Im Mittelpunkt Yvonne
bremste gleich, daß die Reifen qualmten.«
»Und dann?« fragte Sellers.
»Darf ich mal um Ihren Namen bitten?«
»Leutnant Sellers.«
»Und Ihren Vornamen?«
»Frank.«
In ihren Augen blinkte das Lachen, während sie mit ernster Miene sagte: »Frank, es war entsetzlich! Können Sie ahnen, was diese bösen Männer getan haben? Sie machten mir gewisse Anträge ¡Aber jetzt möchte ich, nachdem Sie alles erfahren haben, Was Sie wissen wollten, gern das übrige Geschirr abwaschen.«
»Zu rück gekommen sind Sie heute früh?«
»Ganz recht.«
»Und warum?«
»Weil ich meinen Zorn abreagiert hatte. Ich war Drury nicht mehr böse und sagte mir: Sei ein braves kleines Frauchen, kehre schön heim und säubere das Geschirr, wie sich’s gehört.«
»Ihr Mann ist älter als Sie?«
»Ja, ist er.«
»Sie vertragen sich nicht besonders gut, wie?«
»Nicht immer.«
Sellers streifte mich mit einem Blick.
»Was zieht Sie denn so zu ihm hin?« warf ich ein.
»Diese Frage habe ich mir selbst schon öfters gestellt«, antwortete sie, musterte mich von oben bis unten und setzte geringschätzig hinzu: »Ausgerechnet Sie haben’s nötig, so großspurig zu fragen, wie?«
»Die Frage war ganz angebracht«, erklärte Sellers.
»Mir persönlich ist sie sogar entscheidend wichtig, aber die Antwort werden Sie sich selbst ausknobeln müssen«, sagte Yvonne. »Ich gehe jetzt wieder abwaschen.«
Sie stand auf, schritt zur Küche, wobei sie sich ein bißchen übertrieben in den Hüften wiegte, und ließ heißes Wasser Ins Spülbecken zulaufen. »Wollen Sie noch hierbleiben und mir das Geschirr abtrocknen helfen?« rief sie uns zu.
Sellers ging zur Küche und lehnte sich gegen den Türpfosten. »Wo befindet Ihr Mann sich jetzt?« fragte er.
Sie erwiderte lachend: »Nach den Angaben der Schnüfflerin da im Nebenhaus ist er ja >ganz plötzliche abgefahren, aber ich vermute, er hatte es satt, auf mich zu warten. Ich werde die Wohnung schön aufräumen, wie eine pflichtgetreue Gattin es tun soll. Wenn er zurückkommt, werden wir uns gegenseitig verzeihen und glücklich sein - bis zum nächsten Krakeel. Kommt er nicht zurück, so werde ich feststellen, wann wieder Miete fällig ist, und dann das ganze Haus für den nächsten Mieter reinigen. Also wissen Sie, wie Männer eine Wohnung verlottern lassen können, das ist nicht zu beschreiben! Er hat das jedenfalls gründlich besorgt.«
Sie zog eifrig ein Stück Geschirr nach dem andern durchs
Spülbecken, legte alle in die große Schale mit dem Abtropf- sieb und goß heißes Wasser darüber. »Ein Trockentuch finden Sie da drüben auf dem Gestell«, sagte sie.
»Ich fühle mich nicht getroffen«, sagte Sellers. »Man würde mich ja glatt entlassen wegen unwürdigen Benehmens im Dienst!«
»Na, wenigstens können Sie mir das Tuch herholen«, sagte sie. »Meine Hände sind doch naß, und ich möchte nicht den ganzen Fußboden betropfen.«
Sellers ging an das Gestell und holte das Trockentuch. »Wohin wollen Sie’s haben?« fragte er.
»Legen Sie’s mir über die Schulter.« Sie wackelte aufreizend mit ihrer hübschen Schulter und lachte.
Sellers ließ ihr das Tuch auf die linke Schulter fallen.
»Falten Sie’s ein bißchen, damit’s nicht herunterrutscht.«
Auch das tat er.
»Danke schön, Ihnen fehlt nur etwas Übung«, sagte sie.
»Na, dann kommen Sie«, wandte Sellers sich zu mir, »wir wollen gehen. Lassen Sie mich doch den Artikel mal sehen, ja?«
Ich gab ihm den Zeitungsausschnitt.
»Was ist das denn?« fragte Mrs. Wells, die jetzt von ihrem Geschirr aufblickte.
»Prüfe nur was nach«, sagte Sellers.
»Oh, ich weiß schon, es ist der Bildartikel aus San Bernardino«, gab sie zurück.
»Wie ist es zu erklären, daß Sie nicht zum Film gegangen
sind?« fragte Sellers.
»Man hat mich nie aufgefordert«, erwiderte sie, »und ich dachte, durch jein paar Bilder in der Zeitung könnte es glücken.«
»Sind Sie deshalb Ihrem Mann weggelaufen?« fragte Sellers, »War das der wirkliche Grund?«
»Ihr könnt einem aber auch die tollsten Fragen stellen, Leute,« sagte sie. »Wollen Sie nicht lieber jetzt mal nebenan mit der großen Schnüfflerin reden? Ich weiß doch, daß Sie’s nicht mehr abwarten können, und der drüben platzt bestimmt schon ein Blutgefäß vor Neugier, was hier los sein mag.«
Sellers gab mir seufzend den Artikel zurück und ging stumm zur Haustür.
»Kommen Sie gelegentlich mal wieder vorbei«, lud Mrs. Wells ihn ein.
Wir gingen hinaus und
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