Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
zog seine Umhängetasche nach vorn und bahnte sich mit beiden Armen einen Weg.
    Der Außenwall von Apis war ebenso dick wie hoch, was den Tordurchgang zu einem wahrhaften Tunnel machte. Nach wenigen Schritten stand Gontas im Schatten, eingepfercht zwischen den Menschen und mit Mauern neben und über sich. Er fühlte sich gefangen. Er packte einen rundlichen Mann, der vor ihm ging, und schob ihn grob zur Seite. Dann spürte er eine Hand an seiner Hüfte, packte blitzschnell zu, ohne hinzusehen, und verdrehte den Arm, den er zu fassen bekam. Etwas knackte unter seinem Griff, und Gontas fühlte sich einen winzigen Augenblick lang erleichtert.
    Mit beiden Händen schaufelte er sich seinen Weg aus dem Gedränge in die Stadt und ließ einen Strudel von Schmerzenslauten, empörten Rufen und übereinanderstolpernden Gestalten hinter sich zurück.
    Dann schien die Sonne wieder auf ihn. Der Tunnel spie die Menschenmenge auf den Torplatz, wo immer noch ein munteres Treiben herrschte, wo es aber auch genug Raum dafür gab. Die Menschen verliefen sich. Gontas trat an die Seite und holte Luft. Er hatte ganz vergessen, wie verdammt eng alles war in dieser Stadt!
    Noch immer schlug sein Herz wild, und er hatte das unbestimmte Bedürfnis, um sich zu schlagen. Zwei Stadtwachen, die den Menschenstrom im Auge behielten, waren auf ihn aufmerksam geworden. Unschlüssig umfasste der eine den Hartholzschaft seiner Lanze. Sie sahen Gontas an, er sah sie an.
    Dann wandten sie sich einem alten Bauern zu, der eine Kiepe auf dem Rücken trug. Sie zogen ihn aus dem Strom heraus und überprüften seine Ware.
    Gontas ging weiter.
    Wohin sollte er sich wenden? Wo war er letztes Mal gewesen, als er Apis besucht hatte, mit einem Haufen treuer Begleiter, um Kriegsbeute gegen Waffen zu tauschen?
    Seine Erinnerungen an diesen Besuch waren eine wirre Folge unzusammenhängender Bilder, und allmählich dämmerte ihm wieder, warum das so war. Alles kam in der Stadt zusammen, irgendwo hier musste es Leute geben, die Antworten auf seine Fragen hatten.
    Aber Gontas fragte sich inzwischen, ob es nicht einfacher war, Halime und ihre Entführer im menschenleeren Steinland zu finden als in diesem Ameisenhaufen. Er schob die Tasche auf seiner Schulter zurecht.
    Das war der Augenblick, da er bemerkte, dass die beiden Äxte verschwunden waren, die hinten in seinem Gürtel gesteckt hatten.
    Grimmig stapfte Gontas durch die Stadt. Warum war er nur hierhergekommen? Händler für Sklaven, für Tiere, für Waffen und Schmuck – die fand man rasch, wenn man einfach nur durch die Straßen lief. Aber wen, bei Tombar, sollte man ansprechen, wenn man ein ganz bestimmtes Mädchen suchte? Wer konnte ihm sagen, was es mit den schwarzen Kriegern auf sich hatte?
    Er kam an einem Laden mit bemalter Tür vorbei, und aus den Symbolen schloss er, dass dahinter ein Sterndeuter zu finden war. Gontas dachte an Nuatafib. Nein, er würde seine Zeit nicht noch einmal an einen Wahrsager verschwenden; und nachdem er ein paar Straßen weitergegangen war, musste er sich eingestehen, dass er in diesem Irrgarten den Sterndeuter ohnehin nicht wiederfinden würde und dass es zu spät war, um sich anders zu entscheiden.
    Im Vorübergehen hielt er vergebens nach seinen Waffen Ausschau. Verfluchte Diebe. Verfluchte Stadt! Unter den Cefron wäre ihm das nicht passiert. Selbst wenn es dort jemand gewagt hätte, ihn zu bestehlen, so hätte der Dieb seine Beute kaum unbemerkt durch das Lager tragen können.
    Aber diese Stadt, das insektenhafte Gewimmel, die vielen Menschen und Dinge, das musste für jeden feigen Langfinger eine Einladung sein, sein Glück zu versuchen.
    Gontas beäugte jeden Mann auf der Straße mit großem Misstrauen und hielt seine Tasche fest. Er lauerte regelrecht darauf, dass ein weiterer Dieb sein Glück bei ihm versuchte, damit er seinem Zorn endlich Luft machen konnte. Aber die meisten Männer, die ihm entgegenkamen, schlugen einen Bogen um ihn, und niemand forderte ihn heraus.
    Bis er den Mann mit der Augenklappe sah.
    Der Einäugige lehnte an einer Ecke und musterte Gontas mit derselben Eindringlichkeit wie der ihn. Der Mann war einen halben Kopf größer als Gontas, aber es war ein hagerer Bursche. Doch Gontas ließ sich nicht täuschen: Die Haltung des Mannes, die sehnigen Muskeln am Hals und an den harten Händen, all das verriet den geübten Kämpfer. Er trug eine abgenutzte Rüstung aus fingerdickem gehärtetem Leder, dazu ein breites Schwert und mehrere kleine Klingen am

Weitere Kostenlose Bücher