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Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Stein. »Kar Ombos. Stadt der verrückten Hexenbaumeister.«
    Sie folgten dem Korridor, gelangten an eine Gabelung und entdeckten weitere Gänge. Sie kamen an Schächten und hoch oben eingebauten Fenstern vorbei, durch die das Mondlicht fiel. Immer wieder schnitten Lichtstreifen durch die Flure, in unterschiedlichen Farben, je nachdem, welchem der Monde die Fenster zugewandt waren.
    Sie mussten im Keller eines Hauses sein, oder in dem verbundenen Keller mehrerer Häuser, aber die Gänge schienen nirgendwohin zu führen. Sie wanden sich einfach nur umeinander, bis selbst Gontas die Orientierung verlor und das Gefühl hatte, sie würden im Kreis gehen.
    Ein bitterer Geruch lag in der Luft, der sogar über der qualmenden, blakenden Fackel wahrzunehmen war und über dem Gestank, den sie selbst aus dem Kanal mitbrachten. Er wurde eindringlicher, je weiter sie gingen. Es war kalt und feucht in diesen Kellergängen, und Gontas fragte sich, woher das kam – in dieser Wüste, wo es wieder ganz trocken war, seit sie das Tal der lebenden Steine verlassen hatten.
    Endlich erreichten sie doch einen Raum, eine regelrechte Halle mit vielen Zugängen, als würden sämtliche Korridore aus den unterschiedlichsten Richtungen hier zusammenlaufen.
    Tori tat einen Schritt in die Halle und taumelte wieder zurück. »Heilige Scheißgötter von Khâl!«, stieß sie hervor.
    Die ganze Halle stand voll mit Holzrahmen, in denen Menschenhäute mit Stricken aufgespannt waren.

17.
    Gesichter mit abstehenden Hautlappen und ohne Lippen grinsten die Eindringlinge an, die Haare hingen strähnig herunter. Durch die leeren Augenlöcher hindurch sah man die Umrisse dahinter. An der Wand standen Besen und Werkzeuge und Eimer mit einer trüben Brühe, aus denen derselbe Gestank aufstieg, der in den Gängen hing.
    Gontas’ Fackel glühte aus, das Holz verbrannte sich schon selbst. Doch die Halle hatte Fenster und Lichtschächte, die das Mondlicht hereinließen. Es fiel auf einige der grausigen Rahmen und tauchte sie in rotes, gelbes oder gespenstisch weißes Licht.
    Gontas ließ die Fackel sinken und hielt sie etwas schräg, damit das Feuer noch ein Stück am Holz lecken konnte und ein wenig Nahrung fand. Dabei fiel der Schein auf einen großen Haufen Gerümpel in einer Ecke des Raumes. Das meiste sah aus wie Kleidung, formlose Kutten, Leinenhosen, Lederwesten. Es lagen aber auch Waffen und Taschen dazwischen. Eine lange Stoßlanze ragte aus dem Haufen heraus.
    »Großartig!«, rief Mart. »Ein Ersatz für mein Schwert!«
    Er schleuderte die schartige Klinge von sich und stöberte in dem Haufen nach etwas Besserem. Er wog einen Krummsäbel in der Hand und entschied sich am Ende doch wieder für ein Breitschwert.
    Gontas trat langsam zu ihm. Tori kam als Letzte dazu. Sie warf nur einen flüchtigen Blick von der Seite auf die zur Schau gestellten menschlichen Überreste und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Das sind Waffen aus Khâl, du«, stellte sie fest. Sie begutachtete Marts neue Klinge und zog dann mit ihrem Haken einige Kleidungsstücke am Boden auseinander. »Und ’ne Menge von dem Zeug hier schaut aus, als hätt man’s Tarukans Söldnern vom Leib gezogen. Kann mir nicht vorstellen, dass sie’s freiwillig hergegeben haben.«
    »Hat vielleicht denen gehört, die der Knöchler erwischt hat, als Tarukan die Stadt eingenommen hat.« Mart zog eine dunkle, schmierige Kapuzenkutte aus dem Haufen. » Das hier jedenfalls hat bestimmt kein Söldner getragen. Könnte einem von den Finckels gehört haben. Ich nehm an, hier haben sie alles hingeschmissen, was nach dem Kampf um die Stadt über war.«
    »Hm, aye.« Tori zog spöttisch eine Braue hoch. Sie wies mit dem Daumen über die Schulter auf den Raum hinter sich. »Und da drüben han se dann die Toten bestattet, hm?«
    Gontas ging um den Haufen mit der Ausrüstung herum. »Tarukan hat die Stadt vor zwei Jahren erobert, wenn ich die Hexe richtig verstanden habe«, merkte er an. »Aber die Leichen hier sind frisch.«
    Tori und Mart drängten sich aneinander vorbei, um zu sehen, was er meinte. Drei Leichen lagen vor Gontas auf dem Steinboden, nackt bis auf das rohe Fleisch, das schwarzrot von geronnenem Blut überzogen war. Ungeziefer wimmelte über die geschundenen Leiber, die mit gebleckten Zähnen an die Decke grinsten.
    Gleich in der Nähe standen drei Gerüste mit frisch abgezogenen Häuten, die noch feucht glänzten. Haare und Gesichtszüge der Toten zeigten die typischen Merkmale des Volkes von

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