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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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ihnen hing der aufgeblähte Styx am Himmel wie festgenagelt, so als wollte er das Bauwerk auf dem Gipfel verschlingen.
    Tori sah die Graubärte an und schüttelte sich. Sie dachte an die Wurmfrau. »Hm, sind nich wählerisch, die Geister von Gehenna, was?«
    Gontas folgte ihrem Blick und verstand. Er grinste. »Wirklich nicht. Euch wollten sie trotzdem nicht haben. Was sagt man dazu?«
    Mart lachte. »Dass die Geister von Gehenna wählerischer sind als du, wenn sie ihre Begleiter picken. Und als ich, ne, Tori?«
    Sie drohte den Männern mit dem Haken.
    Gontas trat zögernd ein paar Schritte vom Höhleneingang fort. Das Holz an seinen Füßen knirschte. Gontas rutschte eine Armlänge und fuhr sich im verharschten Schnee fest. Beherzt machte er einen Satz und landete am Rand einer kleinen Kuhle. Er nahm Fahrt auf. Die schmalen Holzstücke rauschten über den Schnee. Gontas glitt durch die Senke und wurde langsamer, als er auf der anderen Seite hinauffuhr. Er blickte den Hang hinab, der vor ihm steil abfiel, durchzogen von weiteren Mulden, von Spalten, Graten und herausstechenden Felsen.
    Tori kam neben ihm zum Stehen. Sie keuchte, vor Anspannung, nicht vor Anstrengung. »Wie bremst man die Dinger überhaupt, hm?«, fragte sie.
    »So wie jetzt«, antwortete Gontas.
    »Ne«, sagte Tori. »Ich mein, wenn’s grad keine Delle im Hang gibt, wo man ’n Stück aufwärtsfahrn kann.«
    »Wie man am Hang anhält?«, gab Gontas zurück. »Keine Ahnung! Wenn du gegen einen Felsen prallst, nehme ich an, dann wirst du langsamer werden.« Er stieß sich ab und fuhr in den Steilhang ein.
    Tori sah sich um. Die Verfolger waren ein Stück zurückgefallen, aber sie liefen verbissen und mit übermenschlicher Ausdauer. Aufgeregt riefen sie ihre Kameraden herbei, und es waren viele.
    Tori seufzte und schlitterte hinter Gontas her. Das grobporige Eis zupfte von unten an den Bändern, die das Holz an den Füßen hielten, aber allmählich nahmen sie Fahrt auf an dem gefrorenen Hang. Gontas lenkte mit den Säbelklingen. Mart hielt sich mit zitternden Knien im Gleichgewicht und stützte sich mit dem Schwert ab. Tori hatte nichts dergleichen, ihr Haken und der Dolch waren viel zu kurz, um den Boden zu erreichen. Sie ging etwas in die Hocke und versuchte, das Gleichgewicht zu halten, während sie schneller und schneller wurde. Schon glitt sie an Gontas vorbei.
    Sie legte die Kufen schräg, um so vielleicht ein wenig langsamer zu werden.
    »Würd ich lassen«, rief Gontas ihr nach. »Sind zu kurz. Kein Halt. Du überschlägst dich nur und brichst dir alle Knochen.«
    »Was tu ich dann?«, fragte Tori.
    »Weiterfahren«, schrie Gontas. »Nicht umfallen!« Er brüllte vor Lachen.
    Mart fluchte laut hinter ihnen. Tori wagte nicht, sich umzudrehen. Auch Gontas blieb zurück, und Tori konzentrierte sich auf den Weg, der vor ihr lag. Sie raste talwärts. Mit einigen Schlenkern versuchte sie, zu bremsen, behutsam, damit sie nicht die Herrschaft verlor. Es brachte kaum etwas. Findlinge sausten als graue Schatten an ihr vorbei. Sie musste weit vorausschauen, um ihren Weg zu planen, und dabei wuchs die Gefahr, dass sie eine kleinere Spalte oder Unebenheit direkt vor ihren Füßen übersah, ins Straucheln kam und bei dieser rasenden Abfahrt an den Felsen zerschellte …
    Die Angst war da. Panik. Zugleich ein Hochgefühl und ein Rausch. »Gontas!«, schrie sie gegen den Fahrtwind. »Ich hasse dich, du verrückter Wilder!«
    Sie sah und hörte nichts mehr von den Männern, die womöglich längst in eins der Seitentäler abgebogen waren, von denen es an der Bergflanke viele gab. Tori schwang vorsichtig aus den Hüften. Die merkwürdigen Kufen an ihren Stiefeln reagierten, und bald fuhr sie sicherer. Sie lenkte ihre Fahrt, aber bremsen konnte sie nicht.
    Tori genoss den Rausch. Dann und wann ruckte es unter ihren Füßen, wenn die Riemen über eine Unregelmäßigkeit im Eis scheuerten. Sie konzentrierte sich auf ihr Gleichgewicht. Dabei malte sie sich aus, wie ihr eines der Hölzer von den Sohlen gerissen wurde und sie auf einem Bein talwärts sauste.
    Warum nicht? Sie war gewandt, geschickter als Mart und all die plumpen Affen, die sich in den Städten Söldner nannten! Sie konnte die Fahrt auch auf einem Bein schaffen, wenn es sein musste.
    Zum Glück, bevor Tori allzu übermütig wurde, nahm die rasende Fahrt ein Ende. Braune Flecken mischten sich unter das Weiß, der Schnee wurde schmutziger und nasser. Geröll stach durch die dünne Schicht, schrammte über

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