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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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zeigen«, sagte sie. »Bring mich einfach zu Kirus’ Labor.«
    »Aber ich weiß gar nicht, wo das ist. Das hatte ich doch gesagt!«
    Swetja schürzte die Lippen. »Heißt das, wir müssen alle Räume nach einem geheimen Durchgang absuchen?«
    »Nein«, sagte Anisja. »Kirus war nicht immer da. Also muss sein Labor vorher ein normaler Keller gewesen sein, glaube ich. Wenn ich mich ein wenig umschaue, fällt mir vielleicht wieder ein, wo etwas fehlt.«
    Diese Magd ist gar nicht so dumm , befand Swetja. Aber sie glaubte es? »Sag bloß, niemand aus der Dienerschaft weiß, wo ein Kellerraum verschwunden ist? Irgendwer muss den Keller doch gesehen haben, bevor Kirus kam. Jemand muss beobachtet haben, wohin der Zauberer verschwand, wenn er regelmäßig dorthin ging. Diener wissen so was!«
    Anisja verzog schmerzlich das Gesicht. »Es ist schwer, sich an die Zeit zu erinnern, bevor Kirus hier eingezogen ist. Oder an das, was er getan hat. Er ist ein Zauberer, und er hütet seine Geheimnisse.«
    Dann hoffen wir, dass Kirus nicht auch ein paar Überraschungen in seinem Labor vorbereitet hat, damit seine Geheimnisse gewahrt bleiben, dachte Swetja.
    In einem Kellerraum mit endlosen Regalreihen blieb die Magd vor der Stirnwand stehen und verkündete entschlossen: »Hier muss es sein!«
    Swetja ging an der Wand entlang und betrachtete aufmerksam, was dort stand. Unter anderem war da ein Schrank, und wie auch immer der einst ausgesehen hatte, inzwischen bestand er ganz aus Kristall, genau wie alles, was darin lagerte. Und durch diese halb durchsichtige Substanz sah man deutlich die Umrisse einer Türöffnung in der Wand dahinter.
    »Das vereinfacht die Sache.« Swetja schmunzelte. Der Zauberer hatte sich selbst ausgetrickst und seine geheime Tür offenbart.

21.
    Doch so gründlich sie auch suchte, so glasklar die geheime Tür vor ihr lag – Swetja fand nicht heraus, wie sie sich öffnen ließ. Sie erkannte in dem Kristall einen Mechanismus, der in der Wand dahinter verschwand. Aber wie er funktionierte, verstand sie nicht, sosehr sie sich auch den Kopf darüber zerbrach. Eine ganze Weile stand sie hilflos davor, leuchtete den Schrank von allen Seiten an, und ihr wurde klar: Ohne den glücklichen Zufall des verwandelten Holzes hätte sie den Zugang nicht einmal bemerkt.
    »Oh weh«, sagte Anisja. »Wie bekommen wir das auf? Diese Riegel haben gar keine Verbindung nach außen!«
    Swetja wandte den Blick ab. In der Nähe des Kristallschranks stand eine dickwandige Steinschale. »Hilf mir mal«, sagte sie, und gemeinsam kippten die beiden Frauen das kniehohe Gefäß um. Formlose Kristallklumpen rutschten heraus und verteilten sich über den Boden. Swetja hätte nicht sagen können, was das einmal gewesen sein sollte.
    Mit Anisjas Hilfe hob sie das Gefäß hoch, und mit Wucht schleuderten sie es in den Kristallschrank. Das feine Material barst. Scherben und scharfkantige Brocken flogen umher, der Inhalt des Schranks polterte und klirrte heraus.
    Am Ende blieb ein kleiner Haufen Trümmer übrig, den sie vorsichtig beiseiteschoben. Die Türöffnung zu Kirus’ Labor lag frei.
    Behutsam, fast feierlich traten die beiden jungen Frauen über die Schwelle. Anisja blieb im Türrahmen stehen. Swetja gab ihr die Lampe zu halten und ging weiter.
    Das Erste, was ihr ins Auge fiel, war das riesige Astrolabium unter der Decke. Alle Gestirne waren dort nachgebildet, als Kugeln aus Metall in den richtigen Farben, und über ein Gestänge mit der Mechanik in der Mitte verbunden. Swetja erkannte sogleich, dass die Konstellation dem entsprach, was man derzeit am Himmel sehen konnte. Das Astrolabium war also in Betrieb, auch wenn die Bewegung nicht zu sehen war.
    Besonders auffällig war es deswegen, weil einige der Gestirne schimmerten, besonders dasjenige, das für die Sonne stand. Swetja versuchte herauszufinden, was die Metallkugeln zum Leuchten brachte. Dabei fiel ihr Blick auf ein Metallrohr, so dick wie ein Ritter in Rüstung. Die eine Seite verschwand in der Kellerwand, die andere endete in einem Bündel von Linsen, von denen einige farbig strahlten. Von dort wurde das Licht auf das Astrolabium gelenkt, und womöglich reichte das Rohr bis hinauf zur Oberfläche.
    Der Boden des Kellerraums war übersät mit Schriftzeichen, mit Symbolen und geschwungenen Linien. Manches sah aus, als wäre es auf die dunklen Steinfliesen gezeichnet worden, anderes war mit Silber- oder Kupferdraht in den Boden eingelassen. Swetja erkannte astrologische Häuser,

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