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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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»Ihr feigen Verräter! Ihr könnt unsere Gefährten nicht im Stich lassen, nicht schon wieder. Wohin wollt Ihr mich diesmal verschleppen?«
    Borija seufzte. »In den Turm, dewa Swetjana. Da wolltet Ihr doch hin.«
    »Was?« Swetja wehrte sich empört gegen seinen Griff. »Eben habt Ihr noch erzählt, dass wir unmöglich dorthin gelangen können. Dass all die Ungeheuer in der Halle darunter eine Versammlung abhalten!«
    »Die Lage hat sich verändert. Die Dämonen haben uns unten entdeckt, und sie werden uns nun bei den äußeren Pforten suchen. Solange unsere Verbündeten dort für Ablenkung sorgen, können wir uns oben vielleicht vorbeischleichen. Ich nehme an, der Turm ist inzwischen das sicherste Ziel.«
    »Und dann?«, fragte Swetja. »Ich glaube Euch nicht, dass Ihr nun alle Gefahren auf Euch nehmen wollt, um die Maschine zu vernichten. Wenn Ihr mich jetzt dorthin bringt, weit fort von allen Fluchtwegen, dann habt Ihr doch nur wieder einen neuen schmutzigen Plan im Sinn.«
    »Mein Plan ist derselbe geblieben«, sagte Borija. »Wir flüchten von diesem Ort. Es gibt einen geheimen Durchgang im höchsten Turmzimmer, den wir nehmen können.«
    »So weit oben?«, rief Swetja. »Unmöglich! Wenn es da einen Ausgang gibt, müssten wir fliegen.«
    »Ihr vergesst das Rohr, das an der Bergflanke entlangführt und ins Turmzimmer mündet. Die Südländer sind auf diesem Weg hereingekommen. Ihr habt selbst gesehen, wie die Graubärte ihre Gefangenen von dort fortgebracht haben. Wir werden die Zitadelle auf demselben Weg verlassen, dewa Swetjana.«
    Swetja schüttelte den Kopf. »Ihr habt Euch kein bisschen geändert, Hauptmann. Wenn Ihr gleich zugegeben hättet, dass es oben im Turm einen weiteren Fluchtweg gibt, dann hätten wir uns im Keller womöglich anders entschieden und wären alle gemeinsam dorthin gegangen. Aber Ihr erzählt immer noch Lügengeschichten, damit alle brav dahin marschieren, wo es Euch gerade einfällt. Ihr wollt, dass ich Euch wieder vertraue? Wie könnte ich das!«
    »Ich habe nicht gelogen«, sagte Borija. »Ich habe nur ein paar Einzelheiten weggelassen, damit die gierigen Söldner nicht auf dumme Gedanken kommen. Und der Buschländer ist mit den Südländern hereingekommen. Er wusste von dem Weg durch das Rohr und hätte selbst etwas sagen können, wenn er gewollt hätte.
    Stattdessen haben Eure fremden Freunde sich für meinen Weg entschieden, und sie waren edel genug, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, damit ich Euch in Sicherheit bringen kann. Wenn Ihr jetzt zaudert wie ein trotziges Kind, dann bringt Ihr uns alle nur in noch größere Gefahr.«
    »Sie kennen Euch nicht, so wie ich Euch kenne. Ihr habt mich zu diesen Ungeheuern gebracht, Borija. Den ganzen Weg von daheim habt Ihr mich hierher geschleppt und um mein Vertrauen geworben, nur um Euch von Euren neuen Herren einen netten Posten zu erkaufen. Ich will nicht länger mit Euch gehen!«
    Borija senkte den Kopf und biss die Zähne aufeinander. »Ich kann es Euch nicht verübeln, dass Ihr so von mir denkt«, sagte er leise. »Aber ich werde Euch beweisen, dass ich es diesmal aufrichtig meine und dass ich Euch beschützen kann. Wenn es vorbei ist, wenn wir in Sicherheit sind, dann werdet Ihr anders von mir denken.
    Doch bis es so weit ist, nehme ich Euch notfalls auch gegen Euren Willen mit auf diese Flucht. Ihr könnt Euch nun überlegen, ob Ihr weiterhin einen Tumult veranstalten wollt, bis wir irgendwann alle Dämonen Gehennas am Hals haben und sinnlos sterben. Oder ob Ihr die Gelegenheit ergreift und das tut, was Ihr ohnehin vorhattet, ob Ihr, auch wenn meine Gesellschaft Euch zuwider ist, dennoch in den Turm gelangen wollt, wo Ihr vielleicht etwas für Eure Heimat tun könnt, bevor wir uns von diesem Ort verabschieden. Was ist also, dewa Swetjana? Muss ich Euch weiterhin die Stufen emportragen?«
    Swetja presste die Lippen aufeinander und schüttelte stumm den Kopf. Gemeinsam flohen sie die schmale Wendeltreppe hinauf bis dorthin, wo sie endete. Hinter ihnen blieb alles still, Swetja hörte weder einen Kampf noch irgendwelche Verfolger im Treppenhaus.
    Borija führte sie durch verwinkelte Gänge. Vor jeder Biegung kundschaftete er den Weg aus und winkte Swetja hinter sich her. Die hatte Seitenstechen, nachdem sie die Treppe hinaufgerannt war, und konnte die ruhigere Gangart gut gebrauchen.
    Es gab kein Fenster in diesem Gebäude, überall nur Mauern aus Kristall, die gelb schimmerten in einem matten Abglanz des Tageslichts draußen. Swetja

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