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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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sie. »Wollt Ihr den Schlüssel zurück?«
    Nachdenklich starrte Borija in Richtung des leuchtenden Pfades. Er schüttelte den Kopf. »Jetzt sind wir fast schon bei der Zitadelle angelangt. Ich denke, die Zeit ist reif, und wir können auch das letzte Stück des Weges schaffen. Aber Ihr solltet den Schlüssel zurückgeben. Ihr wisst ja nicht einmal, wie man ihn gebraucht. Wisst Ihr eigentlich, wie kurz Ihr davor wart, all Eure Begleiter ins Unglück zu stürzen?«
    »Ist das so?« Mart schaute Swetja böse an. »Sie meinte, sie weiß, wie man die Tore öffnet.«
    »Tore?«, sagte Borija. »Es gibt keine Tore. Die Zitadelle ist von einem Schutzkreis umgeben. Viel weiter hättet ihr nicht gehen dürfen. Aber nachdem wir jetzt die Südländer aus ihren Löchern gelockt und beseitigt haben, bleibt uns hoffentlich genug Zeit, dass ich den Schlüssel benutzen kann.«
    Er winkte Gordej und Lewo. »Gordej, sichere hangabwärts. Lewo, pass oben auf. Wir gehen weiter.«
    Er nahm von Swetja den blauen Edelstein entgegen und ging voraus. Mart und Tori folgten ihm missmutig, Swetja niedergeschlagen und mit schlechtem Gewissen. Anisja hatte von allem wenig verstanden und bat ihre Herrin flüsternd um eine Erklärung.
    Sie liefen quer zum Hang, unter einem vorspringenden Felsen hindurch und an einem Wäldchen vorbei. Dann war das Gelände vor ihnen frei und ohne Deckung bis zu dem lang gezogenen Bauwerk. Jetzt, aus kaum tausend Schritt Entfernung, sah das Ding aus wie eine Röhre, allerdings eine, die so dick war, dass in ihrem Inneren gewiss fünf Männer übereinanderstehen konnten. Sie verlief teils auf dem Felsboden, teils auf Stelzen, schnurgerade vom Gipfel bis zu einer Ansammlung von Gebäuden am unteren Drittel des Berges, die einer düster dräuenden kleinen Stadt glich.
    Im Mond des Styx sah es so aus, als wäre der Boden rings um die Röhre freigeräumt. Swetja sah dort keinen Baum und keinen Strauch, nicht einmal einen der allgegenwärtigen Findlinge.
    Borija blieb stehen. »Haltet euch von der freien Fläche fern, bis ich fertig bin. Ich fürchte, sie wird … freigehalten.«
    »Eh, hättest du das gewusst, oder hättest du uns mitten reinlaufen lassen, Kindchen?« Mart funkelte Swetja an.
    Die sagte nichts und zuckte nur die Achseln.
    Mart wandte sich an Tori. »Leichtgläubige Weiber. Was hab ich mich bloß von dir überreden lassen? Jetzt muss ich mich von dem roten Affen aus Modwinja retten lassen, und das ist eine Schande!«
    »Blas dich nicht auf, du«, gab Tori zurück. »Wo hab ich dich lang überreden müssen, hm? Du wärst doch allein auf die Zitadelle zugerannt vor lauter Gier, und ganz ohne Schlüssel.«
    Borija trat vorsichtig auf die ungeschützte Fläche. Den kreisrunden Edelstein hielt er hoch in die Luft gestreckt. Nach einigen Schritten gleißte das Juwel auf. Es fing den Schein des Styx und verstärkte ihn. Dünne rote Strahlen fächerten von der facettierten Oberfläche aus und stachen hangabwärts in alle Richtungen.
    Es mochte sein, dass Borija einfach den richtigen Winkel zum Styx gefunden hatte, sodass der Edelstein das Mondlicht brach. Oder er war tatsächlich in ein Feld voller Magie eingetreten, und der Schlüssel reagierte darauf.
    Sofort blieb Borija stehen. Unbewegt streckte er die Hand mit dem Edelstein noch höher in die Luft. Er stimmte abgehackte Silben an in einer Sprache, deren Klang Swetja nicht vertraut vorkam.
    »Nakat atar Gakan. Nakat atar Suat’ata, korat nurat. Korat atan At’a’ar atas Sa’kan. Sakat atan Aranas us ukat …«
    Der Fächer aus Licht bewegte sich, die Strahlen kreisten im Rhythmus der Worte. Sie wechselten die Farbe. Bald gleißten sie im Zentrum in einem eisigen Blau, so als würde das Juwel allmählich die Oberhand gewinnen über den roten Mond. Borijas Hand badete in dem blauen Schimmer, der den Hang hinab in die Dunkelheit stach, blasser wurde – und erlosch.
    Nur Borija stand noch da unter dem Licht des Styx, und der Edelstein in seiner Hand war nicht mehr als ein lebloser Schmuck.
    »Kommt jetzt, schnell«, rief er. »Die Siegel sind gebrochen. Aber wer weiß, wer das Schauspiel gesehen hat.«
    Auf seinen Wink hin eilten Gordej und Lewo herbei und schlossen sich der Gruppe an. Sie liefen alle auf die Röhre zu, die bald über ihnen aufragte.
    »Na, Sterndeuterin «, sagte Mart zu Swetja. »Wie war noch mal der Zauberspruch für den Schlüssel? Den könnt Ihr mir doch sicher wiederholen, da Ihr ihn ja auch verwenden wolltet.«
    »Die meisten Gelehrten

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