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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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fuhr durch die Rüstung, spaltete Eisenholz, schnitt durch Leder und Muskeln und bis auf den Beckenknochen.
    Borija sprang zurück. Schwer atmend verharrten die beiden Kämpfer einen Moment lang voreinander.
    »Hui. Eigentlich wollte ich erst mal ein paar ruhige Schlagwechsel, um deine Stärken zu erkunden. Aber du kämpfst so unbeholfen, da konnte ich nicht widerstehen«, spottete Borija. »Du bist ja wahrhaftig so plump, wie dein scheußlicher fetter Leib aussieht.«
    Die Söldnerin stieß ein Brüllen aus und griff wieder an. Borija tänzelte leichtfüßig zur Seite. Er parierte ihre Schläge und verhöhnte sie weiter. »Du fühlst dich gedemütigt, weil man mich zu deinem Hauptmann gemacht hat? Weißt du was, ich verzichte auf deine Dienste. Ich habe dich ohnehin nur aus Mitleid in mein Kommando aufgenommen. Du bist so ein hässliches Stück. Wenn du diesen Körper gewählt hast, weil du etwas Besseres wolltest, als du in deiner Heimat finden konntest, dann muss Gehenna in der Tat ein trauriger Ort sein.«
    Die Söldnerin raste. Borija duckte sich unter einem ungeschickt hackenden Schwerthieb, und mit weitem Schwung durchtrennte er ihr ein Bein.
    Die Söldnerin kippte nach vorn. Mit einem Klatschen landete sie vor Borija auf den Steinfliesen. »Mein Herz wolltest du?«, fragte er. »Das wirst du dort am Boden nicht finden. An dich habe ich es bestimmt nicht verloren.«
    Er trat vor und wollte ihr den Gnadenstoß geben.
    Da wand sie sich, behände wie eine Schlange, und schlug mit dem Schwert zu. Borija sprang hoch. Die Klinge sauste unter seinen Füßen hindurch. Er taumelte nach hinten.
    Lange schwarze Fäden liefen aus ihrem Beinstumpf und aus den abgetrennten Gliedmaßen. Sie krochen aufeinander zu. Einer der Klauenfinger, die Borija mit seinem ersten Treffer erwischt hatte, lag in Reichweite. Die Söldnerin hielt die Hand daran, und er saß wieder fest. Die zähen schwarzen Fäden, die halb flüssig über den Boden krochen, schlangen sich umeinander und zogen die abgeschnittenen Teile auf den restlichen Leib zu.
    Die Söldnerin blickte vom Boden auf. »Denk dran«, sagte sie. »Ich bin kein schwacher, verletzlicher Mensch!«
    Borija stand da wie erstarrt. Er schaute auf seinen Säbel.
    Swetja trat aus der Deckung der Röhre. Sie musste etwas tun. Aber wie konnte sie in den Kampf eingreifen? Ratlos schlich sie durch den Raum und suchte nach einer Waffe. Der Haufen von Schwertern und Dolchen, der gestern noch unter einem der Fenster gelegen hatte, war verschwunden. Das war wohl die Ausrüstung der gefangenen Söldner gewesen, und die hatten sie sich wieder geholt, nachdem sie zu Dienern der alten Götter geworden waren.
    Misstrauisch spähte Swetja zur Treppe. Die zweite Dämonin in dem allzu vertrauten Körper wartete ab, lässig gegen die Wand gelehnt. Sie machte keine Anstalten, ihrer Kameradin beizuspringen. Mit wachen Augen, aber ohne sichtbare Regung, verfolgte sie, was in dem Turmzimmer vorging. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre verzerrten Züge.
    Swetja konnte einfach nicht vergessen, wer diese Frau gewesen war. Sie rief ihrer früheren Freundin zu: »Nis, das bist doch du, irgendwo dort drin. Bitte hilf uns. Ich weiß, dass du noch da bist!«
    Anisja hob spöttisch eine Augenbraue. Aber Borija, als er Swetjas Stimme hörte, löste sich aus seiner Erstarrung. »Swetjana, verschwindet hier!«
    Er griff die Söldnerin wieder an. Es war eine Finte! Ihr Schwertstreich ging ins Leere, Borija schlug ihr die Klinge nach unten. Durch die Bewegung rissen die zähflüssigen Stränge, die ihr abgetrenntes Bein zurück zum Körper zogen. Der Stumpf rutschte ein Stück vom Unterschenkel weg. Die Söldnerin kippte zur Seite, ihr halb aufgerichteter Oberkörper neigte sich – und Borija war an ihrer Deckung vorbei, hinter ihr und stach ihr den Säbel in den Nacken.
    Schlaff sank die Söldnerin zu Boden. Das Schwert entglitt ihren plötzlich gelähmten Fingern. Sie brüllte erneut auf. Die Wunde an der Wirbelsäule füllte sich mit schwarzem Schleim. Ihre Finger zuckten schon wieder, tasteten … Borija trat ihre Waffe weg und außer Reichweite.
    Ihre andere Hand stieß vor, die Klauenhand, die nur noch aus einem Daumen und einem wieder angewachsenen Finger bestand. Eine Kralle erwischte Borija am Bein und riss ihm die Hose und die Wade auf. Er taumelte zurück, drehte sich und schlug die Hand ganz ab. Erneut holte er aus und durchtrennte auch die Rechte.
    Schwarze Fäden liefen wie Rinnsale aus den Verletzungen

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