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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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starben und die das, was vom ersten Krieger Gehennas geblieben war, durch die Zeiten trugen.
    Bis eine alte Verbündete ihn wieder an den Pakt erinnerte, den sie einst geschlossen hatten; bis die Tore von Gehenna ein weiteres Mal offen standen und jene Erinnerungen in seinem Gedächtnis erwachen ließen, welche die Königin angestoßen hatte.
    Gontas erwachte. Ein mildes Licht erfüllte ihren Kerker. Über der Zitadelle musste die Sonne aufgegangen sein, und die verhexten Steine trugen den Morgen bis in diesen Raum. Mart und Tori lagen in einer Ecke eng beisammen und schliefen noch. Das Mädchen aus Modwinja war bereits wach. Sie kauerte in der Mitte der großen Zelle und spähte misstrauisch zu ihm herüber.
    Gontas streckte sich, dann stand er auf und ging auf sie zu. Sie richtete sich halb auf und verharrte dann wie erstarrt. Gontas hob beschwichtigend die Hände und lächelte. »Ganz ruhig, Mädchen. Wir sitzen hier im selben Loch, und der Feind ist draußen.«
    Er setzte sich zu ihr und verschränkte die Beine.
    Swetjana sah ihn an. Sie entspannte sich. Die Verbände um seinen Leib, an seinen Armen und Beinen schienen sie zu beruhigen. Er schnaubte belustigt und betrachtete sie seinerseits prüfend. Ja, ein Ausflug nach Modwinja mochte sich lohnen. Sie war anders als die Weiber aus den Städten, vom Wesen wie vom Aussehen. Am meisten faszinierte ihn ihre Haut, die so hell war wie bei einer Eiskönigin.
    Sie wandte den Blick ab und schaute zu den schlafenden Söldnern hinüber. »Hat er das ernst gemeint gestern Abend?«, flüsterte sie.
    »Sein Weib hält ihn an der kurzen Leine«, gab Gontas zurück. »So sieht’s für mich jedenfalls aus. Ich habe ihn nie an einem anderen Rock gesehen, seit wir zusammen sind. Aber das mag unsere letzte Nacht gewesen sein, und wer weiß, was ein Mann da gerne ausprobiert?«
    Sie musterte Gontas unsicher.
    »Aber wir sind keine Tiere, die übereinander herfallen, wenn man sie einsperrt«, fügte Gontas hinzu. »Ich zumindest suche mir mein Vergnügen lieber in Freiheit, und nach einem Sieg. Hier und jetzt … haben wir Wichtigeres zu tun.«
    »Was?«, fragte Swetjana.
    »Nicht freiwillig mitgehen, wenn sie die Tür aufmachen«, sagte Gontas. »Ich hab noch was auszumachen mit diesem Tarukan.«
    »Aber er … Ich habe es euch doch erklärt. Diese Geister sind in sie gefahren! Da ist niemand mehr, um alte Rechnungen zu begleichen. Diese Götter, die Hauptmann Borija in die Welt gelassen hat, die sind schlimmer als alles andere.«
    »Ich weiß«, sagte Gontas. Er dachte wieder an seine Träume, an diese wirren Erinnerungen, die seinen Kopf füllten. »Aber das ändert nichts. Wenn Tarukans Leib von einem bösen Geist besessen ist, umso besser. Dann erwische ich gleich beide, wenn ich einem den Schädel einschlage.«
    Swetjana starrte ihn mit offenem Mund an. Gontas zuckte die Achseln. »Allerdings gibt es einen anderen Grund, weshalb ich zur Zitadelle der alten Götter gekommen bin. Halime! Das ist ein kleines Mädchen. Sie stand unter meinem Schutz. Tarukan hat sie hierher entführt, und als ich sie zuletzt sah, stand sie bei diesen graubärtigen Bewahrern im Turmzimmer.
    Du warst zuletzt dort, habe ich gehört. Hast du gesehen, was aus ihr geworden ist?«
    »Ein kleines Mädchen«, sagte Swetja. »Ich habe sie gesehen, glaube ich. Sie stand immer noch neben dem Graubart, mitten unter all diesen Geistern. Ich weiß nicht, was die Götter mit einem Kind anfangen wollen. Andererseits sind sie gekommen, um die ganze Welt zu übernehmen, und vermutlich werden sie vor den Kindern nicht Halt machen.
    Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was aus dem Mädchen geworden ist. Aber sie ist nicht hier, wo sie alle Menschen hingebracht haben, die sie nicht gebrauchen können.«
    Gontas starrte vor sich hin. Es schien ein unwürdiges Ende zu sein nach der langen Jagd, wenn er seinen Schützling auf diese Weise verlor. Er durchforschte seine fremden Erinnerungen nach einem Weg, Halime von dieser Heimsuchung zu befreien. Gab es eine Möglichkeit, sie zurückzuholen, selbst wenn ein Geist von Gehenna Besitz von ihr ergriffen hatte?
    Gontas spürte eine zaghafte Berührung am Arm. Swetja legte ihm tröstend die Hand darauf.
    »Dieser Sprecher der Bewahrer«, sagte Gontas leise. »Er meinte, Halime wäre eine von ihnen, und er nehme sie in seine Obhut. Jetzt sind sie alle zu den alten Göttern gegangen, und sie konnten sich selbst ebenso wenig schützen wie irgendjemanden sonst.
    Gottesstreiter. Ob sie

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