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Im Mond des Raben

Im Mond des Raben

Titel: Im Mond des Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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Schuldgefühle, weil sie ihm solche Angst eingejagt hatte.
    Die Gedanken des Mannes waren so durchsichtig gewesen wie Wasser: Er würde Verica und Earc schaden, wo er nur konnte.
    Aber Sabrine würde dafür sorgen, dass der Mistkerl keine Gelegenheit dazu bekam.
    Sie bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Priester zu, der inzwischen sein Gebet beendet hatte und jetzt beiseitetrat, um Padraig Platz zu machen, damit er das Pergament verlesen konnte, das er mit solcher Ehrfurcht in den Händen hielt.
    Auch er benutzte dazu diese Sprache, die für Sabrine weder Gälisch noch der Chrechten-Sprache ähnlich genug war, um etwas zu verstehen. Sabrine gewann aber mehr und mehr den Eindruck, dass diese Sprache sich wie eine seltsame Form des Englischen anhörte.
    Es ist Latein. Barrs Stimme in ihrem Kopf hatte etwas Knurrendes, das von seinem Wolf herrühren musste und nicht vorhanden war, wenn er laut sprach.
    Im ersten Moment wurde ihr nicht einmal bewusst, was es bedeutete, ihn auf diese Weise hören zu können. Unter ihren eigenen Leuten konnte sie sich auf diese Weise verständigen, wenn sie wollte, aber die Faol besaßen diese Gabe nicht.
    Oder doch?
    Es musste so sein. Die andere Erklärung, dass er ihr wahrer Seelenverwandter war, war nämlich zu beängstigend, um sie auch nur in Betracht zu ziehen. Konnte der Himmel so grausam sein?
    Kannst du dich auch mit anderen so verständigen? , fragte sie, obwohl sie wusste, dass ihre Stimme selbst auf geistiger Ebene nicht ganz frei von Panik war.
    Nur mit meinem Bruder. Und mit meinem Vater, bevor er starb. Ganz im Gegensatz zu Sabrine schien Barr hocherfreut darüber zu sein, sich auf telepathischem Weg mit ihr verständigen zu können. Es war ein regelrechter Freudentaumel, der die Luft um sie erfüllte, bis sogar Earc und Verica ihrem Laird seltsame und neugierige Blicke zuwarfen.
    Sabrines Magen verkrampfte sich, und ihre Hände wurden feucht, als sie sie zu Fäusten ballte. Ich bin keine Verwandte von dir.
    Du bist meine Seelenverwandte. Meine für immer mit mir verbundene Gefährtin.
    Ihre Knie begannen zu zittern, und nur durch reine Willenskraft gelang es ihr, sich auf den Beinen zu halten. Nein.
    Doch, sagte er und klang auch noch belustigt über ihre Qual!
    Aber er war nun mal ein arroganter Mann, ein Faol, der keine Vorstellung davon hatte, was es bedeutete, das Liebste zu verlieren, was man besaß.
    Du irrst dich. Der vom Knurren seines Wolfes gefärbte Ton sollte beruhigend sein.
    Hatte sie die Worte unbewusst im Geiste ausgesprochen, als ihre Gedanken darin herumgewirbelt waren wie Laub im Sturm? Offensichtlich, doch Barr verstand nicht, was sie meinte.
    Ich habe die verloren, die mir lieb und teuer waren. Und ich werde nicht auch noch dich verlieren. Wieder antwortete er, als könnte er ihre Gedanken lesen, statt sie auf telepathischem Wege zu hören.

Kapitel Vierzehn
    B arrs selbstherrliches Versprechen war zu naiv, um Sabrine beruhigen zu können.
    Qual hielt sie auch weiterhin in ihrem unerbittlichen Griff. Ich kann nicht bleiben.
    Barr erwiderte nichts, aber sein Gesicht verfinsterte sich wieder, und Wut strahlte von ihm ab wie Hitze. Es bestand kein Zweifel, dass der Laird und Rudelführer ihre Feststellung wenig erfreulich fand, doch was glaubte er denn, wie sie sich mit diesem Wissen fühlte? Der Schmerz in ihrer Brust ließ sie nach Atem ringen, um Sauerstoff zu bekommen und so vielleicht eine Qual zu lindern, die durch Trost nicht zu besänftigen war.
    Diesmal war sie es, auf die sich die beunruhigten Blicke des Brautpaares richteten. Deshalb gab Sabrine sich die größte Mühe, die stoische Fassade ihrer Kriegerin hervorzukehren.
    Doch es nützte nichts. Verica wirkte noch besorgter als zuvor, und Earc sah aus, als wäre er drauf und dran, die Zeremonie abzubrechen, um herauszufinden, was nicht in Ordnung war.
    Sabrine warf ihm einen warnenden Blick zu, der ihn davon abhalten sollte, und zum Glück verstand er und wandte sich wieder dem Priester zu.
    Gott sei Dank bemerkte Pater Thomas nichts von alldem, weil er zu sehr damit beschäftigt war, Padraig ein weiteres Pergament zu überreichen. Auch dieses las der Faol-Gelehrte vor, bevor er es dem Priester zurückgab und zu sprechen begann. Diesmal tat er es auf Gälisch, und die Worte klangen auswendig gelernt wie die mündlichen Überlieferungen der Chrechten.
    Er sprach von Christus, der bei der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt hatte. Als er

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