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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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auch der saure Geruch von Verbitterung aus der Menge aufstieg, konnte nichts mit der überwältigenden Zuneigung konkurrieren, die die Clan-Angehörigen ihrer Heilerin entgegenbrachten. Die allgemeine Freude war wie ein berauschender Duft, der sie umgab und so angenehm war wie der des Heidekrauts auf den Hügeln um die Burg.
    Verica zitterte vor Nervosität, und Sabrine fragte sich, was sie dagegen unternehmen sollte, wenn überhaupt. Ihrer Freundin vielleicht beruhigend den Arm tätscheln?
    Sie versuchte es, und Verica schenkte ihr ein kleines Lächeln.
    Immerhin.
    Earc runzelte die Stirn und drehte sich so, dass er mehr seiner Braut zugewandt war als dem Priester. »Ich dachte, du hättest deine Ängste überwunden.«
    Verica schnappte nach Luft und blickte sich verlegen um. »Psst!«, zischte sie.
    Earc schüttelte den Kopf, aber seine Stirn glättete sich langsam wieder, als wäre ihm etwas klar geworden. »Du brauchst vor deinem Clan nicht nervös zu sein. Sie sind hier, um dir Glück zu wünschen, und nicht, um auf irgendein Gestammel zu achten, das dir bei deinen Gelübden unterlaufen könnte.«
    Sein Versuch, leise zu sprechen, war nicht sehr hilfreich angesichts der Tatsache, dass die Chrechten ihn so oder so recht deutlich hören konnten.
    Verica sah ihren zukünftigen Ehemann stirnrunzelnd an, doch sie atmete schon ein wenig ruhiger, und auch ihre Schultern entspannten sich.
    Earc hatte genau die richtigen Worte gefunden.
    Er nahm ihre Hand, und als sie sie ihm mit einem weiteren verlegenen Blick in die Runde zu entziehen versuchte, verstärkte er noch seinen Griff. Menschen konnten komisch sein in Bezug auf Zuneigung zwischen Gefährten, aber Sabrine hieß Earcs Verhalten gut. Denn sowie er Vericas Hand genommen hatte, war ihr Herzschlag gleichmäßiger und ihre Atmung sogar wieder völlig ruhig geworden.
    Nach einem weiteren vergeblichen Versuch, ihre Hand aus seiner zu befreien, blieb Verica neben Earc stehen und hielt ihren Blick auf sein Gesicht gerichtet, als hätten die Clan-Angehörigen, die sie so nervös gemacht hatten, aufgehört zu existieren.
    Der Priester öffnete den Mund, um zu sprechen, sah den Laird an und schloss ihn wieder.
    Sabrine warf Barr einen Blick zu, um zu sehen, was Pater Thomas zögern ließ. Barr hatte so fest die Arme vor der Brust verschränkt, dass die Muskeln hervortraten, und seine ganze Haltung war starr und sehr beherrscht. Sein Blick jedoch war heiß genug, um Stein zu schmelzen, und der arme Mann Gottes sah schon beinahe angesengt von dieser Hitze aus.
    Weder Earc noch Verica schienen etwas zu bemerken. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, einander in die Augen zu sehen. Es war eigentlich ganz reizend, aber nicht besonders hilfreich in der gegenwärtigen Situation.
    Sabrine beschloss, dass sie es auf sich nehmen musste, die Dinge voranzubringen. Vielleicht war es das, was Verica gemeint hatte, als sie sie gebeten hatte, »für sie einzutreten«?
    »Stimmt irgendetwas nicht, Barr?«, erkundigte sie sich.
    Er warf ihr einen Seitenblick zu, doch sein Gesichtsausdruck hellte sich nicht merklich auf. »Nein.«
    »Kann der Priester beginnen?«
    »Aye. Ich wünschte, er würde es tun. Das hier dauert länger, als es sollte, finde ich.«
    Pater Thomas zuckte zusammen.
    »Wenn du nicht dreinschauen würdest wie ein aufgebrachter Bär, würde er vielleicht glauben, dass dieses Verfahren die Billigung des Lairds besitzt.«
    Endlich glättete Barrs Stirn sich wieder, doch dafür zog er nun verwirrt die Augenbrauen zusammen. »Warum würde ich wohl sonst hier stehen?«
    »Das hat sich der Priester bestimmt auch schon gefragt«, sagte Sabrine spöttisch. »Ich glaube nicht, dass dein Amt als Laird es nötig macht, den Priester einzuschüchtern, der beauftragt wurde, deinem Clan zu dienen.«
    Barr sah Pater Thomas an. »Schüchtere ich Euch ein, Pater?«
    Der grauhaarige Mann mit den sanften Augen schluckte, nickte aber tapfer. »Ein bisschen, Laird.«
    »Das ist keine Absicht.« Barr schaute wieder Sabrine an. Und? Bist du jetzt zufrieden?, schien sein Blick zu fragen.
    Sie nickte ihm kurz zu.
    Seine Mundwinkel ruckten nach oben.
    Der Priester stieß einen erleichterten kleinen Seufzer aus. »Das freut mich zu hören.«
    »Fahrt fort, Pater!«
    »Ja, Laird.«
    Sabrine war sich nicht sicher, vermutete aber, dass nicht einmal ein Laird den geistlichen Führer der Menschen mit solcher Arroganz behandeln sollte. Sie sagte jedoch nichts, um die Zeremonie nicht noch länger

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