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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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heimsuchen, die zu viel am Weingeist genippt haben.«
    Entschuldigend hob sie die Schultern. »Ich meine, wir hatten nicht viel Zeit, um uns darüber klar zu werden. Und jetzt stehen diese Waldgeister hier in Glas gegossen auf den Gängen, wie alle Menschen, als würden sie dazugehören, und …«
    Sie brach ab und wirkte nun doch erschüttert. Sie wandte den Blick von dem Kristallstier, eilte weiter und zeigte schließlich auf eine Treppe, die nach unten führte. »Hier«, sagte sie. »Hier geht es in den Keller.«
    »Zu Kirus’ Räumen?«, fragte Swetja.
    »Ich weiß nicht«, gestand Anisja. »Die hat noch nie jemand gesehen. Darum ist es ja auch sein geheimes Labor. Aber es muss dort sein, denn Kirus hat diese Treppe oft benutzt.«
    Die Kellertreppe führte hinab in eine Dunkelheit, die sie nach wenigen Stufen verzehrte. Das Gebäude war hell erleuchtet, aber der Keller nicht. Swetja trat an eine der Lampen, die den Korridor säumten. Sie war aus Stein, und anstelle einer Flamme auf einem Docht über dem Ölgefäß schwebte dort ein greller Lichtpunkt, der nichts berührte.
    »Magie!«, rief Swetja aus. Zauberlichter .
    Anisja schaute sie fragend an. Swetja erkannte, dass sie in ihrer eigenen Sprache geredet hatte. Sie beschloss, der Magd nichts von ihrer Entdeckung zu erzählen. Sie wollte das Mädchen nicht beunruhigen.
    »Wir müssen ein Licht mitnehmen«, sagte sie. »Weißt du, wie ich die Lampe von der Wand nehmen kann?«
    Anisja schüttelte den Kopf. »Die sind nicht zum Abmachen. Das gibt Ärger. Aber im Keller sind Kerzen.«
    »Ich gehe bestimmt nicht im Dunkeln da runter und suche die Kerzen«, erwiderte Swetja. »Komm, hilf mir!«
    Sie rüttelte an der Wandleuchte. Anisja kam zögernd näher. Der magische Lichtpunkt glühte bei der Ruckelei viel gleichmäßiger weiter, als eine echte Flamme es getan hätte. Er blieb auch unberührt, als die steinernen Schrauben aus der Wand brachen und Swetja die schwere Lampe in der Hand hielt.
    Als sie das Gewicht spürte, fragte sie sich, ob sie das Zauberlicht nicht auch leichter hätte herausholen können. Vielleicht hätte es gereicht, nur den Docht mitzunehmen?
    »Auf geht’s«, sagte sie aufmunternd zu Anisja und zu sich selbst. »Sehen wir mal, ob wir Kirus’ Magie brechen und auch deine versteinerten Landsleute wieder aufwecken können.«
    »Seid Ihr denn eine Zauberkundige?«
    »Ich verstehe ein wenig davon«, sagte Swetja zuversichtlich. »Ich bin eine Sterndeuterin.« Dass eine so machtvolle Magie weit über ihre Fähigkeiten ging, dass ihr der Zauber dieses Ortes noch weit bedeutender vorkam als die Vorgänge, die sie aus ihrer Heimat vertrieben hatten, das verschwieg sie wohlweislich.
    Die Kellergewölbe waren riesig und gut gefüllt. Es gab Räume, in denen sich Fässer bis zur Decke stapelten, wo sich Regale mit Flaschen und versiegelten Behältnissen an den Wänden entlangzogen, Säcke mit Mehl und allen Arten von Bohnen und Nüssen und ungemahlenem Korn, Körbe und Platten mit Obst und kleinere Fässer mit eingelegtem Gemüse. In den langen Regalen wurden zudem Kerzen und Öle, Tücher und Geschirr, Fackeln und Spieße gelagert, und zwischendrin fanden sie Schinken und Stücke von Fleisch, die einmal wohl an der Decke gehangen hatten und inzwischen heruntergefallen waren. Doch alles in dem Keller war zu Kristall erstarrt, genau wie das Leben in den oberen Räumen, oder zu stumpfem grauem Stein wie die Lampe, die Swetja mitgenommen hatte. Anisja hätte hier keine Kerze gefunden, die sich entzünden ließ.
    Die beiden Frauen wanderten durch die Kellerräume. Anisja schaute sich auf eine Weise um, die Swetjas Vertrauen in ihre Führerin erschütterte. »Wo führt die hin?«, fragte sie, als sie an einer breiten Treppe nach oben vorbeikamen. Swetja bekam Zweifel, ob sie nicht im Kreis gingen.
    »Das ist die Haupttreppe«, sagte Anisja. »Sie geht nach vorne raus.«
    »Ein sehr großer Keller«, stellte Swetja fest. »Und gut gefüllt.«
    »Wir haben gerade das Erntefest gefeiert«, erklärte Anisja. »Die Gräfin sammelt hier Vorräte für alle Dörfer, die zum Hausgut gehören.« Leiser fügte sie hinzu: »Ich frage mich, was mit den Dörfern passiert ist, wenn es stimmt, was Ihr sagt.«
    Was immer geschehen ist, dachte Swetja, es muss vor endlos langer Zeit gewesen sein. Sie konnte sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen, dass die plappernde Magd an ihrer Seite so alt sein musste wie die Berge über ihnen.
    »Du musst mir nicht den ganzen Keller

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