochlehnigen Bett, während draußen Stürme tobten und der Winter sich verausgabte. Die Hütte war eine Außenstation, die auch als Krankenhaus genutzt wurde – hoch oben auf dem Pass, war sie für Menschen gedacht, die versucht hatten, das Gebirge zu überqueren, und meist aufgrund widrigen Wetters gescheitert waren.
    Außer ihr lagen noch zwei andere in dem Zimmer – ein Jäger, der sich das Bein gebrochen hatte, und eine junge Frau, die zu ihrem Mann nach Seattle wollte, aber unterwegs in einen Schneesturm geraten war. Die Frau war schwanger gewesen und zwei Tage lang im Schnee herumgeirrt, bevor die Nonnen sie fanden. Sie hatte eine Fehlgeburt erlitten.
    Zwillinge, vertraute die Nonne Della an.
    Die Nonnen schliefen ebenfalls in dem Zimmer, am vorderen und hinteren Ende des engen Raums. Die Wände waren aus dunklem Holz. Das Feuer bullerte unablässig. Die Nonnen – es waren drei – fütterten es, als wäre es ein Tier, ohne das sie hier oben zugrunde gehen würden. Und in gewisser Hinsicht war es auch so.
    Die Kranken fütterten sie mit dunkler Brühe.
    Della wusste, dass es zwecklos wäre aufzubrechen. Die Fenster waren weiß, so sehr stürmte es, außerdem war sie noch nicht genügend bei Kräften, um auf sich selbst gestellt zu überleben. Sie trank die Brühe, ließ sich von den Nonnen anfassen und waschen, hörte den Jäger schnarchen und die junge Mutter leise in der Dunkelheit weinen.
    Sie würde warten müssen, bis diese Zeit vorbei war, das wusste sie. Es ging darum, nicht dagegen anzukämpfen, sondern es über sich ergehen zu lassen; Geduld war am schwersten zu lernen. Schließlich schlief sie ein.
     
    Sie hörte die leisen Geräusche der Nonnen, wenn sie vor Sonnenaufgang beteten: Stimmen, die anders klangen, als wenn sie mit ihr und dem Jäger und der jungen Frau sprachen. Mit wem redeten sie? Gott, fiel ihr ein. Dann schlief sie weiter.

    Im Februar verließ sie die Krankenstation und schloss sich einer Gruppe Gebirgshändler an, die bei den Nonnen haltgemacht hatten, um Vorräte zu liefern. Ihre Route führe sie gen Norden und dann gen Osten, erzählten sie ihr, über den nördlichen Kaskadenpass bis zur Bergarbeiterstadt Mazama westlich des Okanogan. Wenn sie wolle, könne sie gern mitkommen.
    Sie überquerte mit ihnen den Pass. Angesichts des kalten, anhaltenden Winterwetters, der gnadenlosen Tage voller Schnee und Regen bereute sie es fast, die Krankenstation hinter sich gelassen zu haben. Doch am Ende war sie zufrieden; sie hatte von dem bullernden Ofen, den betenden Nonnen weggehen müssen. Es war nötig gewesen, sich wieder ins Offene hinauszuwagen, damit sie freier denken konnte.
    Manchmal mussten sie und die Männer – es waren drei – die Maultiere über die Steine ziehen, ihnen gut zureden, sie steile, felsenreiche Hänge hinauftreiben. Zuerst ermüdete sie rasch, und sie fürchtete, wieder krank zu werden. Doch irgendwann kehrte ihre Kraft zurück. Es gab noch einen starken Schneesturm, in dem sie nicht weiterkamen, sondern im abgedeckten Wagen blieben, Kondensmilch aus Dosen tranken und Corned Beef und Cracker aßen. Doch danach – Tage danach – erreichten sie den höchsten Punkt des Passes, und von da an ging es in die tieferen Gebirgslagen hinunter. Die Temperatur stieg und damit auch die allgemeine Stimmung. Sie waren jetzt auf der anderen Seite der Berge; der härteste Teil der Reise lag hinter ihnen.
    Sie verließ die Männer in Mazama und fuhr mit anderen, Bergarbeitern, weiter nach Winthrop.

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