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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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bebte. Der Riese holte aus und ließ seine Steinfaust von oben auf Tori herabsausen.
    Die sprang von dem Drachen herunter. Ihr Haken scharrte über die Flanke der Kreatur; die Spitze der Sichel fand Halt und brach ab, und Tori rutschte zu Boden und landete auf dem Gesäß. Ein Schmerz fuhr ihr durch den Rücken bis hinauf in den Kopf.
    Die Faust des Riesen traf den Drachenrücken und zersplitterte. Der Steindrache wurde nach unten gedrückt, ein Spalt platzte auf seinem Rücken auf. Ein Brocken sprang ihm aus dem Hinterbein, das nun bei jedem Schritt weiter zerbröckelte. Mit einem fast lebendigen Knurren fuhr der Drache herum.
    Einer seiner Schlangenhälse stieß gegen das Bein des Riesen und barst. Der Kopf rollte davon und verschwand im Nebel. Auch der Riese strauchelte. Unwillig trat er den Steindrachen zur Seite. Er ruderte mit dem unversehrten Arm und zerschmetterte damit einen weiteren Drachenkopf. Dann fiel er langsam nach hinten und schlug mit lautem Getöse am Boden auf. Felsbrocken rutschen in sämtliche Richtungen davon, lagen still, und der Nebel verschluckte sie alle.
    Der Drache wankte unter dem letzten Tritt. Er taumelte zu einer Seite, die Beine dort knickten ein. In diesem Winkel konnten sie den mächtigen Leib nicht tragen und brachen ab.
    Tori fluchte. Sie kroch rückwärts, als der Felsrumpf langsam in ihre Richtung schwankte – dann kippte der Drachenkörper mit einem Mal zur anderen Seite, zerquetschte sein letztes unversehrtes Bein unter sich und regte sich nicht mehr. Aus dem Steindrachen war wieder ein bloßer Felsblock geworden.
    Mart und Tori verharrten schwer atmend. Tori saß auf dem Boden, stützte sich auf die Ellbogen und suchte nach einer Haltung, in der die Schmerzen erträglich waren. Mart stand neben ihr, vorgebeugt und die Hände auf die Oberschenkel gestützt.
    Eine Weile sagte keiner etwas.
    »Scheiße«, brachte Mart schließlich hervor. »Respekt für die Steinhauer. Machen das jeden Tag. Wär nichts für mich.«
    Tori grinste. »Hab ich’s dir gezeigt, hm? Braucht man Stein, um den großen Stein zu brechen … Übrigens, dein Schwert ist Schrott.«
    Sie musterte die Klinge, die neben ihr auf dem Boden lag. Der Stahl war voller Scharten und sah aus wie angenagt.
    »Scheiße, ja«, antwortete Mart. »Und mein Handgelenk tut weh. Sei froh, dass du keins mehr hast.«
    »Hm, sehr komisch«, erwiderte Tori. »Wollt grad dasselbe über Arsch und Rückgrat sagen. Aber mein Haken hat auch ’ne Katsche weg.«
    Sie hielt die Sichel hoch. An der Spitze fehlte ein Stück. Die Klinge war ein paar Fingerbreit kürzer, immer noch spitz und scharf genug, aber Tori wusste, dass sie diesem Haken nicht mehr ihr Körpergewicht anvertrauen würde.
    »Pssst«, sagte Mart. »Was ist das denn?«
    Sie verstummten. Tori kam auf die Füße, und sie starrten hinaus in den Nebel. Die Schwaden wogten. Wirbel tanzten über dem Boden und flossen langsam in ihre Richtung. Ein mahlendes und malmendes Geräusch war zu hören. Tori standen die Haare zu Berge.
    Da erhob sich vor ihnen ein breiter steinerner Schlangenkopf aus dem Bodennebel und starrte auf sie herab.
    Gontas kroch über den Boden. Seine Sinne waren immer noch verwirrt, aber allmählich erholte er sich. Er hatte Schmerzen im Kopf und in der Schulter. Er bewegte sich an der Felswand am Rand des Tals entlang und hielt den Kopf unten. So gelangte er zu der Stelle, wo er hinwollte: zu einem Felsvorsprung, der fünfzig Schritt über ihm wie ein Balkon aus der Steilwand herausragte.
    Gontas presste sich dicht an die Wand und lauschte. Jedes Geräusch aus dem Tal hallte mit einem Echo in seinem Kopf wider. Er konnte nur mehr Licht und Schatten wahrnehmen, mit einer verschwommenen Aura darum herum.
    Keine guten Voraussetzungen für einen Kampf. Keine guten Voraussetzungen zum Klettern. Aber seine Aussichten an der Felswand waren jedenfalls besser als hier unten im Tal und gegen die Steinmonster.
    Gontas reckte sich. Mit den Fingerkuppen tastete er über den Stein, bis er Halt fand. Er zog sich hoch. Der Schmerz in seinem Kopf knirschte wie ein Eisblock, der im bitteren Frost einen Felsen sprengte. Gontas biss die Zähne zusammen und kletterte weiter.
    Zoll um Zoll arbeitete er sich nach oben. Mit den Armen zog er sich weiter und drückte sich mit den Füßen ab, je nachdem, wie er mit seinen tastenden Fingern und Zehen Halt fand.
    Der Nebel wurde dünner und blieb im Talgrund zurück, als Gontas höher stieg. Dann griffen seine Finger ins Leere und

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