Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx

Titel: Im Mond des Styx - Lohmann, A: Im Mond des Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
die Wachen bemerken, dann wissen wir, wo wir hinmüssen.«
    Aus ihrer Deckung heraus behielten sie Kar Ombos im Auge. Die Stadt glich mehr einem Ruinenfeld als einer belebten Siedlung. Die Tafelberge hinter ihnen waren von schroffen Steilhängen geprägt, aber das Land vor ihnen fiel zum See hin sanft ab. Von ihrer Position aus konnten die drei die ganze Stadt überblicken wie die Ränge eines Amphitheaters.
    »Hätten die Viecher trotzdem mitnehmen sollen, hm«, beklage sich Tori halblaut. »Was, wenn uns was passiert? Wer findet sie dann im Tal der Steinmonster?«
    »Wenn uns was passiert«, knurrte Gontas, »dann will ich meinen Feinden die Beute nicht gleich vors Zelt stellen.«
    Sie verstummten wieder. Gleich vor ihnen verlief eine Rinne vom Ausgang der Schlucht bis zu einem halbkreisförmigen Becken. Von dort aus führte ein Kanal in Richtung Stadt und verschwand nach wenigen Schritten unter der Erde. Gontas fragte sich, wie viel Regen nötig war, damit die enge Klamm sich mit Wasser füllte und das Becken und den Kanal füllte. Obwohl es im Tal der lebenden Steine die ganze letzte Nacht geregnet hatte, war hier alles trocken geblieben.
    Während die Männer die Häuser im Auge behielten, beobachtete Tori den finsteren Schlund am anderen Ende des Beckens, wo der Kanal sich im Schatten eines gemauerten Bogens verlor.
    »Was schaust du in das Loch?«, wisperte Mart schließlich gereizt. »Ist dein Blick in ’n Kanal gefallen und weggespült worden?«
    »Hm, dachte, ich hätt da drin was gesehen. ’ne Bewegung.«
    »Siehst nur deine eigenen Jammer«, sagte Mart. »Ich seh da gar nichts.«
    »Zwei Augen sehn mehr als eins«, gab Tori zurück.
    »Sind vielleicht Ratten«, meinte Gontas. »In Apis habe ich viele Leute reden hören über die Ratten in den Abflüssen. Bezahlen sogar Jäger dafür, hab ich gehört.«
    Mart blickte zweifelnd drein. Sie schauten nun alle in Richtung des trockenen Kanals, der in dem finsteren Tunnel unter der Erde verschwand.
    »Ich will nicht mehr warten«, sagte Gontas. »Ich sehe nach.«
    Entschlossen nahm er beide Äxte in die Hand. Im Schatten des Berghangs lief er geduckt ein paar Schritte, sprang dann in die Zulaufrinne hinein und rannte an der Wand des Beckens entlang auf den Auslass zu.
    »Da!« Tori wies auf den Tunnel. »Hast du das gesehen?«
    »Du siehst Schatten, Weib«, knurrte Mart.
    Tori schnaubte. Sie hob die Hand mit dem Haken und stürzte los, geradewegs in das Becken und auf den Kanal zu.
    »Tori! Deckung! Du bist im Schussfeld!« Mart traute sich nicht zu rufen, und Tori konnte seine halblaute Stimme gar nicht mehr hören. Er fluchte, zog das Schwert und rannte hinter ihr her.
    Sie kamen fast gleichzeitig bei dem Tunnelschlund an.
    Gontas sprang hinein, mit einem Kampfschrei, der von den Wänden widerhallte. Er wirbelte um die eigene Achse und ließ die Äxte kreisen.
    Tori sprang zurück. »He! Pass auf, woste hinplotzt.«
    Mart seufzte. »Jetzt weiß wirklich jeder, wo wir sind.«
    Gontas hielt inne, die Beile zum Schlag erhoben. Er spähte in die Dunkelheit. »Unsinn«, sagte er. »Der Tunnel öffnet sich zum Berg hin. In der Stadt kann uns keiner hören.«
    Alle Monde standen inzwischen am Himmel und tauchten die Felsenstadt in ein dumpfes Licht. Mit jedem Augenblick, den sie vor dem Tunnelschlund standen, konnten sie tiefer in die Schatten blicken. Im ersten Augenblick hatte es so ausgesehen, als begänne die vollkommene Schwärze schon ein, zwei Schritt hinter der Öffnung. Inzwischen konnten sie mindestens sechs Schritt weit in den Gang hineinsehen, und sie waren allein.
    »Hab ich’s gesagt, blöde Musche. Hirngespinste. Wer so viel Angst hat, sollte nachts nicht mit den Männern losziehen.«
    »Sei doch still, du«, antwortete Tori. Sie trat einen Schritt tiefer in den Gang hinein und spähte wie Gontas mal nach links, mal nach rechts. »Ich seh se immer noch! Grad am Rand und im Schatten. Wie die blassen Jammer. Biste denn ganz blind jetzt?«
    »Und sie bleiben immer grad im Schatten stehn, klar.« Mart steckte verächtlich sein Schwert wieder ein. »Woher wollen deine eingebildeten Geister denn wissen, wie gut unsre Augen sich grad an das Zwielicht gewöhnt haben? Gib’s einfach zu, Tori – die Schemen lauern nur in deinem Kopf, nicht draußen im Kanal.
    Gehn wir lieber mal oben nachschaun, ob nicht aus der Stadt jemand kommt, der unsern Buschmann hat brüllen hören.«
    »Nein«, sagte Gontas. »Ich fühle es auch. Hier ist etwas, und es lässt mir

Weitere Kostenlose Bücher