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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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allem, was er für sie getan hatte? Wie konnte er ein Feigling sein angesichts der Gefahren, die er für sie und für ihren Vater auf sich genommen hatte?
    Borija kümmerte sich um das weitere Vorankommen, und Swetja behielt ihre Bedenken für sich. Insgeheim war sie auch froh über die Ruhepause und darüber, dass sie den nächsten Teil der Reise auf einem Schiff verbringen würde und nicht im Sattel. Der Gedanke an das, was sie in der Hauptstadt hätten ausrichten können, rückte weiter fort, jetzt, da eine Rückreise voller Mühen wäre und Borijas Weg einfacher erschien.
    Zahlreiche Boote und kleine Kähne fuhren auf dem Fluss. Dennoch war es nicht leicht, genug Stauraum für so viele Soldaten mit ihren Pferden zu finden. Es dauerte drei Tage, bis die ersten fünfzig Dragoner auf Booten untergebracht waren. Borija teilte sein Kommando. Er selbst wollte mit einem Voraustrupp schon aufbrechen, der Rest sollte nach und nach folgen, so wie die Schiffe zur Verfügung standen.
    Er schiffte sich gemeinsam mit Swetja auf einer Barke ein, zusammen mit einer Hand voll seiner Männer. Swetja erkannte die Gesichter der meisten wieder, die auf ihrem Schiff mitfuhren. Es waren dieselben Männer, die sie damals im königlichen Park aufgelesen hatten, Borijas eigene Schar. Auch Gordej war dabei. Swetja erinnerte sich an den Geruch seiner Uniform, und sie konnte den jungen Dragoner nicht ansehen, ohne rot zu werden.
    Ein milder Wind schob sie den Fluss hinauf. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser, das fast so still dalag wie ein See. Gleich hinter dem Hafen schlossen sich an beiden Ufern die Baumreihen und löschten jedes Anzeichen einer menschlichen Besiedlung aus. Dennoch wirkte der undurchdringliche Urwald neben dem breiten Strom wie bloßes Buschwerk am Rand einer Straße. Der Wind spielte mit Swetjas Locken und zauste an den Strähnen, die vor ihrem Gesicht wehten und silbrig im Sonnenlicht glänzten.
    Borija trat neben sie an den Bug des flachen Kahns. Die Matrosen waren an den Segeln, die übrigen Männer standen hinten beim Kapitän in der Nähe des Ruders. Borija und Swetja waren allein.
    »Ich wollte im Trubel des Lagers nicht darüber sprechen«, sagte Borija. »Man weiß nie, wer alles zuhört. Aber Ihr billigt meine Art nicht, dieses Unternehmen zu führen, dewa Swetjana?«
    Swetja lief dunkelrot an. »Nein … natürlich …«, stammelte sie. »Ich meine, ich verstehe nicht viel von diesen Dingen – aber mit so vielen Männern, hätten wir da nicht bleiben und kämpfen können?«
    Borija schaute versonnen über den Fluss. »Fast fünfhundert Dragoner«, sage er leise. »Eine stolze Truppe. Aber auch ein bunt gemischter Haufen. Ihr müsst wissen, dewa Swetjana, nur mit List habe ich so viele Leute um mich geschart. Sie stehen nicht wirklich alle auf unserer Seite.«
    Swetja riss erschrocken die Augen auf. Ihr Blick wanderte unwillkürlich zu den Soldaten im Heck des Schiffes.
    »Keine Sorge«, beruhigte Borija sie. »Jetzt sind wir unter uns. Meine Leute, auf die kann ich zählen. Und natürlich habe ich dafür gesorgt, dass auch auf den anderen Booten der Vorhut nur die Zuverlässigsten sind. Was die Übrigen angeht … nun, die meisten wissen zumindest, dass etwas Ungewöhnliches vorgeht, dass eine noch namenlose Gefahr unser Königreich bedroht.
    Aber mehr als die Hälfte von ihnen ahnen nicht, wie weit die Gefahr reicht und dass wir auf uns gestellt sind. Sie denken, wir wären im Auftrag der Königin unterwegs, um das Übel an der Wurzel zu packen. Sie glauben, es wäre schlicht ein geheimer Einsatz wie andere auch.«
    Swetja sah ihn entsetzt an. »Aber warum habt Ihr diese Männer mitgenommen, wenn wir uns nicht auf sie verlassen können?«
    »Dewa Swetjana«, sagte Borija. »Ich habe Euch gesagt, wie schwer es ist, alle Eingeweihten in einer geschlossenen Einheit zusammenzufassen. Unsere Verbündeten sind über viele Kompanien verteilt. Mir blieb nur die Wahl, entweder viele zurückzulassen – oder unter falschem Vorwand ahnungslose Männer mitzulocken.
    Sie werden zu uns stehen, solange niemand ihre Treue auf die Probe stellt. In der Fremde, jenseits der Grenzen, mögen sie uns nützlich sein. Aber in der Hauptstadt, wenn sie sich zwischen uns und anderen königlichen Truppen hätten entscheiden müssen, dann weiß ich nicht, wie viele Männer mir geblieben wären. Ihr dürft also nicht den Fehler machen, einfach nur die Köpfe unseres Heeres zu zählen und dann zu glauben, wir könnten alles machen mit

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