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Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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saß da und blickte geistesabwesend durch das kleine Fenster, während sich die Gedanken in meinem Kopf so schnell zu drehen schienen wie die Propeller der Motoren. Irgendwo mußte die Lösung unseres Falles doch zu finden sein! Ich konnte mir freilich nicht verhehlen, daß ich jetzt gewissermaßen Phantomen nachjagte, und wenn ich nun gesagt hätte, Bertha würde meine Ausgaben an Geld und Zeit nicht billigem, so wäre das ein äußerst milder Ausdruck gewesen. Ihr wäre einfach der Kragen geplatzt, wenn ich alles vorher annonciert hätte.
    Die Stewardeß servierte das Essen, das recht gut schmeckte und mich zugleich ablenkte.
    Bald danach landeten wir in Sacramento. Ich ging zu einer
    Autovermietung für Selbstfahrer, zeigte meine Ausweise vor und fuhr mit einem gemieteten Wagen zu den Amblers.
    Das Haus war ein typischer Bau aus der ersten Glanzzeit Kaliforniens: zweistöckig, mit sehr hohen Zimmern und langen Fenstern mit innen angebrachten hölzernen Klappläden. Vor dem Hause breiteten sich die mächtigen Kronen schattenspendender Laubbäume aus, die lange vor Erfindung des Automobils gepflanzt worden waren.
    Ich stieg eine schon recht morsche Holztreppe empor bis zu dem ganz im Schatten liegenden Windfang und drückte auf einen Klingelknopf. Eine grauhaarige Frau mit scharfen Vogelaugen erschien in der Tür.
    »Wohnt hier Mrs. Drury Wells?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Sie sind Mrs. Ambler, ja?«
    »Jawohl.«
    »Ich hätte gern mal ein Weilchen mit Mrs. Wells gesprochen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    Mit meinem schönsten Lächeln antwortete ich: »In persönlichen Fragen. Es hängt mit ihrer Heirat zusammen, aber ich möchte sie in keiner Weise belästigen. Es wäre mir sogar lieb, wenn Sie bei dem Gespräch zugegen wären, Mrs. Ambler, falls es Ihnen recht ist. Vielleicht könnten Sie dabei behilflich sein.«
    »Mit wem spreche ich denn?«
    »Donald Lam ist mein Name.«
    »Sind Sie etwa der Mann, der heute früh von auswärts angerufen und nach Estelle gefragt hat?«
    »Ja.«
    »Warum taten Sie das?«
    »Um zu erfahren, ob sie zu Hause war.«
    »Und deshalb riefen Sie erst an?«
    »Ja, weil ich nicht erst das Geld für die Luftreise ausgeben und v iel Zeit vergeuden wollte, wenn es zwecklos gewesen wäre.«
    »Was sind Sie denn von Beruf?«
    »Ich bin Detektiv — Privatdetektiv.«
    »Und wonach forschen Sie?«
    »Ich möchte feststellen, was aus der zweiten Frau von Drury Wells geworden ist.«
    »Der zweiten?«
    »Ja.«
    »Es gibt keine zweite Mrs. Wells.«
    »Vielleicht habe ich aber Informationen, die Ihrer Familie nur erwünscht sein können.«
    »Kommen Sie bitte herein«, forderte sie mich nun auf.
    Ich folgte ihr durch eine kleine Diele in ein geräumiges Zimmer mit hohen Fenstern. Die großen Bäume davor gaben dem Raum eine Atmosphäre kühler Ruhe, aber so früh im Jahr herrschte draußen noch nicht die sommerliche Hitze, bei der man die Schattenwirkung alter Bäume als große Wohltat empfindet.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Mrs. Ambler, »ich werde meine Tochter holen.«
    Sie ging hinaus und kam in einer Minute wieder, gefolgt von einer brünetten jungen Frau, die mit ihrer schwermütigen Miene, dem schlaffen Mund und den hängenden Schultern aussah, als erwarte sie vom Leben nur noch Unheil. Sie hatte gewiß ihre weiblichen Reize schon so lange nicht mehr zur Geltung gebracht, daß sie das kaum noch empfand.
    »So, hier ist meine Tochter, Estelle Wells«, sagte Mrs. Ambler.
    »Mein Name ist Donald Lam«, stellte ich mich vor. »Ich bin Detektiv und bemühe mich um einige Informationen.«
    »Über Drury?«
    »Ja.«
    »Privatdetektiv«, beeilte sich ihre Mutter zu erläutern.
    »Das dürfte kaum ein großer Unterschied sein«, sagte Estelle.
    »Er hat meine Tochter ganz gräßlich enttäuscht«, erklärte Mrs. Ambler.
    »Haben Sie ein Kind?« fragte ich Estelle.
    »Zwei.«
    »Wie alt?«
    »Fünf und sieben.«
    »Estelle war sehr herunter«, erklärte Mrs. Ambler. »Das hat sie nur diesem Menschen zu verdanken. Wie der sie behandelt hat! Gesundheitlich ruiniert hat er sie.«
    »Sind Sie berufstätig?« fragte ich Estelle.
    »Von Zeit zu Zeit«, antwortete wieder die Mutter. »Sie kann aber eine ständige Beschäftigung nicht durchhalten, das ist ihr
    rein körperlich unmöglich, und mir geht’s gesundheitlich auch nicht sehr gut.«
    »Trägt der Vater zum Unterhalt der Kinder bei?«
    »Wie man’s nimmt«, sagte Mrs. Ambler, »das ist es ja gerade, was mich so erbittert. Wir sind nicht für

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