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Im Meer schwimmen Krokodile

Titel: Im Meer schwimmen Krokodile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Geda
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aufbrechen.
    Nein, wir können nicht aufbrechen, Hussein Alì. Und wenn sie nach uns suchen, werden wir es schon merken. Niemand kann lautlos an Land gehen. Wenn du unbedingt willst, kannst du ja die erste Wachschicht übernehmen.
    Warum ich?
    Weil es dein Vorschlag war, deshalb.
    Löst du mich ab?
    Weck mich, sagte ich.
    Einverstanden.
    Gute Nacht.
    Gute Nacht.
    Als Hussein Alì anfing, im Schlaf zu reden, lag ich immer noch wach. So gesehen war jede weitere Wache überflüssig.
    Am dritten Abend beschlossen wir nach einer langen Diskussion, etwas früher aufzubrechen. Denn wenn sie gegen Mitternacht losgefahren waren, würden sie gegen zehn vielleicht noch zu Hause sitzen, abendessen und fernsehen. Also näherten wir uns wenige Stunden nach Sonnenuntergang den Felsen, pumpten das Schlauchboot auf und schoben es ins Wasser. Wir zogen uns bis auf die Unterhose aus.
    Wie bereits erwähnt, war ich der Älteste und auch der Einzige, der ein bisschen schwimmen konnte. Die anderen konnten nicht nur nicht schwimmen, sondern hatten auch eine Heidenangst. Als es darum ging, ins Wasser zu waten und das Schlauchboot festzuhalten, damit die anderen einsteigen konnten, meldete ich mich freiwillig und setzte meinen Fuß dorthin, wo ich Meeresboden vermutete, von dem ich nicht einmal wusste, wie er beschaffen war. Und so entdeckte ich, dass es sogar im Meer Felsen gibt. Jungs, im Meer gibt es Felsen!, sagte ich, woraufhin alle sagten: Ehrlich? Ich kam gar nicht mehr dazu, Ja zu sagen, denn schon beim nächsten Schritt rutschte ich aus und landete im Wasser. Indem ich wild mit den Armen fuchtelte, gelang es mir, nicht unterzugehen, mich an das Schlauchboot zu klammern und es so festzuhalten, dass die anderen einsteigen konnten.
    Hussein Alì sagte: Beeil dich! Sonst knabbern die Krokodile deine Füße an.
    Liaquat versetzte ihm eine Kopfnuss.
    Und wenn es keine Krokodile sind, sagte er, dann ist es eben ein Wal.
    Mit Soltans und Rahmats Hilfe kletterte ich an Bord.
    Und dann? Dann packten wir die Ruder und schlugen damit aufs Wasser ein, so fest, dass ich sogar ein Ruder zerbrochen habe. Ich schlug wie wild drauflos, denn niemand von uns konnte rudern. Und so kam es, dass wir alle auf einer Seite ruderten, und zwar auf der rechten, woraufhin sich das Schlauchboot nach links drehte, und anschließend auf der linken Seite, woraufhin sich das Schlauchboot nach rechts drehte.
    Während wir uns hin und her drehten, wurden wir wieder an die Felsen geworfen.
    Keine Ahnung, wie Schlauchboote gebaut sind, aber dieses hier musste zwei Schichten besitzen, denn es bekam ein Loch, ohne dass wir untergingen.
    Aber wir mussten es flicken.
    Es gelang uns, an Land zurückzukehren – eine Riesenanstrengung – und das Schlauchboot auf die Felsen zu ziehen.
    Zum Glück hatten wir Klebeband (dazu diente es also!), und wir schlossen das Loch damit. Aber da wir ihm nicht trauten, beschlossen wir, dass Hussein Alì nicht rudern, sondern die Hände auf den Flicken drücken sollte.
    Rahmat und ich nahmen links Platz.
    Liaquat und Soltan rechts.
    Los!, sagte ich, und wir begannen alle vier zu paddeln.
    Endlich brachen wir auf.

Griechenland
    Gegen Mitternacht wurde das Meer unruhig. Wir ruderten schnell, aber ohne uns Kommandos zu geben wie die Profis. Die haben nämlich jemanden hinter oder vor sich, der und eins und zwei, und eins und zwei sagt, damit alle im Takt rudern. Doch das konnten und wollten wir nicht, ja wir hatten sogar Angst zu niesen, was in unserem halbnackten Zustand gar nicht mal so unwahrscheinlich war. (Unsere Kleider und die anderen Sachen hatten wir in Plastiktüten verpackt und diese mit Klebeband verschlossen, damit kein Wasser hineinkam). Wie fürchteten uns also bereits davor zu niesen, aus Angst, der Radar der Küstenwache könnte unser Niesen inmitten der Schaumkronen orten.
    Man hatte uns gesagt, dass wir Griechenlands Küste bei schnellem Rudern in zwei, drei Stunden erreichen würden. Dabei war allerdings nicht das viele Wasser mit eingerechnet, das uns ins Boot schwappte. Als das Meer zu tosen begann und auf uns einprasselte, als würde es regnen, nahm ich eine Wasserflasche, halbierte sie mit den Zähnen, um eine Schale daraus zu machen, und befahl Hussein Alì: Lass den Flicken los, schöpf das Wasser zurück ins Meer.
    Wie denn?
    Hiermit, sagte ich und zeigte ihm die halbierte Fla sche. Im selben Moment entriss sie mir eine Welle, so als hätte sie zugehört und wäre nicht damit einverstanden. Ich stellte eine zweite

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