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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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hatte sie mit all ihren Fragen allein gelassen.
    Jetzt kauerte er hier vor der Wand, und in dem klaren Sonnenlicht, das durch die Deckenfenster sickerte, bemerkte Mart, dass dieser Mensch tatsächlich eine unnatürlich graue Farbe hatte, so als wäre seine Haut mit Asche verschmolzen.
    Vielleicht, überlegte Mart, war es aber auch nur eine besonders gleichmäßige Schmutzschicht.
    Die elende Gestalt steckte in Lumpen, für die sich in Apis selbst ein Bettler geschämt hätte. Sie hob ein wenig den Kopf und nickte in Richtung der gegenüberliegenden Wand. »Das Volk hat euer Gepäck bereitgestellt.«
    Mart und Tori folgten seinem Blick. Am hintersten Ende des Raums lag ein kleiner Haufen von Taschen, Ausrüstung und Kleidung. Ihre Sachen! Ein paar Stücke Wäsche fehlten; alles andere schien sorgfältig gereinigt worden zu sein. Marts Rüstung sah besser aus als vorher, Toris Ausstattung aus weicherem schwarzen Leder hatte ein paar Flecken zurückbehalten. Sie entdeckte ihren Haken mitsamt dem gut gefetteten Geschirr, und mit einem Freudenschrei stürzte sie dorthin.
    Die beiden Söldner kleideten sich an.
    Mart wandte sich an den grauen Mann. »Ihr wart mal mehr?«
    Der Dolmetscher der Myrmoi kroch ein Stück aus seinem Winkel hervor. Er nickte. »Das Volk hat viele Menschen aufgenommen. Wir kamen als Bezahlung hierher, weil unser Herr Tarukan auf unserem Land ein ganz besonderes Anwesen bauen wollte. Sein Zauberer sollte das Volk studieren und ergründen, wie man aus Speichel Wände fügt.
    Mit diesem Wissen schuf er einen gewaltigen Wurm, der die Gabe des Volkes beherrschte und mit dessen Hilfe Tarukan einen großen Bau wachsen lassen konnte.«
    »Den weißen Turm«, sagte Mart.
    Der Dolmetscher nickte. »Einen Turm und eine Mauer, und einen schnell wachsenden Wald dazwischen. Das hat Tarukan bekommen. Wir haben das vom Volk erfahren, denn wir selbst waren schon fort, als diese Dinge entstanden.«
    »Und was hat dieses ›Volk‹ von euch gewollt?«, fragte Tori.
    »Wir haben für sie gearbeitet, eine Weile«, sagte der Dolmetscher. »Aber wir Menschen sind weich und schwach und kaum eine Hilfe. Vor allem wollten sie von uns lernen.«
    »Aye«, sagte Mart, »was sollten sie wohl lernen von ’nem Haufen Bauern aus Khâl? Wie man den Scheißpilzwald rodet und was Anständiges anbaut?«
    Der Dolmetscher schüttelte den Kopf. »Das Volk holt große Schätze aus dem trockenen Steinland und aus dem Schleimland. All das erhält das Volk am Leben, wo kein Mensch überdauern könnte. Von uns wollten sie nur … uns lernen. Sie wollten mehr über die Menschen erfahren. Das Volk hat sich seit Jahrhunderten von ihnen ferngehalten.«
    »Na«, stellte Mart fest, »da hoff ich mal, sie haben erfahren, dass es da nichts abzugreifen gibt außer dummen Bauern und Gemüse und dass sie sich die nächsten hundert Jahre auch noch fern halten können.«
    »Hm, sei nicht undankbar, du«, sagte Tori. »Wenn die Käfer sich von uns ferngehalten hätten, würden wir jetzt im Pilzsabber verrotten.«
    »Mildtätige Ameisen, klar«, erwiderte Mart. »Da steigen vorher die Mondgöttinnen auf die Erde runter und knutschen mich kräftig. Ich frag mich, was die von uns lernen wollen, die Viecher.«
    »Nichts«, antwortete der Dolmetscher. »Ihr sollt hier auf euren Freund warten. Die Königin spricht mit ihm.« Ein Leuchten trat in seinen stumpfen Blick. Etwas Leben schlich sich in seine ausdruckslose Stimme. »Wenn ihr es wollt, wird das Volk euch gewiss etwas zu essen bringen, während ihr wartet. Wir Menschen haben uns früher immer zum Essen hier versammelt.«
    »Hm, ja, warum nicht«, sagte Tori. »Wenn wir hier schon auf unsern Ärschen hocken, können wir die Gastfreundschaft von den Krabblern auch nutzen.« Sie setzte sich an einen Tisch.
    Mart nahm ihr gegenüber Platz. »Klar. Und wenn der Buschläufer bei der Königin hockt, kriegt der da bestimmt ein Bankett aufgetragen. Seh ich nicht ein, warum wir so lang darben sollen.« Misstrauisch drehte er eine der flachen Schalen auf dem Tisch. »Auch wenn der Napf nicht grad ein Festmahl verspricht. Fürchte, für uns fallen nur die Bauernrationen ab, während Gontas bei den Edlen tafelt.«
    Eine Riesenameise trat an ihren Tisch. Sie nahm Marts Schale entgegen, hielt sie sich unter den Kiefer und würgte laut. Eine zähe goldgelbe Masse quoll aus der Mundöffnung des Insekts. Als Marts Schale voll war, nahm der Myrmoi Toris Gefäß und füllte es ebenfalls.
    Tori sah zu wie erstarrt.
    Die

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